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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Kampfhubschrauber, der den Mullah und seine Familie zurückgetrieben hatte, begann jetzt, über dem Dorf zu kreisen, sehr tief, als halte er Ausschau nach weiteren Flüchtlingen.
    »Was haben die vor?« fragte Jane mit unsicherer Stimme.
    »Keine Ahnung.«
    »Ist das ein … Vergeltungsschlag?«
    »Gott bewahre.«
    »Aber was sonst?«
    »Vielleicht ist es ein neuer Versuch, Masud zu schnappen.«
    »Aber der hält sich doch nie in der Nähe eines Ortes auf, wo ein Kampf stattgefunden hat.«
    »Vielleicht hoffen sie, dass er sorglos ist oder müde oder sogar verwundet…« Ellis hatte nicht die leiseste Ahnung, was die Russen vorhaben mochten; möglicherweise ein Massaker, vergleichbar mit My-Lai in Vietnam.
    Die Dorfbewohner wurden in den Hof der Moschee getrieben. Die russischen Soldaten verfuhren ziemlich grob, jedoch nicht brutal.
    Plötzlich rief Jane laut: »Fara!« »Was ist los mit ihr?« »Sieh doch nur, was sie tut!«
    Ellis blickte zum Dach von Janes Haus. Fara kniete neben Chantals winziger Matratze, und Ellis konnte nur den winzigen, rosafarbenen Kopf sehen, der gerade noch hervorlugte. Chantal schien noch zu schlafen und Ellis hoffte, dass sie trotz des Lärms weiterschlafen würde. Er sah, wie Fara ein Kissen neben Chantals Kopf legte und dann die Schlafdecke über das Gesicht des Babys zog.
    »Sie versteckt sie«, sagte Jane. »Das Kissen ist eine Art Stütze, sodass das Kind auch unter der Decke genügend Luft bekommt.«
    »Fara ist ein kluges Mädchen.«
    »Ich wünschte, ich wäre dort.«
    Fara knüllte die Schlafdecke ein wenig, legte dann eine weitere unordentlich darüber.
    Einen Augenblick lang hielt sie inne und betrachtete alles mit kritischem Blick.
    Aus einiger Entfernung sah es so aus, als liege dort kein Baby, sondern nachlässig übereinandergeworfenes Bettzeug. Fara schien mit ihrem Werk zufrieden, denn sie trat zum Dachrand und stieg die Stufen hinunter zum Hof.
    »Sie lässt sie allein«, sagte Jane.
    »Chantal ist dort so sicher, wie es unter den Umständen nur geht.«
    »Ich weiß, ich weiß!«
    Fara ließ sich jetzt, wie die anderen, in die Moschee treiben. Sie war eine der letzten.
    »Alle Babys sind bei ihren Müttern«, sagte Jane. »Ich meine, Fara hätte Chantal mitnehmen sollen…«
    »Nein«, sagte Ellis. »Warte ab. Du wirst’s sehen.« Er wusste noch immer nicht, was die Russen vorhatten, doch falls es zu einem Massaker kam, dann war Chantal dort am sichersten aufgehoben, wo sie sich jetzt befand.
    Nachdem alle Bewohner in der Moschee zu sein schienen, begannen die Soldaten, das Dorf noch einmal zu durchkämmen. Sie liefen in die Häuser, tauchten wieder hervor, schössen in die Luft. Bei denen war die Munition nicht knapp, dachte Ellis. Der Hubschrauber, der in der Luft geblieben war, flog tief und in immer weiteren Kreisen die Umgebung des Dorfes ab, wie auf der Suche.
    Einer der Soldaten betrat den Hof von Janes Haus.
    Ellis spürte, wie sich ihre Muskeln spannten. »Es wird schon alles glattgehen «, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Der Soldat betrat das Gebäude. Jane und Ellis starrten auf die Tür. Wenige Sekunden später kam der Soldat wieder heraus und stieg dann rasch die Außentreppe zum Dach hinauf.
    »Oh, lieber Gott, rette sie!« flüsterte Jane.
    Der Soldat auf dem Dach warf einen Blick auf das verknüllte Bettzeug, blickte dann ringsum zu den anderen Dächern und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine engere Umgebung. Faras Matratze lag unmittelbar neben ihm; gleich dahinter lag Chantal. Der Soldat stieß mit der Stiefelspitze gegen Faras Matratze. Plötzlich drehte er sich um und lief die Treppe hinunter.
    Ellis atmete tief durch und blickte zu Jane. Ihr Gesicht war kalkweiß.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es gut gehen würde«, sagte er. Sie begann zu zittern.
    Ellis wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Moschee zu. Den Hof davor konnte er nur zum Teil überblicken. Allem Anschein nach saßen die Dörfler in Reihen auf dem Boden. Er versuchte, sich vorzustellen, was dort wohl im Gange war. Verhörte man die Leute, um etwas über Masud und seinen jetzigen Aufenthaltsort zu erfahren? Es gab dort unten nur drei Personen, die etwas darüber wissen mochten – drei Guerillas, die in Banda lebten und gestern nicht mit Masud in den Bergen verschwunden waren: Schahazai Gul, der Mann mit der Narbe; Alischan Karim, der Bruder von Abdullah, dem Mullah; und Scher Kador, der Ziegenjunge. Schahazai und Alischan waren beide über vierzig und konnten ohne Mühe

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