Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Verrückten. Wir haben uns danach sogar noch mal getroffen.«
»Echt?« Clara stand auf, musterte ihre Mutter und fragte sich, warum sie diese Geschichte noch nie gehört hatte.
»Echt.« Libby lächelte. »Ich wünschte nur, mir wäre das alles früher klar geworden. Die Sache ist die, Clara-Keks, am Ende hab ich begriffen, dass es kein Verbrechen ist, Zeit mit einem anderen Mann zu verbringen. Es ist nicht mal ein Verbrechen, Gefühle für einen anderen Mann zu haben. Aber es war ein Verbrechen, dass ich mich zu Hause hinter meinem Klavier verkrochen und mir selbst die Chance auf Gesellschaft oder Liebe versagt habe. Und das hätte dein Vater nicht für mich gewollt. Nicht in einer Million Jahren.« Zärtlich legte sie beide Hände an Claras Kinn und sah ihr tief in die Augen. Die nächsten Worte sagte sie im sanftesten Ton. »Und Sebastian hätte das auch nicht für dich gewollt.«
Auch wenn es ihr das Herz zusammenkrampfte, wusste Clara, dass ihre Mutter recht hatte.
Libby ging langsam zurück zur Zimmertür. »Außerdem ist mir klar geworden, dass man beim ersten Date nie Garnelen bestellen sollte. Niemals! Also, kann ich dich für ein Glas Wein begeistern, um der ganzen Sache ein wenig ihren Schrecken zu nehmen? Ich könnte auf jeden Fall eins vertragen.«
Clara nickte und setzte sich wieder. »Ja bitte. Das ist vielleicht keine schlechte Idee.«
Clara konnte sich nicht mehr an die unschuldige Aufregung erinnern, die sie früher erfasst hatte, wenn sie als Teenager an genau dieser Stelle gesessen hatte, sich für ein Date zurechtgemacht und sich gefragt hatte, ob sie heute einen Knutschfleck bekommen oder sogar so weit gehen würde herumzufummeln – oder sogar beides . Es fühlte sich an, als wäre das alles Lichtjahre her, fast wie ein Traum. Es erinnerte Clara an etwas, das Satan, der gefallene Engel aus John Miltons epischem Gedicht »Das verlorene Paradies« sagt: Wir kennen keine Zeit, da wir nicht waren, was wir jetzt sind .
Clara seufzte. Sie löste ihren Haargummi, schüttelte ihr schlaffes Haar auf und griff nach der Bürste.
»Schau!«, quietschte Clara. »Eine Mariachi-Band!« Sie zeigte auf die drei Musiker, die mit dem traditionellen Charro mit Silberbeschlägen und breitkrempigen Hüten bekleidet waren und soeben im Wiegeschritt auf Todds und ihren Tisch zukamen. »Ich liebe Mariachi-Musik!« Sie klatschte begeistert in die Hände.
Clara fragte sich, wie Todd es wohl geschafft hatte, so kurzfristig an einem Freitagabend einen Tisch im Mantequilla zu bekommen, dem angesagtesten mexikanischen Restaurant der Stadt. Sie hatte gehört, dass man in der berühmten, knallbunten Cantina, die ihre Telefonnummer nicht öffentlich machte und über einen geheimen Hintereingang für Celebrities verfügte, Monate im Voraus reservieren musste. Als Todd ihr erzählt hatte, dass sie dort zu Abend essen würden, hatte sich Clara sofort gewünscht, sie würde sich wieder besser mit Tabitha verstehen, die ein echter Fan der mexikanischen Küche und von Starklatsch war, damit sie ihr das erzählen könnte. Sie hatte nicht mehr mit ihrer früheren besten Freundin gesprochen, seit sie damals Chicago verlassen hatte, aber sie wusste, dass Tabitha darauf brennen würde, alle Einzelheiten zu erfahren. Clara mochte vielleicht nicht wissen, wie es Todd gelungen war, die exklusive Tür des Mantequilla zu überwinden, aber sie wusste umso besser, dass die frischen Granatapfelmargaritas, die sie schlürften, muy, muy deliciosa waren. »Lass uns noch eine Runde bestellen«, schlug sie vor. »Mhm, diese Maismehlbällchen sind aber auch lecker!« Sie schlug vor Begeisterung so heftig mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Körbchen mit Tortillachips, die sie sich teilten, hochhüpfte. »Hey, hab ich dir schon erzählt, dass ich jetzt einen Hund habe?«
Amüsiert fuhr sich Todd mit der Hand durch sein dichtes, braunes Haar. »Du hast das ›Ein-Ohr-Wunder‹ schon ein paar Mal erwähnt, ja. Ich freue mich schon drauf, diesen Mon Chéri mal kennenzulernen …«
»Mon Chéri hab ich immer gern genascht.« Clara leerte den letzten Schluck ihres Cocktails. »Und du?«
»Bist du sicher, dass du noch einen willst?« Todd schaute sie quer über den Tisch hinweg prüfend an, als wäre er selbst nicht sicher, ob das so eine gute Idee war. »Vielleicht sollten wir lieber Nachtisch nehmen. Luke, mein alter Kumpel aus der Uni, ist hier der Küchenchef, und Desserts sind seine Geheimwaffe. Er macht einen Vanilleflan vom
Weitere Kostenlose Bücher