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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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geräumt werden musste.
    »Entschuldigen Sie, wir sind gleich weg. Aber wir wollen noch einen schnellen Blick …«
    Die Rothaarige legte einen Finger auf ihren Mund, kam näher, streckte ihre lange, knochige Hand aus und stellte sich leise vor: »Dr. Maria Setner, Kuratorin und Vorsitzende des Stiftungskreises dieser Gemäldegalerie.«
    Regina war überrascht. »Regina Bachmaier und mein Kollege Faruk Al-Ali aus Damaskus. Wir sind …«
    Setner nickte und unterbrach sie: »Ich weiß. Ezechiel schickt Sie.«
    Faruk hatte sich zu den beiden Frauen gesellt. Er hatte sich verbeugt, und sein Handkuss endete, wie es sich gehörte, kurz vor der Hand von Dr. Setner. Regina war immer wieder überrascht, welch sonderbare Höflichkeitsvorstellungen der Syrer manchmal offenbarte. Aber viel mehr interessierte sie, woherdiese Dame von Ezechiel wusste. Als ob sie diesen Gedanken lesen konnte, begann Setner leise zu sprechen.
    »Ezechiel war ein Freund, er liebte wie ich die Werke des größten Meisters Bosch. Mein Leben lang habe ich mich mit Bosch beschäftigt, lernte alles über seine Technik, seine Motive und seine Inspiration. Vor fünf Jahren lernte ich Ezechiel hier kennen. Er verbrachte ganze Tage vor diesem Werk. Damals gab ich noch Führungen für ausgewählte Gäste, und immer sah ich ihn dort hinten in der Ecke still in sich versunken sitzen.« Sie deutete auf eine Stelle, wo jetzt eine grimmige dicke Frau stand, die ihrer blauen Uniform nach zum Aufsichtspersonal gehörte. »Er saß auf einem dieser Klappstühle, die dicke Hornbrille auf den Kopf geschoben, ein Okular vor einem Auge und auf dem Schoß einen Skizzenblock. Ezechiel war ein stiller, schüchterner Mann. Sein Aussehen stieß die meisten Menschen ab. Ihm zuzuhören war schwer. Aber wir kamen ins Gespräch, und seine Sichtweise auf Bosch, die mehr spirituellen Charakter besaß, inspirierte mich …«
    Die kleine Frau machte eine Pause und wirkte, als ob sie einen Augenblick lang ihren Erinnerungen nachhängen würde. Regina nickte schweigend. Setner verscheuchte mit einem fast unwilligen Kopfschütteln ihre Gedanken und fuhr fort.
    »Wir tauschten uns aus, erzählten einander von unseren Besuchen in den Museen, die die großen Werke Boschs ausstellten. Aber vor circa fünf Monaten veränderte sich Ezechiel. Er hatte eine Frau kennengelernt. Eine sehr starke Frau. Sie ist diese Prophetin, die jetzt in Deutschland für Furore sorgt. Und binnen weniger Wochen glaubte er, dass Bosch mit seinen Werken die Zukunft der Menschheit vorausgesehen hatte. Als die Pocken ausbrachen, muss es aber zum Bruch zwischen dieser Prophetin und Ezechiel gekommen sein. Er rief mich an, erzählte mir«, sie machte eine Pause, »… dass er sich losgesagt hatte und … dass die Schergen der Sekte kommen würden … dass er sie in Tegernsee gesehen hatte … dass sie vom Teufel in die Welt gesandt wurden und ›das Werk‹ zerstören wollten. Er wollte sie in die Irre führen und bat mich, ihm zu helfen.«
    Regina war unschlüssig. Warum sollte sie dieser Frau glauben? Jemand öffnete zaghaft eine Tür und steckte den Kopf herein.
    »Frau Doktor?, Telefon für Sie.«
    »Ja, ich komme gleich.«
    Sie machte eine unwirsche Bewegung, und sofort schloss sich die Tür wieder. Setner fuhr fort: »Er hatte dann noch Kontakt zu einer anderen Frau. Auch so eine Irre, genauso fanatisch wie die Prophetin. Ezechiel kannte sie von früher, sagte er.«
    »Wie sah sie aus? Hat er Ihnen zufällig einmal ein Foto von ihr gezeigt?«
    »Ja, einen Zeitungsausschnitt. Sie muss eine Hexe sein. Sie hat aus einem introvertierten, sehr gebildeten Mann ein psychisches Wrack gemacht. Ich kenne ihren wirklichen Namen nicht, aber sie kommt aus Österreich – aus demselben Ort wie er. Ezechiel fuhr immer stundenlang mit dem Zug dorthin. Irgendwo in der Nähe von Linz in Oberösterreich. Rohrbrunn, hieß der Ort, glaube ich. Dann wurde sie schwanger, das hat er zumindest erzählt. Ezechiel glaubte, dass diese Person das Licht gebären wird. Das redete sie ihm jedenfalls ein.«
    Faruk schaltete sich ein. »Und wo ist die Frau jetzt?«
    Setner hob ihre schmalen Schultern. »Das weiß ich nicht. Aber sie, so sagte mir Ezechiel, schien die Lösung zu kennen. Nur kannte ich das Problem nicht, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Regina ging zwei Schritte nach vorn auf das Bild zu. Mit einem Schlag erkannten Regina und Faruk, dass Ezechiel die lange gesuchte Almut meinte. Das war es. Und die Verbindung musste in diesem

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