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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gestoßen worden war. Sie beschloss , ihnen nichts davon zu sagen. Dann reichte sie Ellis den Zügel. »Machen wir, dass wir weiterkommen«, sagte sie.
    »Unsere Wunden können wir später lecken.« Sie ging an Ellis vorbei und sagte zu Mohammed: »Geh du voraus und führe uns.«
    Schon nach wenigen Minuten ohne Maggie hob sich Mohammeds Stimmung. Jane fragte sich unwillkürlich, ob sie wirklich ein Pferd brauchten. Aber es war einfach zu viel Gepäck, als dass sie es hätten tragen können, und nichts davon war überflüssig, im Gegenteil – sie hätten wahrscheinlich mehr Proviant mitnehmen sollen.
     
    Sie kamen zu einem kleinen Dorf, das sie eilig durchquerten. Es gab nur ein paar Häuser und einen Wasserfall. Alles schlief - bis auf einen Hund, der wild bellte, bis ihn jemand mit einem Fluch zum Schweigen brachte. Bald befanden sich die vier Menschen wieder in der Wildnis.
    Die Farbe des Himmels wandelte sich von Schwarz zu Grau, und die Sterne waren verschwunden. Es begann hell zu werden. Jane versuchte sich vorzustellen, was die Russen jetzt wohl machten. Vielleicht weckten die Offiziere gerade die Männer auf, scheuchten sie hoch mit lauten Rufen und traktierten die, die zu langsam aus ihren Schlafsäcken krochen, mit Fußtritten. Ein Koch würde Kaffee machen, während der befehlshabende Offizier seine Landkarte studierte. Aber vielleicht waren die Russen schon früher aufgestanden, vor ein oder zwei Stunden, als noch Dunkelheit herrschte.
    Innerhalb weniger Minuten waren alle bereit gewesen, um dann in langer Reihe am Ufer des Linar entlangzumarschieren. Vielleicht hatten sie das Dorf Linar inzwischen schon längst hinter sich gelassen. Vielleicht waren sie bei den Gabelungen immer dem richtigen Weg gefolgt und befanden sich inzwischen nur noch ein oder zwei Kilometer hinter ihrer Beute.
    Jane schritt unwillkürlich ein wenig schneller aus. Der Weg schlängelte sich noch ein Stück an der Felswand entlang und führte dann hinunter zum Fluss ufer. Nirgends fand sich eine Spur von Landwirtschaft. Die Berghänge zu beiden Seiten waren dicht bewaldet, und während der Himmel immer heller wurde, glaubte Jane, die Baumart zu erkennen -
    Steineichen. Sie wies mit der ausgestreckten Hand darauf und fragte Ellis: »Könnten wir uns nicht im Wald verstecken?«
    »Im äußersten Notfall, ja«, erwiderte er. »Aber die Russen würden bald entdecken, dass wir Halt gemacht haben. Garantiert befragen sie überall die Dorfbewohner, und wenn die ihnen sagen, dass wir durch irgendeinen Ort nicht hindurchgekommen sind, dann sind sie im Bilde. Sie würden umkehren und intensiv, sehr intensiv nach uns suchen.«
    Jane nickte resigniert. Ihr war bewusst , dass sie nur nach einem Vorwand suchte, um nicht mehr weitergehen zu müssen.
    Unmittelbar vor Sonnenaufgang kamen sie um eine Biegung und blieben abrupt stehen.
    Ein Erdrutsch hatte die Schlucht an einer Stelle so mit Sand und Steinen zugeschüttet, dass an ein Weiterkommen nicht zu denken war.
    Jane wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Wenigstens vier, wenn nicht gar fünf Kilometer waren sie am Ufer und auf dem schmalen Felspfad entlanggewandert. Hier umzukehren bedeutete, dieselbe Strecke noch einmal zurückzulegen, auch jenen Teil des Pfades, der Maggie so geängstigt hatte.
    Sekundenlang starrten Jane und die beiden Männer stumm auf den blockierenden Erdwall. »Könnten wir nicht drüberwegklettern?« fragte sie.
    »Wir vielleicht, aber nicht das Pferd«, erwiderte Ellis.
    Jane war wütend auf ihn, weil er eine so überflüssige Feststellung traf. »Einer von uns könnte mit dem Pferd zurückgehen«, sagte sie gereizt. »Die anderen beiden könnten sich ausruhen, während sie auf der anderen Seite auf den dritten und das Pferd warten.«
    »Ich halte es nicht für klug, sich zu trennen.«
    Für Jane klang der Tonfall seiner Stimme nach: Hier habe ich das Sagen, was sie ihm sehr übel nahm . »Bilde dir ja nicht ein, dass wir alles tun, was du zufällig für klug hältst«, sagte sie scharf.
    Er musterte sie erstaunt. »In Ordnung. Allerdings befürchte ich, dass dieser Wall aus Sand und Steinen ins Rutschen geraten könnte, falls jemand darüber wegzuklettern versucht.
    Und ums gleich zu sagen, ich werde es nicht versuchen, egal wozu ihr beide euch entschließt.«
    »Du bist also nicht mal bereit, darüber zu reden. Verstehe.« Wütend drehte Jane sich um und begann den Rückweg, ohne sich um Ellis und Mohammed zu kümmern. Wie kommt es, dachte sie, dass Männer

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