Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Unterfranken. Der Ort heißt Rottershausen.«
Faruk sah seinen israelischen Partner besorgt an. »Willst du dahin?«
Elijah zuckte mit den Schultern. »Wir müssen jeder Spur nachgehen. Nach dem, was Regina und Jan über die Militanz dieser Pfeifen am Tegernsee erzählen, ist das ja nicht unwahrscheinlich. Wenn die einen paramilitärischen Dienst haben, dann schrecken die auch nicht vor dem Verbreiten von Viren zurück. Endzeit? Verstehst du?«
Faruk sah ihn genervt an. »Aber willst du dich nicht erst ein wenig erholen? Du bist so nicht einsatzfähig.«
Elijah schüttelte den Kopf. »Faruk, uns fehlt die Zeit.«
»Ist doch nur ein Kratzer«, wandte Poch ein.
Es klingelte an der Tür. Wie von der Tarantel gestochen, stieß sich Poch vom Stuhl ab und watschelte eilig zur Tür. Regina, Faruk und Elijah griffen zu ihren Waffen. Nur Jan trank noch einen Schluck Kaffee. Er hatte Ivans Unruhe schon längst bemerkt und ahnte, was jetzt kam. Eine sehr junge Männerstimme drang in das Esszimmer. Alle reckten ihren Kopf in Richtung Flur. Dann war Ivan zu hören.
»Ja, geh schon mal hoch … Ja, ich komme gleich.«
Mit großer Geste wackelte er wieder zu den Freunden, ließ sich aber nichts anmerken.
Elijah durchbrach das Schweigen. »Ivan, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber der junge Mann schien mehr jung als Mann zu sein.«
Poch errötete leicht am Hals. »Versuchen Sie bitte Ihre im Kibbuz erlernte Unhöflichkeit auf ein Minimum zurückzuschrauben, solange Sie mein Gast sind. Der junge Mann ist erstens ein Schüler und zweitens volljährig, Sie Meisterspion. Und dabei wollen wir hoffen, dass Ihre vergangenen Sexualpartner jeden Standard an Hygiene und Diskretion erfüllt haben.«
Diese Napalmreplik brachte selbst Elijah zum Schweigen. Niemand sagte mehr etwas. Keiner wollte den Gastgeber, der sie alle so großherzig aufnahm, beleidigen.
Schließlich durchbrach Poch selbst die peinliche Stille. »Faruk, fahren Sie doch mit dem Ordnen der Dinge fort. Mir scheint, dass die anderen etwas Licht benötigen.«
Faruk hatte die Szenerie still beobachtet. Er konnte nicht verstehen, warum man die sexuelle Orientierung eines Menschen thematisieren musste. Sie war privat, und als Gastgeber und Ältester der Runde besaß Ivan Poch jedes Recht, darauf zu bestehen. Respekt war das Schlüsselwort. Doch dies existierte sowohl bei den Israelis wie auch bei den meisten westlich geprägten Menschen nicht. Dort war alles möglich. Aber das stimmte eben nicht.
»Diese Sekte sollten wir uns baldmöglichst ansehen. Ich schlage vor, wir fahren noch heute zu diesem Ort, wie hieß er gleich, Ivan?«
»Rottershausen.«
»Genau, wir werden vorsichtig agieren.« Das war in Elijahs Richtung gemeint.
»Ich nehme auch an, dass der deutsche Staatsschutz trotz der Epidemie ermitteln wird. Jan und Regina – ich sage es ungern, aber da wir keine Mobilität besitzen, würde ich gern auf euer Fahrzeug zurückgreifen.«
Jan schüttelte den Kopf. »Das kannst du vergessen. Das ist der Wagen eines Kollegen, ein Porsche. Da kommst du mit vier Leuten nicht rein. Im Übrigen kann ich Elijah mit seinem ›Kratzer‹ nicht empfehlen, Aktionen, wie ihr sie bestimmt wieder vorhabt, durchzuführen.«
Elijah schüttelte den Kopf. »Da draußen, nicht wenige Kilometerentfernt, liegen Kameraden von mir, Jan. Wenn diese Sekten-Pfeifen damit etwas zu tun haben, möchte ich der Erste sein, der sie ›behandeln‹ darf. Dann kommst du halt als Sanitäter mit.«
Jan verdrehte die Augen. Aber es sollte noch schlimmer für ihn kommen.
Regina war es, die den entscheidenden Vorschlag machte. »Wir teilen uns auf. Faruk und ich reisen als bewährtes Pärchen nach Wien, in die Stadt am Fluss. Wir fangen mit Almuts letztem Aufenthaltsort an, gehen in die Akademie und suchen dort nach Hinweisen. Wien kenne ich nun einmal besser als jeder andere hier. Vielleicht können mir auch noch meine alten Verbindungen helfen. Wir reisen heute Abend …« Poch konnte sein Unglück kaum fassen. »… dann sehen wir auch, wie es dir mit deiner Verletzung geht, und wir können uns besser abstimmen. Jan und Elijah nehmen den Porsche, und wir schlagen uns mit dem Zug durch. Da wir beide keine deutschen Staatsbürger sind, dürfte die Ausreise etwas leichter sein. Wir müssen in Kontakt bleiben. Hat jemand angesichts der Stromausfälle eine Idee?«
Sie sah zu Elijah. Der schmunzelte, schrieb mit einem Stift eine Nummer auf und reichte sie Regina. »Ruf dort an. Du – nicht
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