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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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untertauchen sollten …» Laura versuchte ihm die Situation auf eine Weise zu erklären, dass er nicht zu sehr um Ülivia besorgt sein musste. Aber es funktionierte nicht. Er war nicht nur besorgt, sondern alarmiert.
    «Wo ist sie jetzt?»
    «Ich sagte doch schon, dass sie in Sicherheit ist.»
    «Aber wo?»
    «Das ist doch nicht so wichtig. Wichtig ist jetzt, dass Sie sich in Sicherheit bringen, bis die Wogen wieder geglättet sind. Es war schon ein bisschen gefährlich, was ihr beiden da gemacht habt.»
    «Gefährlich?» Unruhig lief er in der weichen roten Höhle herum. «Es ist immer gefährlich, wenn man sich in ein türkisches oder kurdisches Mädchen verliebt. Können Sie mir erklären, wie wir es anders machen sollen? Für Sie ist das natürlich kein Problem – Sie können sich mit jedem Mann treffen. Aber bei uns ist das anders! Das läuft über die Eltern. Ich bin sicher, dass meine Eltern schon lange eine Braut für mich ausgehandelt haben. Sie versuchen immer wieder davon zu reden. Aber ich explodiere jedes Mal, und dann hören sie auf!»
    «Also, ganz so einfach ist das bei uns auch nicht mit dem Treffen von Männern, aber ich gebe zu, dass es bei euch wesentlich schwieriger ist! Ich wollte aber keine Grundsatzdebatte über dieses Thema, sondern Ihnen sagen, dass Ihr Leben in Gefahr sein könnte, wenn Sie in dieser Wohnung bleiben. Ich würde Ihnen auch raten, ein paar Tage nicht zur Arbeit zu gehen. Die Özmers sind sehr sauer, und ich kann für nichts garantieren.»
    «Aber Sie sind doch von der Polizei! Warum verhaften Sie die nicht?» Er riss das Fenster auf, holte tief Luft.
    «Solange sie keine Straftat begehen, kann ich rechtlich nichts machen.» Laura wurde ungeduldig, schaute auf die Uhr. Natürlich könnte sie theoretisch etwas tun. Schließlich hatten die drei Özmers Ülivia grün und blau geschlagen. Aber Laura wollte versuchen, die Angelegenheit auf diplomatische Weise zu lösen.
    «Dann müssen die erst Ülivia oder mich umbringen, ehe die deutsche Polizei etwas tut?» Er drehte sich zu Laura um, Zorn in den Augen.
    «Deshalb bin ich ja hier. Ich möchte Sie in Sicherheit bringen. Sie kennen doch Situationen wie diese besser als ich, und Sie wissen genau, dass es Möglichkeiten gibt, sie auf gütliche Weise zu klären.»
    Er lachte spöttisch auf. «Wissen Sie, wie die gütliche Weise aussieht? Ülivia wird verprügelt, bis sie diesen anatolischen Trottel heiratet, den ihr Vater ihr ausgesucht hat. So sieht das aus!»
    «Gibt es denn keine Möglichkeit, dass Sie zu dem alten Özmer gehen und ihn um die Hand seiner Tochter bitten?»
    «Nein! Was glauben Sie, warum es immer wieder zu diesen Familientragödien kommt. Niemals könnte ich zu ihm gehen. Schon deshalb nicht, weil ich Kurde bin. Das ist in ihren Augen so etwas wie ein Teufel.»
    Laura lehnte sich mit einer Schulter an den weichen Wandteppich und betrachtete nachdenklich den empörten jungen Mann.
    «Was wollen Sie eigentlich von Ülivia?», fragte sie langsam.
    Er breitete die Arme aus, stieß eine Fußspitze in den flauschigen Boden.
    «Sie kennen lernen, mit ihr ausgehen, eine Freundin haben. Ich will sie nicht heiraten! Vielleicht später, vielleicht gar nicht. Haben Sie einen Sohn? Will Ihr Sohn ein Mädchen, das er gerade kennen gelernt hat, sofort heiraten?»
    Laura unterdrückte ein Lächeln. Er hatte ja Recht. Vieles, was für sie so normal war, funktionierte in dieser anderen Welt nicht. Aber sie wollte ihn jetzt hier weghaben. Es war inzwischen halb neun!
    «Werden Sie zu einem Freund oder Kollegen gehen? Ich muss das jetzt wissen!»
    «Jaja», murmelte er. «Ich geh schon.»
    «Soll ich Sie mitnehmen?»
    «Nein, ich hab meinen eigenen Wagen.»
    «Wo werden Sie hingehen, Herr Talabani?»
    «Muss ich Ihnen das sagen?»
    «Nein, Sie müssen nicht. Aber ich werde Ihnen meine Handynummer geben, falls Sie mit Ülivia sprechen wollen oder in Schwierigkeiten geraten.» Sie hielt ihm eine Karte hin, die er beinahe widerwillig nahm. Ohne einen Blick darauf zu werfen, steckte er sie in die Brusttasche seines Hemdes.
    «Gehen Sie bald!», sagte Laura und nickte ihm zu. Sie wusste inzwischen nicht mehr genau, ob sie ihn mochte oder nicht. Ehe sie die Haustür hinter sich schloss, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. «Bedeutet Ihnen Ülivia eigentlich etwas?»
    «Ja, natürlich», antwortete er schnell. Aber es klang irgendwie flau. Laura zog schnell die Tür zu, lief die Treppe hinunter. Wenn sie sich beeilte, würde sie

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