Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
die Wohnung in der Herzogstraße. Was ist da geschehen?»
Schaum stand plötzlich vor seinem Mund. «Sie hat mich angegriffen. Wie eine Furie. Ich werde das nie vergessen. Ich hatte Angst … vor einem Mädchen, lächerlich … wir haben gekämpft … ich hatte Todesangst … und dann … Ich weiß nicht genau. Ich habe sie gestoßen, und sie fiel. Ihr Kopf schlug gegen irgendwas, und sie rührte sich nicht mehr … sie war tot …» Denner stieß eine Art Schluchzen aus, das eher wie Geheul klang.
«Und dann? Haben Sie Valeria aus dem Fenster geworfen. Es sollte aussehen wie Selbstmord, nicht wahr? Sie haben das Fenster im Treppenhaus geöffnet, und wir sind erst darauf hereingefallen.»
«Nein! Sie werden doch nicht glauben, was ich Ihnen gerade erzählt habe. Es war dieser Schwarze. Er benutzte die Wohnung als Liebesnest. Er hat sie umgebracht!»
«Und woher kannten Sie dann die Wohnung?»
«Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts … Valeria ist gar nicht tot. Sie hat doch versucht, mich umzubringen. Mit einem Messer. Sie müssen sie finden und verhaften. Sie ist gefährlich!» Denner verdrehte die Augen. Sein Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen.
«Jetzt», sagte Laura und wandte sich zu Baumann um, «jetzt kannst du die Ärztin rufen!»
«Zumindest haben wir jetzt eine ungefähre Ahnung, wie Valeria ums Leben gekommen ist. Dr. Reiss ist wirklich ein hervorragender Pathologe. Er hat mich auf ein Ödem an Valerias Schläfe hingewiesen, das seiner Meinung nach nicht von dem Sturz aus dem Fenster herrühren konnte.» Laura war ganz aufgeregt, protestierte nicht einmal, als Kommissar Baumann etwas zu schnell in die Königinstraße einbog und einem Radfahrer den Weg abschnitt. Sie ignorierte Baumanns leisen Fluch und die lauten Beschimpfungen, die der Radler ihnen nachschickte.
«Jetzt!», sagte sie. «Jetzt wird es spannend. Wie kamen Malenges Haare und Blutspuren in diese Wohnung? Hast du eine Ahnung?»
«Es gibt nicht viele Möglichkeiten», erwiderte er und starrte mit gerunzelter Stirn in den Rückspiegel. Der Radfahrer hatte die Verfolgung aufgenommen. Baumann gab Gas.
«Entweder Malenge war in der Wohnung und hat sich dort tatsächlich mit Valeria getroffen, oder jemand hat die Wohnung präpariert.»
«Ich gehe eigentlich von Letzterem aus, aber ich weiß noch nicht, wer es war. Vermutlich aber genau die Person, die Roberto Malenge niedergeschlagen hat, und ich nehme nicht an, dass Dr. Denner das selbst gemacht hat. Warum fährst du denn so schnell?»
«Wir werden verfolgt. Ich habe keine Lust auf eine Prügelei mit einem wild gewordenen Radfahrer!»
Laura schaute sich um und lachte. «Geschieht dir recht! Man schneidet keine Radfahrer! Er ist ziemlich schnell und sehr wütend!»
Baumann bog nach links ab, schaffte es, seinen Vorsprung bis zur Universität zu halten, und reihte sich aufatmend in den dichten Verkehr auf der Ludwigstraße ein. Danach schlug er noch einige Haken, wechselte Spuren und hatte den Verfolger endlich abgeschüttelt.
«Wow! Der war so hartnäckig wie Lance Armstrong!»
«Okay, dann können wir jetzt weiter nachdenken! Wer könnte von Dr. Denner angeworben worden sein, um diese schreckliche Geschichte mit Valeria zu vertuschen?»
«Der Zerberus in seiner Praxis zum Beispiel. Die Frau, die sagte, dass Dr. Denner keine Geheimnisse vor ihr habe!»
«Glaube ich nicht. Diese Geschichte war zu heikel. Ich bin wirklich gespannt, wie Denners Frau auf Valerias Tagebuch reagieren wird. Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir sie aus der Reserve locken können.»
«Würdest du mich einweihen?»
«Nein.»
«Sehr witzig!»
«Du wirst es ohnehin hören und dich genau an der richtigen Stelle einklinken. Wir sind doch ein eingespieltes Team, oder?»
Der junge Kommissar prüfte lange seinen Rückspiegel, ehe er endlich in die stille Seitenstraße einbog, in der das Dennersche Anwesen lag. Er stellte den Wagen so ab, dass er hinter einem Lieferwagen verborgen war.
«Der Typ scheint dir ganz schöne Angst eingejagt zu haben!»
«Mit Münchner Radfahrern ist nicht zu spaßen!» Peter Baumann war deutlich erleichtert, als das Tor der Denners sich hinter ihnen schloss.
Der Blumenschmuck im Garten war noch üppiger als vor zwei Wochen. Auf der Terrasse lagen viele kleine Spielzeugautos, und es war Denners Mutter, die Baumann und Laura begrüßte.
«Ich dachte, dass Sie wiederkommen würden», sagte sie. «Kann ich Ihnen irgendwie
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