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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Ronald!»
    Das «bitte» war Laura nicht leicht gefallen. Es hatte immerhin eine begrenzte Wirkung gezeigt. Er würde es versuchen, vermutlich nur, weil Sofia neben ihm stand und ihn mit flehenden Augen anschaute.
    Abwesend nahm Laura den Kaffeebecher entgegen, den Claudia ihr in die Hand drückte, schüttelte viele Hände. An diesem Morgen glichen die Cabuns nicht länger einer tosenden Welle. Sie waren still geworden, hatten verstanden, dass Valeria wirklich tot war, hatten sie gesehen, gestreichelt, sich verabschiedet.
    «Meine Frau und ich möchten gern allein mit Ihnen sprechen, Commissaria.» Roberto Cabun räusperte sich mehrmals, griff nach der Hand seiner Frau.
    «Kommen Sie!» Laura führte die beiden in ihr Büro. Dort setzten sie sich, hielten einander noch immer an den Händen.
    «Wir wollten Ihnen nur sagen, dass wir gestern Abend bei diesem Dottore Denner waren. Seine Frau und er waren am Anfang sehr freundlich zu uns, haben viele gute Dinge über Valeria gesagt. Aber …» Roberto Cabun hielt inne, sah seine Frau an. Carla schloss kurz die Augen, richtete sich dann ein wenig auf, als müsse sie sich einen Schubs geben.
    «Wir mögen sie nicht, diese Denners!», sagte sie sehr bestimmt. «Sie sind nicht wirklich freundlich … Vielleicht drücke ich es ungeschickt aus. Vielleicht verstehen Sie aber, was ich meine, Signora Commissaria. Sie haben auch gesagt, dass Valeria unvorsichtig war, dass sie sich mit schwarzen Männern eingelassen hat!»
    Roberto Cabun atmete schwer. «So etwas sagt man nicht über eine Cabun!», stieß er hervor. «Er hat Glück gehabt, dass Carla mich festgehalten hat, dieser Dottore. Ich hätte ihm gern gezeigt, was passiert, wenn man solche Sachen über eine Cabun sagt!»
    «Sie haben eine kluge Frau», entgegnete Laura, trank zwei winzige Schlucke des bitteren Kaffees. «Ich denke, dass Ihre Tochter in eine schwierige Familie geraten ist. Haben Sie Valerias afrikanischen Freund auch getroffen?» Sie sagte es so dahin, wartete auf die Reaktion.
    «Sie hat keinen schwarzen Freund!» Valerias Vater sprang auf, entriss seiner Frau die Hand. «Das sind alles Verleumdungen! Die konnten nicht mal Namen nennen, haben ihn nie gesehen!»
    «Woher wussten sie es dann?», fragte Laura.
    «Bitte, Roberto! Reg dich nicht auf!» Carla Cabun erhob sich ebenfalls, ging zu ihrem Mann und legte eine Hand auf seine Schulter. Dann sah sie Laura an. «Die Dottoressa Denner sagte, dass er sie manchmal abgeholt hat, unsere Valeria. Sie wollte das nicht wegen der Kinder, hat sie gesagt!»
    «Soso, wegen der Kinder!» Lauras Abneigung gegen die Denners wuchs mit jedem Satz der Cabuns. Sie stellte die Kaffeetasse etwas zu hart auf ihren Schreibtisch. «Also hatte sie einen afrikanischen Freund. Ist das so schlimm?»
    «Hätte ich sie nur nicht gehen lassen!» Roberto Cabun stöhnte.
    «Ist ein afrikanischer Freund schlimm?», fragte Laura noch einmal, ließ Valerias Mutter nicht aus den Augen.
    «Ich weiß es nicht … Es gibt so viele nette Burschen bei uns, und einige sind ganz verrückt nach Valeria. Vielleicht sind schwarze Menschen nicht anders als weiße – aber ich wünsche mir einen weißen Schwiegersohn …» Carla Cabun brach plötzlich in Schluchzen aus.
    «Haben Sie ihn getroffen, diesen schwarzen Freund?», fragte Laura.
    «No, Commissaria!» Plötzlich schien Roberto Cabun ganz sachlich. «Ich weiß nicht, warum Sie diese Fragen stellen. Aber wir haben niemand gesehen. Nur die Dottori Denner. Danach hat der Priester uns ins Hotel gebracht. Wir haben noch lange mit ihm gesprochen.»
    «Alle? Auch Ihr Sohn und Ihr Neffe?»
    «Tutti, alle! Warum fragen Sie, Commissaria?»
    «Weil der schwarze Freund von Valeria letzte Nacht niedergeschlagen und schwer verletzt wurde, deshalb.»
    «Aber keiner von uns … wir wissen ja nicht einmal, wer er ist … Sie können uns doch nicht verdächtigen, Commissaria!»
    Laura atmete tief ein und brachte ein halbes Lächeln zustande. «Ich fühle tief mit Ihnen, Signora Cabun, Signor Cabun. Es ist unendlich traurig, dass Ihre Tochter nicht mehr lebt. Aber manchmal entstehen aus solchen Verlusten andere unglückliche Dinge. Deshalb frage ich Sie.»
    Roberto Cabun senkte seinen Kopf, fuhr sich mit einer Hand über die Augen. «Si, Signora Commissaria», sagte er leise. «Manchmal entstehen andere unglückliche Dinge.»
    Laura wartete ein paar Minuten, spürte dem Schweigen nach, konnte es nicht deuten. «Wie lange werden Sie in München bleiben?»,

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