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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Skabun gegangen. Kann ich irgendetwas tun?« »Wann wird er zurück sein?«
    »Morgen früh, nehme ich an. Würdest du mir vielleicht sagen, um was es geht, oder hast du die Absicht, weiter so zu reden wie ein Polizist in Kabul?«
    Er grinste sie an. Wenn sie so respektlos mit ihm sprach, fand er sie sexy, eine Wirkung, die nicht in ihrer Absicht lag. Er sagte: »Alischan ist mit Masud angekommen. Er möchte mehr Tabletten.«
    »Ah, ja.« Alischan Karim war der Bruder des Mullahs, und er litt an Angina. Natürlich wollte er deshalb nicht seine Guerilla-Aktivitäten aufgeben, weshalb Jean-Pierre ihm Trinitrin gab, das er jeweils vor einem Kampf oder besonderen Strapazen einnehmen sollte.
    »Ich werde dir ein paar Tabletten geben«, sagte sie. Sie stand auf und reichte Mohammed das Baby. Mohammed nahm Chantal überrascht entgegen und machte dann ein verlegenes Gesicht. Jane lächelte ihm zu und ging in den vorderen Raum. Sie fand die Tabletten in einem Fach unter dem Ladentisch. Etwa hundert davon tat sie in einen Tablettenspender und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück. Chantal starrte fasziniert Mohammed an. Jane nahm das Baby und gab Mohammed die Tabletten.
    »Sag Alischan, er soll sich öfter ausruhen.«
    Mohammed schüttelte den Kopf. »Vor mir hat er keine Angst. Sag du’s ihm.«
    Jane lachte. Aus dem Mund eines Afghanen klang dieser Scherz geradezu feministisch.
    Mohammed sagte: »Warum ist Jean-Pierre denn nach Skabun gegangen?«
    »Der Ort ist heute Morgen bombardiert worden.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Natürlich, da war …« Jane brach plötzlich ab.
    Mohammed hob die Schultern. »Ich bin den ganzen Tag über mit Masud dort gewesen.
    Du muss t dich irren.«
    Sie versuchte, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten. »Ja. Ich muss mich verhört haben.«
    »Danke für die Tabletten.« Er ging hinaus.
    Jane ließ sich auf einen Schemel sacken. Skabun war gar nicht bombardiert worden.
    Jean-Pierre war gegangen, um sich mit Anatoli zu treffen. Sie begriff zwar nicht, wie er das hatte arrangieren können, doch zweifelte sie keinen Augenblick daran.
    Was sollte sie tun?
    Falls Jean-Pierre über das morgige Treffen im Bilde war und die Russen verständigen konnte, würden diese in der Lage sein, mit einem einzigen Schlag – Ja, an nur einem Tag konnten sie die gesamte Führerschaft der afghanischen Widerstandsbewegung vernichten.
    Sie musste Ellis aufsuchen.
    Nachdem sie Chantal in einen Schal gehüllt hatte – die Luft würde jetzt ein wenig kühler sein -, verließ sie das Haus und ging zur Moschee. Ellis befand sich mit den übrigen Männern im Hof. Zusammen mit Masud und Mohammed und dem Mann mit der Augenklappe studierte er Jean-Pierres Karten. Einige Guerillas ließen eine Huka, eine Wasserpfeife, kreisen, andere aßen. Überrascht starrten sie die Frau an, die mit dem Baby auf der Hüfte plötzlich auftauchte.
    »Ellis«, sagte sie. Er drehte den Kopf. »Ich muss mit dir reden. Könntest du nach draußen kommen?«
    Er stand auf. Sie gingen durch den Torbogen und standen vor der Moschee. »Was ist denn?« fragte er.
    »Weiß Jean-Pierre von diesem Treffen der Widerstandsführer, das du arrangiert hast?«
    »Ja - als Masud und ich zum ersten Mal davon sprachen, war er dabei. Er operierte mir gerade die Kugel aus dem Hintern. Warum?«
    Jane fühlte sich tief entmutigt. Dies war ihre letzte Hoffnung gewesen: Dass Jean-Pierre von dem Treffen nichts wusste . Jetzt blieb ihr keine Wahl. Unwillkürlich blickte sie sich um. Nein, es war niemand in der Nähe, der zuhören konnte. Außerdem wurde das Gespräch ja auf englisch geführt. »Ich muss dir etwas sagen«, erklärte sie. »Aber du muss t mir versprechen, dass ihm nichts geschehen wird.«
    Er starrte sie an. »Ach du Scheiße«, sagte er wild. »So ein Mist, so ein Dreck! Er arbeitet für die. Natürlich! Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? In Paris muss er’s gewesen sein, der diese Scheißkerle zu meiner Wohnung führte! Und er hat den Russen auch Informationen über die Konvois gegeben. Deshalb sind so viele zusammengeschossen worden! Dieses Schwein – « Er brach ab, fuhr dann behutsamer fort: »Es muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    »Ja«, sagte sie. Plötzlich war es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei. Tränen traten in ihre Augen, sie begann zu schluchzen. Sie schämte sich, kam sich irgendwie kin-disch vor, aber sie fühlte sich auch sehr erleichtert - als sei eine große Last von ihr genommen.
    Ellis legte den Arm um sie und um

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