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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ihr Schenkel quer über seinen Hüften. Er gähnte gewaltig, und sie musste unwillkürlich kichern. Träge berührten sie einander; sie streckte eine Hand aus, um mit seinem schlaffen Penis zu spielen, während seine Finger ihren feuchten Schoß suchten. Sie leckte seine Brust und schmeckte den salzigen Schweiß auf seiner Haut.
     
    Sie betrachtete seinen Hals. Das Licht des Mondes vertiefte alle Linien und Falten und verriet sein Alter. Er ist zehn Jahre älter als ich, dachte Jane. Vielleicht ist er deshalb ein so großartiger Liebhaber, weil er älter ist. »Warum bist du ein so toller Ficker?« fragte sie laut. Doch er gab keine Antwort, er schlief. Und so sagte sie: »Ich liebe dich, mein Liebster, schlafe gut«, und dann Schloss sie die Augen.
     

     
     
    Nach einem Jahr im Fünf-Löwen-Tal fand Jean-Pierre die Hauptstadt Kabul verwirrend und beängstigend. Die Gebäude waren zu hoch, die Autos fuhren zu schnell, und es gab zu viele Menschen. Als ein langer Konvoi russischer Laster vorüberdröhnte, musste Jean-Pierre sich buchstäblich die Ohren zuhalten. Alles drang mit der Schockwirkung des Neuen auf ihn ein: Wohnblocks, Schulmädchen in Uniform, Straßenlampen, Fahrstühle, Tischdecken und der Geschmack des Weins. Nach vierundzwanzig Stunden war er noch immer übernervös. Es war die reine Ironie; schließlich stammte er aus Paris!
    Man hatte ihm ein Zimmer im Quartier für ledige Offiziere gegeben. Sobald Jane mit Chantal eintreffe, werde er ein Appartement erhalten, hatte man ihm versprochen. Im Augenblick hatte er das Gefühl, in einem billigen Hotel zu wohnen. Und wahrscheinlich war das Gebäude, bevor die Russen kamen, auch ein Hotel gewesen. Falls Jane jetzt eintraf – und damit war jede Minute zu rechnen -, würden sie alle drei versuchen müssen, für den Rest der Nacht hier irgendwie zurechtzukommen. Ich kann mich nicht beschweren, dachte Jean-Pierre; ich bin ja kein Held – bis jetzt.
    Er stand am Fenster seines Zimmers und blickte auf das nächtliche Kabul. Für mehrere Stunden war in der Stadt der Strom ausgefallen – vermutlich das Werk der Stadtguerillas, der Kameraden, der hiesigen Kameraden von Masud und seinen Leuten.
    Doch seit einigen Minuten gab es wieder Strom, und im Stadtzentrum sah man jetzt einen schwachen Schein: Dort brannten die Straßenlaternen. Das herrschende Geräusch war das Dröhnen von Motoren, als Militärautos und -laster und Panzer geschwind durch die Stadt rollten auf dem Weg zu ihren mysteriösen Bestimmungsorten. Was gab es denn so Dringendes um Mitternacht in Kabul? Jean-Pierre hatte ja selbst beim Militär gedient, und falls die russische Armee im Wesentlichen der französischen glich, dann schien es sehr wohl denkbar, dass diese Blitzaktion mitten in der Nacht genauso sinnvoll war wie -wie etwa der Transport von fünfhundert Stühlen aus der Kaserne zu einem Saal am anderen Ende der Stadt: als Vorbereitung für ein Konzert, dass in zwei Wochen stattfinden sollte, jedoch voraussichtlich ausfallen würde.
    Da sein Fenster vernagelt war, konnte er die Nachtluft nicht riechen. Die Zimmertür war zwar nicht verschlossen, aber am Ende des Korridors saß ein russischer Feldwebel mit ausdruckslosem Gesicht auf einem Stuhl neben der Toilettentür, in der Hand eine Pistole.
    Wäre Jean-Pierre ernsthaft auf den Gedanken gekommen, das Gebäude verlassen zu wollen, so hätte der Feldwebel es zweifellos zu verhindern gewusst .
    Wo blieb Jane? Der Angriff auf Darg musste doch bei Einbruch der Nacht beendet gewesen sein. Für einen Hubschrauber war der Flug von Darg nach Banda, um Jane und Chantal an Bord zu nehmen, eine Sache von Minuten. Und von Banda nach Kabul konnte es die Maschine dann in weniger als einer Stunde schaffen. Aber vielleicht kehrte die Einheit nach Bagram zurück, dem Luftstützpunkt nahe der Talmündung. In diesem Fall würde Jane wohl im Auto von Bagram nach Kabul kommen, zweifellos in Begleitung von Anatoli.
    Bestimmt freute sie sich so sehr, ihren Mann wiederzusehen, dass sie ihm bereitwillig seine Täuschung verzeihen würde, vor allem wenn sie erst einmal begriff, wie er zu Masud stand. Noch während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, fragte er sich, ob es nicht doch bloß Wunschdenken war. Doch er verwarf die Zweifel sofort. Nein, er kannte Jane zu gut und hatte sie fest im Griff!
    Und sie würde wissen. Nur wenige Menschen würden das Geheimnis kennen und die Größe dessen begreifen, was er geleistet hatte; er war froh, dass sie zu diesem

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