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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Baumann. «Heutzutage ist jeder Mensch erreichbar, der einen Beruf hat wie dieser Dr.   Detlev Schneider. Und zwar immer. Er hat E-Mail, ein Handy, einen Anrufbeantworter!»
    «Ja», brummte Andreas Havel. «Ich auch, und es ist entsetzlich!»
    «Vielleicht ist er tot», sagte einer von Havels Team und merkte selbst, dass sein Satz irgendwie daneben war, zuckte leicht mit den Schultern. Wieder ein neues Gesicht, dachte Laura.
    «Mach endlich auf», sagte sie laut, war wirklich neugierig auf diese geheimnisvolle Wohnung. Kommissar Baumann vollzog eine regelrechte Zeremonie: klingelte erst mehrere Male, zog dann den Schlüsselbund aus einem Lederetui, hob ihn gegen das Licht, steckte den kleinsten Schlüssel ins Sicherheitsschloss, öffnete es, nahm dann den größeren und sperrte die Tür auf. Im Zeitlupentempo schob er sie mit dem Fuß nach innen, hielt bereits seine Pistole in beiden Händen, sprang in den Flur, der sich als große Halle entpuppte, drehte sich nach allen Seiten, die Waffe immer im Anschlag.
    «Lass doch das Theater», grinste Havel. «Ist doch keiner drin!»
    «Na gut, wenn du meinst …» Baumann hatte seinen gutmütigen Tag. Er steckte die Pistole ins Schulterhalfter zurück und sah sich um, pfiff gleich darauf durch die Zähne. «Nicht schlecht!»
    Nicht schlecht, dachte auch Laura Gottberg und legte den Kopf in den Nacken, um mit den Augen den schrägen hohen Wänden bis hinauf in den Dachfirst zu folgen. Rohe Holzbalken wie ein organischer Teil der Mauer, die Farben Weinrot, Orange, Schwarz. Abstrakte Bilder, weiche Sofalandschaften, eine unauffällige Küchenzeile in Schwarz und Chrom. Designerküche, dachte Laura.
    Sie schwärmten aus, entdeckten einen zweiten Raum, der beinahe so groß war wie der erste, ein Schlafzimmer, ebenfalls in warmen Rottönen eingerichtet, mit vielen Spiegeln an den Wänden und einem überdimensionalen Bett. An das Schlafzimmer grenzte ein Luxusbad in Schwarz und Gold.
    «Sieht aus wie ’n Edelpuff!», sagte Peter Baumann, streifte einen Latexhandschuh über und öffnete den Kühlschrank. «Will jemand einen Drink? Ist alles da!»
    Laura verzog das Gesicht und stellte sich neben Andreas Havel, der sich langsam um seine eigene Achse drehte und das Ambiente auf sich wirken ließ.
    «Verdammt ordentlich hier», sagte er nachdenklich. «Und trotzdem wirkt die Wohnung, als würde sie auch benutzt. Du kennst doch Räume, die wochenlang leer stehen. Die haben einen bestimmten Geruch, etwas Kaltes und Muffiges. Weißt du, was ich meine?» Er sah Laura nicht an, sondern ging zu den beiden Fenstern hinüber, zog ebenfalls Handschuhe an, machte eines der Fenster auf und lehnte sich vorsichtig hinaus.
    «Ja», murmelte er dann. «Das könnte es sein. Wir werden es nachmessen. Aber erst mal werden wir den ganzen Laden hier auseinander nehmen. Fangen wir an, Jungs!»
    Manchmal wäre ich gern bei der Spurensicherung, dachte Laura. Das ist so angenehm konkret. Auch sie selbst zog Handschuhe an, schaute in Schubladen, den einzigen Schrank – fand nur seidene Bettwäsche, Badezusätze, teure Körperöle, ein paar Zeitschriften (keine Pornomagazine, sondern den Spiegel, Focus und medizinische Fachblätter), CDs von Rock bis Klassik, DVDs mit Spielfilmen. Im Kühlschrank lagerten nur Getränke, nichts zu essen, aber es gab Teller und Besteck – offensichtlich aßen die mysteriösen Bewohner hin und wieder etwas.
    «Lassen sich wahrscheinlich Kaviar und Austern liefern», mutmaßte Baumann.
    «Das würde auffallen», entgegnete Laura. «Die bringen ihr Essen selbst mit.»
    «Und wer räumt hinterher auf?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht sie selbst.»
    «Das glaubst du doch nicht, Laura. Die Kunden eines Luxusbordells packen brav ihren Müll in Plastiksäcke und tragen ihn weg. Sie spülen das Geschirr, saugen den Teppich, schrubben die Badewanne, beziehen das Bett frisch … nie im Leben!»
    «Aber das ist wahrscheinlich gar kein Luxuspuff, sondern ein geheimer Treffpunkt für bestimmte Leute. Wenn es ein Puff wäre, dann hätten die anderen Hausbewohner etwas mitgekriegt. So etwas kann man nicht geheim halten.»
    «Dieser nicht erreichbare Mieter aus Hamburg ist Pharmavertreter, besucht Arztpraxen. Könnte das vielleicht eine Verbindung zu unserem Dr.   Denner und seiner Frau sein?»
    «Na, so ein kluges Kerlchen!» Laura stieß Baumann mit dem Ellbogen in die Seite. «Fragt sich nur, was für eine Verbindung, nicht wahr? Ich finde, wir besuchen Dr.   Denner in seiner Praxis und

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