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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Faruk. Nicht in allen Außenstellen unseres Büros werden Syrer schon so geschätzt wie von mir.«
    Faruk blieb unbewegt.
    »Über diesen Kontakt werden wir kommunizieren. Ich sorge dafür.«
    Regina nickte, ehe sie schmunzelnd zu Poch sah. »… Und dann treffen wir uns wieder hier bei unserem großzügigen Gastgeber. Lieber Ivan, stellen Sie uns doch jetzt den jungen Mann einfach mal vor.«
    Ivan Poch stöhnte auf und warf den Kopf nach hinten. Und plötzlich funktionierten die Handys wieder. Bei allen piepste und brummte es. Eingehende Mails und SMS konnten nunmehr endlich gelesen werden. Wie Dürstende auf einen Brunnen stürzten sich die vier auf ihre Telefone. Auch Jan griff nach seinem Smartphone. In diesem Moment klingelte es. Er runzeltedie Stirn, als er die Nummer sah, und hob schweigend die Hand, als Regina ihn fragend ansah.
    Jan begann zu sprechen.
    »Was willst du?«
    Alle zuckten zusammen.
    »Was? … Was ist passiert? … Wo steckst du, Stefan? … Um Gottes willen … Ja, ich komme.«

Bad Bentheim, Deutschland, 18. 12., 19.49 Uhr
    Er lag im Sterben und dachte dabei an die Weihnachtsgeschenke. Ausgerechnet jetzt. Er hatte sie auf Drängen seiner Frau schon frühzeitig gekauft. Ein rosa Prinzessin-Lillifee-Roller für beide Mädchen und zwei Puppen lagen jetzt gut verpackt in seiner Garage in Bad Bentheim. Eine der kleinen Empfängerinnen aber befand sich zwischen anderen gefrorenen Leichen, die man in einem hastig aufgestellten Containerfriedhof in einem hässlichen Gewerbegebiet an der Autobahn zwischen der holländischen Grenze und Osnabrück zwischengelagert hatte. Auch ihre Mutter lag dort in einem steifen Knäuel aus toten Leibern. Nur die andere Tochter hatte auf seinem Rücken überlebt. Die Treffer des Schrots hatten wie durch ein Wunder nur Schrammen auf ihrem Gesicht verursacht. Die Patrouille hatte sie zu einem Kontaktpunkt gebracht. Dort sollten sie warten.
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, hatte er einem jungen Offizier gesagt. »Sie können mir in den Rücken schießen. Aber ich werde jetzt gehen.«
    Und obwohl drei Soldaten ihre Waffen erhoben hatten, konnte Krabbe weitergehen. Der Offizier, selbst Vater einer Tochter, hielt seine Männer zurück. Zu sehr waren die Bilder der Leichen der Frau und des Kindes in seinem Kopf hängen geblieben. Er wollte in dieser Nacht nicht noch weitere Menschen auf dem Gewissen haben. Krabbe hatte den Weg zurück nach Bad Bentheim nur mühsam gefunden. Er hatte ständig gehustet unddann, kurz vor dem Haus, die Schwellung an seinem Bauch gespürt. Die Krankheit hatte nun auch ihn erfasst. In seiner Verzweiflung hatte er sein Telefon genommen und wahllos versucht, alle Nummern, die er gespeichert hatte, anzurufen. Jemand musste sich nach seinem Tod um seine Tochter kümmern. Und dann wählte er, in einem Moment, in dem das Gerät senden und empfangen konnte, ausgerechnet die Nummer seines verhassten Schwagers.
    Jenes Schwagers, der ihn immer so von oben herab behandelt hatte. Dem sein kleines Haus in Bentheim zu miefig und langweilig erschien. Und der ihm selbst bei der Beerdigung seines Sohnes nicht die Hand geben wollte. Aber Krabbes Schwester hatte damals reinen Tisch gemacht. Den Kerl rausgeworfen. Wer sein Kind ersaufen lässt, kann nur ein Schwein sein. So hatte er es Andrea am Grab zugeflüstert. Und ausgerechnet dieses Schwein hatte er angerufen: Dr. Jan Kistermann. Und dieses Schwein war jetzt gekommen, um seine Tochter zu holen. Tränen liefen über Krabbes dreckiges, bereits von Beulen gezeichnetes Gesicht, als er den großen, schlanken Mann vor sich sah. Er hätte kotzen können.
    Jan war mit Pochs Auto an unzähligen Barrieren und Straßensperren vorbei in zehn Stunden nach Bad Bentheim gefahren. Regina hatte angeboten mitzukommen. Aber er wollte das allein machen. So vereinbarten sie, dass Regina mit Faruk nach Wien und Elijah nach Rottershausen fahren sollte. Dort würde Jan ihn treffen, aufnehmen und nach Wien weiterreisen. Österreich schien sicher, und Elijah wollte, bevor er aufbrach, in Frankfurt bei dem dortigen Konsulat Pässe für Jan und das Mädchen besorgen, so dass sie ungehindert über die Grenze kamen.
    Stefan Krabbe und er – das war vom ersten Tag ihrer Begegnung an ein Kampf gewesen. Jetzt lag Stefan dort im Sterben. Jan erkannte es sofort. Er lag röchelnd auf dem Sofa, dort, wo er die großen Reden beim ersten und einzigen Besuch Jans mit Andrea hier oben im Nordwesten der Republik geschwungen hatte. Krabbe spielte immer

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