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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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Walt Whitman, »Der ungenannte Wunsch«, in den Sinn: Der ungenannte Wunsch, von Leben und Land nie erfüllt, jetzt Reisender, segle vorwärts, zu suchen und zu finden. Es war schon lange, lange her, dass Clara an diese vertrauten Verse gedacht hatte. Aber sie hatte keineswegs vergessen, dass sie ihr in der »echten Welt« nach ihrem Studienabschluss und beim Aufbruch in ein neues Leben mit Sebastian eine gewaltige Quelle der Inspiration gewesen waren, weil sie Clara daran erinnerten, dass sie für ihr Schicksal selbst verantwortlich war. Wenn es jemals eine Zeit gegeben hatte, diese Idee wieder aufzugreifen, dann jetzt, wurde Clara bewusst, und sie fragte sich, ob es bloß an ihrer lebhaften Fantasie lag oder ob Todds Schneidezähne tatsächlich funkelten. Ach, es konnte nicht schaden, dem Mann ein paar Stunden Zeit für ein Essen zu widmen, beschloss sie. Es war ja nicht so, als würde sie sich bereiterklären, mit ihm das Muster für ihr gemeinsames Porzellanservice auszusuchen. Außerdem konnte sie noch immer absagen, wenn sie ihre Meinung änderte. Obwohl es ihr Angst machte, wusste Clara, was sie zu tun hatte.
    »Ich denke«, sagte sie, schob sich eine Strähne hinters Ohr und holte tief Luft, »ich … denke, ich habe am Freitag Zeit.«
    »Super«, sagte ein lächelnder Todd. »Wie wär’s, wenn ich dich so um sieben abhole?«
    »Gut«, murmelte sie und dachte dabei noch immer an »Der ungenannte Wunsch«.
Lincolns Mama ihre schöne Vase ersetzen, die ich zerbrochen habe

11
    »Die Kraft des Lebkuchens darf man nie unterschätzen. Lebkuchen ist mehr als ein bloßes Gebäck«, erklärte Alfred Guillaume, der hinter einer langen Edelstahlarbeitsplatte in der Versuchsküche des Chicagoer Instituts für Kochen und Gastlichkeit stand, feierlich mit seinem starken französischen Akzent. »Er ist mehr als ein aufwändiges Dekor. Lebkuchen ist Kunst ! Er ist ein Gefühl, das von hier drinnen kommt«, er legte die Hand aufs Herz und neigte den Kopf. »Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Spüren Sie es?«
    Chefkoch Guillaumes Schüler, die sich mit großen Augen eifrig Notizen machten, nickten andächtig bei den Worten ihres vom Time Magazine als »Gott der Kulinarik« titulierten Lehrmeisters, als würde er ihnen das Evangelium predigen. »Die Herstellung von Gebäck erfordert nur ein bisschen Können und die Fähigkeit, Anweisungen zu befolgen. Es braucht dagegen wahres Talent , Leidenschaft und Seele , um Lebkuchenarchitektur zu kreieren . Ich freue mich zu sehen, dass Sie alle heute Ihre Schürzen mitgebracht haben, weil es nämlich schmutzig zugehen wird auf unserer Reise ins Lebkuchenland!« Er platzte fast vor Enthusiasmus und tauchte beide Hände in den riesigen Mehlhaufen vor sich. Dann wischte er sie, wie ein Wahnsinniger lachend, an seiner traditionellen Kochuniform ab. Sein Schnurrbart war schon ganz weiß gepudert. »Wir dürfen auf unserer köstlichen gemeinsamen Reise keine Angst haben, uns schmutzig zu machen! Und jetzt alle Mann auf, s’il vous plaît ! Auf, auf! Un, deux, trois !« Seine Schüler erhoben sich gehorsam. »Folgen wir dem Ruf des Lebkuchens!«
    » Folgen wir dem Ruf des Lebkuchens? «, fragte Leo ungläubig nach, als Clara von dem exzentrischen Starkoch erzählte. »Das glaube ich dir nicht. Das hast du dir ausgedacht«, kicherte er und drehte ein Glas mit Scuppernong Winter Ale in seiner Hand.
    »Sowas kann sich kein normaler Mensch ausdenken«, versicherte ihm Clara. »Chefkoch Guillaume ist ein Genie. Noch nie im Leben habe ich so komplizierte Lebkuchenkonstruktionen gesehen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich tatsächlich selbst eine gebaut habe. Natürlich ist sie weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber sie ist gar nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte.«
    »Ich weiß ja, dass es für dich in letzter Zeit eine Herausforderung ist, die Dinge positiv zu sehen oder dir selbst etwas zuzutrauen, aber dir ist hoffentlich schon klar, dass es keine Sünde ist, ein bisschen an sich selbst zu glauben, oder?«
    Clara nahm ihr Glas Merlot in die Hand. »Ich zeig’s dir nach dem Essen. Es ist draußen in meinem Auto.«
    »Ich bin sicher, es ist herausragend.« Leo grinste. »Ich freue mich, dass es dir Spaß gemacht hat. Ich habe mir schon gedacht, dass die Sache ein Knüller wird.«
    »Ich bin froh, dass wir mal einen Abend nicht bloß über deine Gerichtsverhandlung reden. Gute Entscheidung, uns hier zu treffen. Trotz der verdammten Weihnachtsdeko überall.« Clara

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