Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
ich dir. Wow! Leo hat mit mir um zwanzig Dollar gewettet, dass eher die Hölle einfriert, als dass du mir das erlaubst.«
»Tja, es freut mich, dass ich meine Kinder zum Glücksspiel verleite.«
Clara war so erfüllt von Dankbarkeit über die überraschende Unterstützung ihrer Mutter, dass sie sie spontan umarmte. »Danke. Ehrlich.« Dann hatte sie eine Idee. »Willst du mit mir ins Tierheim fahren, um einen Hund auszusuchen?«
Obwohl Clara eigentlich erwartet hätte, dass ihre Mutter eher ein Saftglas ohne Untersetzer auf dem antiken Mahagonicouchtisch abgestellt hätte, willigte Libby ein und fügte hinzu: »Aber wie wär’s, wenn wir vorher noch kurz im Einkaufszentrum Halt machen und uns einen dieser raffinierten japanischen Roboterhunde ansehen? Ich habe gehört, die sollen viel besser sein als echte. Und man braucht nicht mal ’ne Hundekackeschaufel.«
»Netter Versuch«, erwiderte Clara, die bereits auf dem Weg nach oben war, um sich anzuziehen.
Keine Stunde später betrat Clara Um Tieres willen, River Pointes örtliches Tierasyl, und hatte keinerlei Vorstellung, welche Art von Hund sie adoptieren wollte. Größe, Rasse, Alter oder Geschlecht spielten überhaupt keine Rolle für sie. Auch der Charakter des Hundes interessierte sie nicht oder die Frage, wie gut er mit anderen Haustieren oder mit Menschen auskam. Es war ihr egal, ob er niedlich oder hässlich war, haarig oder kahl, kastriert oder trächtig. Sich Gedanken über solch grundlegende Faktoren zu machen war Clara nicht einmal in den Sinn gekommen. Ihr ging es allein darum, die erste Aufgabe von der Zeitkapsel-Liste zu erfüllen, um sie dann mit dem neuen roten Stift, den sie sich extra dafür gekauft hatte, streichen zu können. Zumindest sah die Sache so aus, bis sie den abgemagerten, weiß-karamellfarbenen Beagle erblickte. »Da«, sagte sie. »Am Ende der Reihe da drüben in der Ecke.« Sie deutete auf den beengten Zwinger des Hundes und sagte zu Jane, der übereifrigen Tierpflegerin, die einen Pulli mit einem heulenden Wolf trug: »Wie wäre es mit dem traurigen, kleinen Snoopy-Nachwuchs mit nur einem Ohr?«
»Sie meinen Dumbo ?«, fragte Jane zur Sicherheit noch einmal nach. Sie öffnete den Käfig und holte das lethargische Hündchen heraus. »Sie sind die Erste, die sich diesen kleinen Kerl hier anschauen möchte. Er wurde vor ungefähr zwei Monaten in einer Gasse gefunden, nachdem er von einem größeren Hund attackiert worden war. Dem armen Tier wurde fast das ganze rechte Ohr abgebissen, und er hatte einige ziemlich schlimme Verletzungen. Wir waren uns nicht sicher, ob er es überhaupt schaffen würde. Aber wie Sie sehen, hat er durchgehalten. Jaaaah, das hat er, gell, mein Schatz?!« Dann kraulte sie dem Hund den Bauch und gurrte: »Das haddi waddi hat er! «
Dumbo zuckte nicht mal mit der Wimper.
»Kann er hören?«, erkundigte sich Clara.
»Natürlich kann er. Er ist bloß ein ruhiger Kerl. Stimmt’s, das bist du, gell?« Jane kraulte ihm den Kopf, aber der Hund zeigte weiterhin keine Regung. »Stimmtsi wimpsi?«
Libby verdrehte die Augen.
»Spielt er toter Mann?«, fragte Clara.
»Manchmal sieht es anfangs so aus«, erklärte Jane.
»Reizend. Und ist er gesund?«, bohrte Libby nach. »Er sieht ziemlich mager aus.«
»Fit wie ein Turnschuh!« Jane nickte bekräftigend. »Er hat alle Impfungen bekommen, und es gibt keinerlei Anzeichen für Flöhe oder Hundeherzwürmer. Er hat einiges durchgemacht, deshalb kann er manchmal etwas zurückhaltend wirken, aber er ist sehr sanftmütig und wirklich goldig.«
Dumbo knurrte Jane an.
»Seine Zähne wurden erst kürzlich gereinigt. Möchten Sie ihn mal halten?«, fragte sie Clara.
Sobald sie das Hündchen in ihren ausgestreckten Armen hielt, fing es an zu bellen, erst leise, dann immer lauter, sein Stummelschwanz wedelte wie ein Scheibenwischer auf höchster Stufe, und es schlabberte Claras Gesicht mit nasser, hektischer Zunge ab. »Na du, hallo«, sagte sie und lächelte. »Schön, dich kennenzulernen.« Dann wandte sie sich an Jane und sagte in einem Ton, als würde sie lediglich ein Käse-Schinken-Sandwich bestellen: »Ich nehme ihn.«
»Äh … Ist das nicht ein wenig überstürzt?«, warnte Libby und trat einen Schritt vor. »Bist du dir sicher, dass das der Richtige ist? Willst du dir nicht noch andere anschauen? Vielleicht einen Hund mit zwei Ohren?«
»Ach was.« Clara streichelte dem zappelnden Hund den Kopf. »Das macht ihn zu etwas Besonderem.«
Dumbo heulte auf und
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