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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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den toughen Sheriff, redete von Kameltreibern, »die unser Geld nehmen und nur faul herumsitzen«. Er,Krabbe, hätte es mit eigenen Augen gesehen. Jan hatte widersprochen. Es kam zum Streit. Jan und Andrea fuhren früher ab. Noch auf der Autobahn hatte er sich mit seiner Exfrau fürchterlich gestritten. Und jetzt lag dieser Unsympath vor ihm. Und auf dem Boden spielte seine Tochter selbstvergessen und friedlich mit Memory-Karten. »Du musst auf sie aufpassen«, hatte er noch sagen können. Dann war sein Herz stehengeblieben. Einfach so, während seine Tochter die Sonnenblumenkarte umdrehte.
    Hastig hatte Jan im ganzen Haus nach Kleidung und Nahrung für das Mädchen gesucht, als ihn ein Geräusch aus dem Flur aufschrecken ließ. Er rief nach der kleinen Martha und ging langsam die Treppe hinunter. Im letzten Moment sah er die Gestalt, aber zum Ausweichen war es zu spät. Der Kolben des Sturmgewehrs traf ihn an der Schläfe. Eine Stunde später war er mit fürchterlichen Kopfschmerzen wieder aufgewacht. Eine Patrouille der Bundeswehr, die schon jetzt nach Plünderern suchte, hatte ihn gestellt. Glücklicherweise hatte die kluge Martha den Männern erklärt, dass es sich bei dem bewusstlos auf dem Boden liegenden Mann um ihren Onkel handelte, ehe sie weiter mit den Karten spielte. Dann sahen die Männer das geschwollene Gesicht der Kleinen, sahen die schwarzen Punkte im Gesicht und nahmen Jan und sie mit zu einer mobilen Sanitätsstelle. Ein fetter Bundeswehrarzt hatte dort das Mädchen mit einem starken Schmerz- und Beruhigungsmittel behandelt, die kleinen Kugeln mit einer Pinzette aus Wange und Ohr geholt, die Wunden gereinigt und mit einem Verband geschützt. Dann sollten sie zu einem Lager, nicht weit von Bentheim, gebracht werden. Aber irgendetwas stimmte mal wieder nicht in der Logistik des Militärs, und so war Jan mit seiner durch die Betäubung schlafenden Nichte und anderen Flüchtlingen bei schneidender Kälte am Rand einer Bundesstraße auf der Ladefläche eines Lastwagens festgehalten worden. Junge Rekruten der Bundeswehr in grünen Gummischutzanzügen, die eigentlich für einen Atomschlag gedacht waren, hielten sie mit vorgehaltenen G36-Sturmgewehren in Schach. Keiner wollte mehr fliehen. Alle sehnten sich nach Wärme.

Bad Bentheim, Deutschland, 19. 12., 17.30 Uhr
    Gegen Morgen war ein Rentnerpaar still gestorben. Die Kälte, die Angst und nicht zuletzt die Verzweiflung ließ sie einfach dahingehen. Jan sah es und konnte nichts für sie tun. Sie schoben die Alten zum Rand der Ladefläche. Die Soldaten zogen sie herunter, und die mittlerweile steif gefrorenen Leiber fielen auf den harten Teer des Parkplatzes. Goldmünzen purzelten aus dem Jackenkragen des Mannes. In der Stille war das Brechen der Schädel beim Aufprall zu hören gewesen. Unauffällig, aber für Jan sichtbar, trat ein Soldat auf eine Münze und bewegte sich erst wieder, als die Leichen weggeschafft wurden. Dann bückte er sich und nahm verstohlen die Münze in seine Hand.
    Im Morgengrauen fuhr man sie endlich in ein provisorisches Lager an der Autobahn. Hier gab es Verpflegung. Aber Jan war nicht dazu in der Lage, irgendetwas anderes zu tun, als in die kalte, frostige Landschaft zu schauen. Nur Martha war ihm hier als Trost geblieben. Sie hatte erste Symptome der Krankheit gezeigt, aber die Krankheit schien jetzt bei ihr den Höhepunkt bereits überschritten zu haben. Überhaupt waren die Verläufe völlig unterschiedlich. Nicht geimpfte Personen schienen sich nicht anzustecken, obwohl mittlerweile eine Trennung angesichts der chaotischen Bedingungen nicht mehr aufrechterhalten wurde. Geimpfte wiederum fielen beim Essen oder beim Gang zu den Dixi-Klosetts um wie Skulpturen bei einem Erdbeben, schrien, spuckten Blut und verreckten ohne jede Beachtung durch die Umstehenden. Patrouillen informierten dann sogenannte Cleaningteams, die alle zwei Stunden mit Transportern durch das Lager fuhren und die Toten einsammelten.
    Das Lager glich einer Wirklichkeit gewordenen Apokalypse. Es war das Gelände einer großen Spedition für Baumaschinen und Kipplader, und der Parkplatz, vor kurzer Zeit noch mit großen LKW belegt, war in Windeseile vom Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk in eine Zeltstadt verwandelt worden. In einem Teil einer angrenzenden, fast 40 Meter hohen Lagerhalle waren Kinder und Schwerstverletzte in einem Lazarett der Bundeswehruntergebracht. Im anderen Teil lagerten Lebensmittel und die meisten Wertgegenstände, die man den

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