Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
vor den anderen setzen, und er redete über Fischpreise.
    Der junge Mann, Halam mit Namen, behauptete, die Fische weiter talabwärts im Mundol-See gefangen zu haben. Aber wahrscheinlich hatte er sie gekauft, denn er sah nicht wie ein Fischer aus. Statt in seinem vorherigen Tempo weiterzumarschieren, passte er sich der kleinen Gruppe an, unaufhörlich schwatzend, wobei es ihn nicht besonders zu interessieren schien, ob man ihn verstand oder nicht.
    Wie das Fünf-Löwen-Tal war auch das Nuristantal ein felsiger Canyon, der sich alle paar Kilometer zu kleinen, bebauten Ebenen mit terrassierten Feldern verbreiterte. Der auffälligste Unterschied war der Wald aus Steineichen, der hier die Berghänge bedeckte wie Wolle den Leib von Schafen. Falls alle Stricke reißen, dachte Jane, werde ich versuchen, mich dort zu verstecken.
    Sie kamen jetzt besser voran. Nirgends gab es diese frustrierenden Umwege, den Berg hinauf und wieder herunter, ohne dass man an Boden gewann – und dafür war Jane sehr dankbar. An einer Stelle war die Straße durch einen Erdrutsch blockiert; diesmal jedoch konnten Ellis und Jane darüber hinweg klettern, während Mohammed mit dem Pferd durch den Fluss zum anderen Ufer watete und dann ein Stück weiter wieder zurückkehrte.
    Bald darauf gab es ein neues Hindernis. Eine Felsnase ragte in den Fluss hinein, doch führte die Straße darum herum - auf einer ziemlich wackligen Holzkonstruktion. Prompt weigerte sich Maggie, auch nur einen Huf darauf zu setzen. Und wieder löste Mohammed das Problem, indem er mit dem Pferd den Fluss durchquerte.
    Jetzt war Jane dem Zusammenbruch nahe. Als Mohammed von der anderen Fluss seite zurückkam, sagte sie: »Ich brauche eine Pause, um mich auszuruhen.«
    Mohammed sagte: »Wir sind fast in Gadwal.«
    »Wie weit ist es bis dorthin?«
    Mohammed unterhielt sich mit Halam in dessen sonderbarem Kauderwelsch und sagte dann: »Eine halbe Stunde.«
    Jane kam das wie eine Ewigkeit vor. Natürlich kannst du noch eine halbe Stunde gehen, sagte sie zu sich selbst und versuchte, an etwas anderes zu denken als an die Schmerzen im Rücken und den Wunsch, sich auf dem Boden auszustrecken.
    Aber dann, als sie um die nächste Biegung kamen, sahen sie das Dorf.
    Es war ein ebenso überraschender wie willkommener Anblick: Die Holzhäuser schienen den steilen Berghang zu erklimmen – wie Kinder, die einander auf die Rücken kletterten.
    Man hatte den Eindruck, dass , falls eines der unteren Häuser zusammenbrach, das ganze Dorf den Hang herabpoltern und ins Wasser stürzen würde.
    Sobald sie das erste Haus erreichten, blieb Jane einfach stehen und setzte sich am Fluss ufer nieder. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, und sie hatte kaum die Kraft, Chantal von Ellis entgegenzunehmen, der so erleichtert neben ihr Platz nahm, dass Jane sofort klar wurde, wie völlig ausgelaugt auch er war. Ein neugieriges Gesicht erschien in einem der Fenster des Hauses, und Halam begann mit der Frau sofort ein Gespräch.
    Mohammed band Maggie an einer Stelle an, wo sie im rauen Gras am Fluss ufer fressen konnte; dann hockte er sich neben Ellis.
    »Wir müssen Brot und Tee kaufen«, sagte Mohammed.
    Jane fand, dass sie alle etwas Nahrhafteres gebrauchen konnten. »Was ist mit den Fischen?« fragte sie.
    »Es würde zu lange dauern, die Fische zu säubern und zu kochen«, meinte Ellis. »Wir werden sie heute Abend essen. Ich möchte nicht, dass wir uns hier länger als eine halbe Stunde aufhalten.«
    »In Ordnung«, sagte Jane, obwohl sie sich nicht sicher war, ob ihr eine halbe Stunde genügen würde, um wieder zu Kräften zu kommen. Vielleicht komme ich wieder in Schwung, wenn ich etwas im Magen habe, dachte sie.
    Halam rief ihnen etwas zu. Jane hob den Kopf und sah, dass er die Gruppe herbeiwinkte.
    Die Frau lud die Fremden in ihr Haus ein. Ellis und Mohammed standen auf.
    Jane legte Chantal auf den Boden, erhob sich dann und beugte sich vor, um das Baby aufzuheben. Doch plötzlich verschwamm alles um sie her, und sie schien das Gleichgewicht zu verlieren. Für einen Augenblick kämpfte sie gegen das Schwindelgefühl an.
    Das einzige, was sie wahrnahm, war Chantals winziges Gesicht inmitten dunstiger Schleier; dann knickte sie ein, fiel zu Boden, und alles wurde dunkel.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie über sich einen Kreis besorgter Gesichter: Ellis, Mohammed, Halam und die Frau. Ellis fragte: »Wie fühlst du dich?«
    »Idiotisch«, erwiderte sie. »Was ist passiert?«
    »Du bist

Weitere Kostenlose Bücher