Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
dass ich das sage, aber haben Sie schon bei Kiste & Korb geschaut? Wir dürfen K&K hier eigentlich nicht in den Mund nehmen. Schsch! Sagen Sie’s niemandem weiter!« Er hielt sich den Zeigefinger an die glossigen Lippen und scharrte dabei mit dem rechten Fuß.
»Da war ich heute schon. Die hatten auch nicht das, wonach ich suche«, erklärte Clara mäßig begeistert. »Aber danke trotzdem. Ich fürchte, damit ist meine sinnlose Suche offiziell zu Ende.«
Greg schob die Unterlippe vor und zog eine Schnute.
Clara trottete aus der Ladentür. Nachdem sie es in fünf verschiedenen Geschäften versucht hatte, bekam sie langsam das Gefühl, es wäre leichter, eine neue Niere aufzutreiben, als eine Vase, die der von Mrs. Foster auch nur ansatzweise ähnelte. Sie kam zu dem Schluss, dass es letztendlich auf die Geste ankam, und wollte bereits wieder zu K&K zurückstapfen, um dort einfach irgendeine x-beliebige Vase zu kaufen, da hörte sie plötzlich eine schrille Stimme hinter sich.
»Halt, Herzchen, stehen geblieben!« Greg, der einen übergroßen, lila Kaschmirschal trug, kam auf sie zugaloppiert, ohne dass sein festzementierter Pony sich im Wind bewegte. »Sie haben so niedergeschlagen gewirkt, als Sie aus dem Laden raus sind, das hab ich nicht ausgehalten! Zwei Worte: Franks Antiquitäten . Das ist in der Ridge Road gleich neben dem Imbisslokal. Sagen Sie dem Guten, dass Greg Sie schickt. Tscha-hau!« Und mit einem Ruck drehte er sich um und stolzierte zurück in seinen Laden.
Clara hatte noch nie etwas von Franks Antiquitäten gehört, aber sie kannte das einzige Imbisslokal von River Pointe und fuhr direkt dorthin.
Der chaotische, muffig riechende Laden war kaum größer als eine Streichholzschachtel und vom Boden bis zur Decke vollgestopft mit altem Plunder. Als Clara den Namen Greg erwähnte, küsste ihr Frank, der korpulente Amerikaner indianischer Abstammung, die Hand und versicherte ihr, dass er genau das habe, wonach sie suche. »Das wäre wunderbar, aber ich muss Ihnen sagen, dass ich mir mittlerweile keine großen Hoffnungen mehr mache.«
Er betrachtete sie prüfend und berührte dabei das Türkis-Amulett, das an einem langen, verschlissenen Wildlederband um seinen Hals hing. »Na, dann sind Sie jetzt am richtigen Ort gelandet.« Sein Lächeln war breit und aufrichtig. Dann verschwand er kommentarlos hinter einem karmesinroten Vorhang im Hinterzimmer.
Unwahrscheinlich , dachte sich Clara und starrte ein altes Banjo an, auf das in grellen Farben ein Esel gemalt war. Sie konnte sich nicht vorstellen, welcher Mensch ein solches Ungetüm besitzen wollen könnte. Zweifelsohne müsste dieser Jemand entweder eine ungewöhnliche Affinität zu Maultieren haben oder eine ganz gewöhnliche Geisteskrankheit.
Frank kam ein paar Minuten später schnaufend und keuchend mit einer perlmuttfarbenen Vase zurück. »Hier, bitte schön. Aus der Schweiz. Ein Unikat.« Er reichte sie Clara und sah sie dabei eindringlich an.
Clara musterte das Stück, wog es in der Hand.
»Also? Was denken Sie?«
»Ich denke … Sie ist perfekt«, antwortete sie verblüfft. Die Vase war etwas kleiner und quadratischer, als die von Mrs. Foster gewesen war, aber wunderschön, und sie würde sicher genügen. Clara starrte Frank fassungslos an. »Ich kann es gar nicht glauben. Wie viel kostet sie?«
»Fünfundsiebzig Dollar. Aber für Sie …«, der Indianer grinste, wobei sich tiefe Grübchen auf beiden Wangen abzeichneten, »… gilt der Greg-Spezialpreis: fünfzig Dollar. Geben Sie mir sechzig, und ich lege das schöne Banjo dort noch mit drauf.«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, erwiderte Clara, die sich über seine Großzügigkeit freute. »Ich weiß das sehr zu schätzen. Ich nehme sie. Das heißt, nur die Vase.« Sie gab sie ihm zurück.
Frank nickte und fing an, sie in Zeitungspapier einzuwickeln.
Clara fühlte sich verpflichtet, Smalltalk zu machen, und lehnte sich an die schäbige, mit Fingerabdrücken übersäte Glastheke. »Bei allem Respekt, ich war mir sicher, ich verschwende bloß meine Zeit. Ich habe mir keinerlei Hoffnungen gemacht, als ich durch diese Tür hereinkam.«
Frank hielt beim Verpacken inne und sah sie prüfend an.
Clara war sich nicht sicher, warum er sie so eindringlich beäugte, aber sie konnte sich seinem stechenden Blick nicht entziehen. »Was ist?«, fragte sie schließlich, und befangen verlagerte sie ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. »Stimmt was nicht?«
»Es ist, wie ich es meinen Kunden
Weitere Kostenlose Bücher