Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

umschließt.«
    Poch besaß eine eingebaute Kamera in seinem Vergrößerungsglas, einem Gimmick, welches er aus einem Katalog für Sonderartikel erstanden hatte. Obwohl kunstsinnig und feingeistig, hatte er ein kindliches Vergnügen an solchen eher unnützen Erfindungen. Jetzt half das Gerät sehr. Er schoss Fotos, solange der Alkohol die Haut noch in einem guten Zustand beließ.
    »Ich schaue mir das später in Ruhe an, Jan. Wenn Sie das jetzt einfach vom Tisch räumen würden. Ich möchte gern weiter essen, und das ungern in Gegenwart der stinkenden Kopfhaut eines vermutlich Pockenkranken. Danke.«
    Faruk machte sich jetzt auch Platz auf dem Tisch vor sich. Faruk war das alles zu viel an Information. »Also, wir suchen ein Bild, eine notorisch Verschollene und diverse Attentäter und vermutlich suchen wir auch ein Antiserum.«
    Elijah stöhnte auf. Er wusste, dass Faruk jetzt Struktur brauchte.
    »Was haben wir?«, fragte Faruk rhetorisch. »Wir haben einerseits den verschwundenen Wissenschaftler, der sich um das ›Heißmachen‹ von Pockenviren verdient gemacht hat. Ein deutscher Mabuse, um nicht Mengele zu sagen, werkelt in israelischen Geheimlabors – was für eine Mischung. Kein islamistischer Hassprediger käme auf eine solche Verbindung. Und der Deutsche vergiftet dazu mit Hilfe einer deutschen Sekte die eigenen Landsleute, ob beschnitten oder nicht. Das ist alles etwas zu viel Fiktion. Wir haben noch deinen Auftraggeber, Regina, der dich mit Almut und mit einem Kunstbeschaffungsauftrag geködert hat.«
    Die vier starrten den Syrer entrüstet an.
    Jan fand zuerst Worte. »Weiser Wüstenscheich, lass uns Unwürdige teilhaben an deinem Quell des Wissens.«
    Faruk überhörte den Spott. »Noch wissen wir nur eins: Die Pocken sind da, und sollten sie, was sehr wahrscheinlich ist, dieLandesgrenzen missachten, wird es in allen nicht so hochentwickelten Ländern wie dem meinigen zu mehr als apokalyptischen Szenen kommen. Wir haben also keine Zeit. Nach den letzten Meldungen verbreitet sich das Virus rasend schnell. In spätestens drei Tagen wird es über die Türkei den Nahen Osten erreicht haben. Meine Verbindungen sagen, dass der Impfstoff hier nicht oder nur vermindert wirkt. Es ist also ein Rennen gegen die Zeit. Was wissen wir also genau?«
    Er nahm ein großes Blatt, das er von Ivans Schreibtisch genommen hatte, und begann zu malen. Es war ihm ein Anliegen, die Puzzleteile zu visualisieren. Lange bevor irgendwelche FBI -Agenten ihre Profiling-Künste der Öffentlichkeit präsentierten, war er in seiner Abteilung schon diesen Weg gegangen. Auch das war seiner Zeit bei der Staatssicherheit geschuldet. Der DDR -Dienst war in Akribie und Analyse kaum einer Organisation unterlegen gewesen. Man hörte das in diesem Land ungern. Aber Faruk ging mit dieser Erkenntnis auch nicht hausieren.
    »Gut, ich gebe euch recht, die Indizien sprechen dafür, dass die Sekte etwas damit zu tun haben könnte. Zumal die Killer von Ezechiel ohne großen Schutz vor den Pocken operierten. Entweder waren sie lebensmüde, oder sie besaßen ein Antiserum – im Gegensatz zum Rest eurer Landsleute.«
    »Seiner Landsleute«, betonte Regina lächelnd. Aber Jan fand das gar nicht komisch.
    »Okay, kommen wir zum nächsten Verbrecher aus Deutschland, dem Wissenschaftler.«
    Elijah begann: »Er kam für einige Jahre nach Israel, um an den Pocken zu forschen. Verschont mich mit Verschwörungstheorien über Israels Bestreben, die arabische Welt mit Pocken auslöschen zu wollen. Diese Wissenschaftler lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Die, die das Pockenvirus komplett ausrotten wollen, um jede Gefahr des Missbrauchs damit auszuschließen. Und jene, die damit forschen wollen, weil sie glauben, dass es niemals aussterben wird und man sich darauf vorbereiten muss. Izzakh Roth gehörte zur zweiten Gruppe. Seine Spur verliert sich hier in Deutschland. Es gibt kein Grab. Und ein Wissenschaftlermit ähnlichem Namen, Günther Roeder, ist nachweislich kein Jude, wie Roth es eben war.«
    Faruk lächelte spöttisch. Elijah reagierte sofort. »Diesen Beweis haben meine Kollegen von zwei Nutten, die …«
    Regina winkte ab. »Schon klar, er war nicht beschnitten. Das ist etwas vage, ein Nachfragen allemal wert.«
    Elijah blickte in die Runde. »Für eine Kunstreise fehlt uns die Zeit. Wo ist der Hauptsitz dieser Sekte, Ivan?«
    Poch wirkte enttäuscht, aber antwortete artig. »Er liegt nicht weit von hier an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in