Die Liste
Raum. Ich ignorierte sie und starrte auf den Boden, müde, verkatert, schockiert.
»Der Nächste ist Charles D. Bowie«, rief Jeter. An den Tischen entstand Bewegung, als der nächste hoffnungs-volle Häftling hereingebracht wurde. Jemand sagte etwas, das wie »Sittlichkeitsverbrecher« klang, aber ich war zu ausgelaugt, um mir deshalb Gedanken zu machen.
Schließlich verließ ich den Raum und ging den Korridor hinunter, wobei ich schon fast damit rechnete, von den Padgitts angesprochen zu werden. Das wäre mir sogar recht gewesen, denn ich wollte es möglichst schnell hinter mich bringen.
Aber sie waren fort. Ich sah keine Spur von ihnen, als ich das Gebäude verließ, durch das Haupttor fuhr und mich auf den Weg zurück nach Clanton machte.
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ie Times berichtete auf der Titelseite über die Anhörung des Bewährungsausschusses. In m D
einem
Artikel erwähnte ich jede noch so kleine Einzelheit, an die ich mich erinnern konnte, und auf Seite fünf ließ ich einen mit viel Herzblut geschriebenen Leitartikel über die Sitzung drucken. Ich schickte jedem Mitglied und dem Anwalt des Ausschusses ein Exemplar der Zeitung. Und weil ich so wütend war, bekamen sämtliche Mitglieder der Gesetzgebung von Mississippi, der Generalstaatsanwalt, der Vizegouverneur und der Gouverneur ebenfalls ein kostenloses Exemplar. Die meisten ignorierten meine Berichterstattung – bis auf den Anwalt des Bewährungsausschusses.
Dieser schrieb mir einen langen Brief, in dem er seine Betroffenheit über meinen »mutwilligen Verstoß gegen die Richtlinien und Verfahren des Bewährungsausschusses« zum Ausdruck brachte. Er zog eine Besprechung mit dem Generalstaatsanwalt in Erwägung, in der sie »die Schwere meiner Tat beurteilen« und möglicherweise Schritte ergreifen wollten, die
»weitreichende Konsequenzen« für mich haben würden.
Mein Anwalt, Harry Rex, hatte mir versichert, dass die Praxis des Bewährungsausschusses, Anhörungen dieser Art unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen, eindeutig gegen die Pressefreiheit verstoße. Außerdem hatte er gesagt, dass er mich mit Freuden vor einem Bundesgericht verteidigen würde. Zu einem reduzierten Stundensatz natürlich.
Einen Monat lang lieferte ich mir mit dem Anwalt des Bewährungsausschusses einen hitzigen Briefwechsel, 377
doch dann schien er plötzlich das Interesse an mir zu verlieren.
Rafe, Harry Rex’ Laufbursche, der ihm neue Mandanten besorgte, hatte einen Helfer namens Buster. Buster war ein großer, muskelbepackter Cowboy mit einer Schusswaffe in jeder Tasche. Ich heuerte Buster für hundert Dollar die Woche an und tat so, als wäre er mein persönlicher Knochenbrecher. Mehrere Stunden am Tag lungerte er vor meinem Büro herum oder saß in der Einfahrt meines Hauses oder auf der Veranda, damit die Leute ihn sahen und wussten, dass Willie Traynor wichtig genug war, um einen Leibwächter zu haben. Wenn die Padgitts nah genug herankamen, um einen Schuss auf mich abzugeben, würde wenigstens jemand zurückfeuern.
Nach Jahren, in denen sie stetig zugenommen und die Warnungen ihrer Ärzte ignoriert hatte, hatte Miss Callie schließlich nachgegeben. Der Anlass war ein besonders unerfreulicher Besuch im Krankenhaus gewesen.
Hinterher verkündete sie Esau, dass sie eine Diät machen werde – tausendfünfhundert Kalorien am Tag, bis auf Donnerstag. Ich hatte Glück gehabt. Ein Monat verging, und mir schien, als hätte sie kein Gramm abgenommen.
Aber am Tag, nachdem der Artikel über die Anhörung des Bewährungsausschusses in der Times erschienen war, sah sie plötzlich aus, als hätte sie zwanzig Kilo auf einmal verloren.
Statt ein Hühnchen zu frittieren, wurde es jetzt im Backofen geschmort. Kartoffeln wurden nicht mehr zu Püree zerstoßen, mit Butter und Sauerrahm aufgeschlagen und mit Sauce übergossen, sondern gekocht. Es schmeckte immer noch großartig, aber inzwischen hatte sich mein Körper an seine wöchentliche Dosis Fett gewöhnt.
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Nach dem Gebet gab ich Miss Callie zwei Briefe von Sam. Wie immer las sie ihre Post sofort, während ich mich über mein Essen hermachte. Und wie immer lächelte und lachte sie und wischte sich schließlich ein paar Tränen aus den Augen. »Es geht ihm gut«, sagte sie. Es ging ihm wirklich gut.
Mit der den Ruffins eigenen Zähigkeit hatte Sam inzwischen seinen ersten College-Abschluss in Wirtschaftswissenschaft gemacht und sparte nun für ein Jurastudium. Er hatte furchtbar Heimweh und sehnte sich nach
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