Die linke Hand Gottes
Podium mit den Popanzen für die Schwertkämpfer, von wo aus er die Aufwärmübungen verfolgt hatte, und marschierte auf Cale zu. Währenddessen ließ er ihn nicht aus den Augen, bis er sich direkt vor ihm aufgebaut hatte. Die jungen Materazzi unterbrachen ihre Übungen, um von ihren Plätzen aus zu verfolgen, was nun geschehen würde. Sie brauchten nicht lange zu warten. Kaum hatte Solomon Solomon Cale erreicht, da versetzte er ihm mit der flachen Hand eine saftige Ohrfeige. Ein paar aus dem Munus-Zirkel lachten schadenfroh, wie man über den Sturz eines Athleten im Rennen oder über einen angeschlagenen Boxer lacht, der den Schlag einfängt, der ihn für die nächsten Stunden außer Gefecht setzt.
Obwohl Cale taumelte, ging er nicht zu Boden, wie es Solomon Solomon erwartet hatte. Er warf ihm auch keine bösen Blicke zu, als er wieder auf Vordermann stand, dazu waren ihm willkürliche Abstrafungen und unerklärliche Wutausbrüche der Erzieher zu vertraut.
»Weißt du überhaupt, was du getan hast?«
»Nein.«
»Nein? Du wagst es, das zuzugeben?« Diese Worte wurden mit dem wütenden Unterton eines Spielers gesagt, der tausend Dollar ohne überzeugende Erklärung verloren hatte. Er schlug Cale noch einmal. Beim dritten Schlag begriff Cale, was er falsch gemacht hatte. In der Ordensburg handelte sich jeder, der unter einem Schlag zu Boden ging, gleich einen weiteren Schlag ein; hier hingegen war das Gegenteil der Fall. Also ging er zu Boden, wie es sich hier gehörte. »In Zukunft«, bellte Solomon Solomon, »schaust du geradeaus, du gibst Acht, was dein Meister tut, und lässt ihn nicht aus den Augen. Verstanden?«
»Jawohl.«
Damit machte Solomon Solomon kehrt und marschierte zu seinem Podium zurück. Cale rappelte sich mit brummendem Schädel wieder auf. Die anderen Schüler sahen schreckensstarr geradeaus, ausgenommen Vague Henri und Kleist, die ebenfalls nach vorn schauten. Nur einer ließ den Blick nicht von Cale: der größte und eleganteste Kämpfer der jungen Materazzi, unter dessen Schild Cale stand. Die anderen, die um ihn herum standen, lachten, nur der blonde Materazzi nicht, denn er war rot vor Ärger.
Auch Solomon Solomons Zorn war trotz der Schläge, die er Cale verabreicht hatte, noch nicht verraucht. Dass er wegen Cale auf so viel Geld verzichten musste, nahm er sich sehr zu Herzen. »Befasst euch mit euren Schülern. An die Kurzschwerter.««
Die jungen Aristokraten gingen auf die in Reihe stehenden Schüler zu und stellten sich ihnen gegenüber auf. Der große Materazzi schaute Cale fest an und warnte ihn: »Wenn du dich noch einmal so zum Gespött machst, dann lese ich dir die Leviten, dass du den Tag deiner Geburt verwünschst. Verstanden?«
»Ja, verstanden«, wiederholte Cale.
»Ich bin Conn Materazzi. Du nennst mich von jetzt ab Meister.«
»Jawohl, mein Meister.«
»Reich mir ein Kurzschwert.«
Cale wandte sich um. Dort hingen drei Schwerter an einer Holzstange. Alle hatten gleich lange Blätter, die aber teils gerade, teils gekrümmt waren. Für Cale machte das keinen Unterschied, ein Schwert war ein Schwert, also griff er einfach nach einem.
»Nicht das da.« Zur Bekräftigung bekam er einen Tritt in den Hintern. Cale nahm das nächste Schwert. Auch dafür erhielt er einen Tritt. Die Materazzi und einige Schüler schütteten sich vor Lachen aus. »Das andere«, sagte Conn Materazzi. Cale nahm es und reichte es lächelnd dem jungen Mann. »Gut so. Nun sag danke für den lehrreichen Tritt.« Stille trat ein, gespannte Stille, ob der Schüler vielleicht so verwegen sein könnte, zu protestieren oder gar zurückzuschlagen.
»Sag schon danke«, wiederholte Conn.
»Danke, mein Meister«, sagte Cale fast vergnügt – zu Henris und sogar zu Kleists großer Erleichterung.
»Ausgezeichnet«, sagte Conn, zu seinem Anhang gewandt. »Fehlendes Rückgrat weiß ich bei einem Domestiken sehr zu schätzen.« Dem schmeichlerischen Gelächter der anderen Materazzi setzte ein lautes Kommando Solomon Solomons ein Ende. In den folgenden zwei Stunden schaute Cale mit brummendem Kopf den Übungen des Munus-Zirkels zu. Nach dem Exerzieren verließen sie lachend den Platz und freuten sich auf ein Bad und ein gutes Essen. Nicht so für die Schüler, denn nun kamen mehrere ältere Männer, offenbar Ausbilder, die den Schülern zeigten, wie die Waffen zu handhaben und zu pflegen waren.
Später saßen die drei Jungen beisammen und unterhielten sich, Vague Henri und Kleist in gedrückterer Stimmung
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