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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Kabul. Alle vier Regionen waren Bollwerke der Rebellen.
    Irgendetwas war da im Gange.
    Für den Augenblick vergaß Jane ihre Enttäuschung: Sie grübelte darüber nach, was es mit alldem auf sich haben mochte. Masud hatte Boten zu vielen - vielleicht sogar zu allen
    – anderen Führern des Widerstands geschickt. War es Zufall, dass dies so bald nach Ellis’
    Ankunft im Tal geschah? Welcher Auftrag mochte Ellis wirklich hierhergeführt haben?
    Vielleicht kollaborierten die USA mit Masud bei der Organisation einer konzertierten Offensive. Wenn alle Rebellen vereint handelten, konnten sie wirklich etwas erreichen - wahrscheinlich sogar die zeitweilige Einnahme Kabuls.
    Jane betrat ihr Haus und legte die Landkarten in die Truhe zurück. Chantal schlief noch.
    Fara bereitete die Speisen fürs Abendessen: Brot, Joghurt und Äpfel. Jane fragte:
    »Warum ist dein Bruder nach Jalalabad gereist?« »Er wurde geschickt«, erwiderte Fara, und ihr Tonfall verriet, dass es sich für sie um etwas Selbstverständliches handelte.
    »Wer hat ihn geschickt?«
    »Masud.«
    »Und warum?«
    »Das weiß ich nicht.« Fara war offensichtlich erstaunt, dass Jane eine solche Frage stellte: Wer konnte so töricht sein zu glauben, ein Mann werde seiner Schwester den Grund für seine Reise nennen?
    »Hatte er dort etwas zu tun, oder hat er eine Botschaft überbracht, oder was?«
    »Das weiß ich nicht«, wiederholte Fara. Sie wirkte jetzt ein wenig ängstlich.
    »Schon gut«, sagte Jane mit einem Lächeln. Von allen Frauen im Dorf war Fara wahrscheinlich diejenige, die am wenigsten wusste . Und welche würde über die Vorgänge am besten im Bilde sein? Zahara natürlich.
    Jane nahm ein Handtuch und machte sich auf in Richtung Fluss .
    Zahara war nicht mehr in Trauer um ihren Mann, doch von ihrem ungestümen Temperament hatte sie viel verloren. Jane fragte sich, wie bald sie sich wieder verheiraten mochte. Zahara und Ahmed waren von allen afghanischen Paaren, die Jane kennengelernt hatte, die einzigen gewesen, die einander wirklich zu lieben schienen.
    Allerdings war Zahara eine ungemein sinnliche Frau, die Mühe haben würde, lange ohne Mann zu leben. Ahmeds jüngerer Bruder Jussuf, der Sänger, wohnte im selben Haus wie Zahara und war mit achtzehn Jahren noch immer unverheiratet; die Frauen im Dorf meinten, Jussuf werde wohl Zahara heiraten.
    Brüder lebten hier stets zusammen, Schwestern hingegen wurden immer getrennt. Die Frau musste mit ihrem Mann im Haus seiner Eltern wohnen. Dies war nur ein Beispiel dafür, wie die Männer in diesem Land die Frauen unterdrückten.
    Mit raschen Schritten folgte Jane dem Pfad durch die Felsen. Ein paar Männer arbeiteten im Abendlicht. Die Ernte näherte sich dem Ende. Bald würde es zu spät sein, die Butterfährte zu benutzen, dachte Jane und erinnerte sich an Mohammeds Warnung, dass sie nur im Sommer passierbar sei.
    Sie erreichte das Uferstück für die Frauen. Etwa zehn Frauen badeten im Fluss in Ausbuchtungen im Ufer. Zahara war, wie gewöhnlich, die Keckste. Sie war mitten im Fluss und planschte wild, ohne jedoch - wie früher - zu lachen und zu scherzen.
    Jane ließ ihr Handtuch fallen und watete ins Wasser. Sie beschloss , bei Zahara ein wenig direkter vorzugehen als bei Fara. Zahara würde sich wohl kaum täuschen lassen, doch wollte Jane versuchen, den Anschein zu erwecken, dass ihre Fragen der üblichen Klatschsucht entsprangen und keinen besonderen Grund hatten.
    Sie verkniff es sich, Zahara sofort anzusprechen. Als die anderen Frauen wieder ans Ufer wateten, wartete Jane noch ein oder zwei Minuten. Dann folgte sie ihnen und trocknete sich schweigend ab. Erst als Zahara und ein paar andere Frauen zum Dorf zurückzuschlendern begannen, fing Jane an zu sprechen.
    »Wann wird Jussuf wieder hier sein?« fragte sie Zahara.
    »Heute oder morgen. Er ist zum Logar-Tal.« »Ich weiß. Ist er allein gereist?«
    »Ja - aber er hat gesagt, dass er vielleicht jemanden mitbringen wird.« »Wen?«
    Zahara zuckte mit den Achseln. »Vielleicht eine Frau für sich.«
    Für einen Augenblick war Jane irritiert. Zahara gab sich den Anschein völliger Gleichgültigkeit. Das bedeutete, dass sie sich Sorgen machte: Sie wollte nicht, dass Jussuf eine Frau mitbrachte. Der Dorfklatsch schien in diesem Punkt zu stimmen. Jane hoffte es, denn Zahara brauchte unbedingt einen Mann. »Ich glaube nicht, dass er dorthin gereist ist, um eine Frau zu holen.« »Warum?«
    »Irgendetwas Wichtiges ist im Gange. Masud hat viele Boten

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