Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
mal deine Geschichten. Ich lade dich zum Essen ein und hinterher auf einen Kaffee zu mir!» Baumann ging hinter einer riesigen Pflanze in Deckung. Doch Laura warf nicht, sondern lächelte.
    «Mal wieder ein Versuch, Herr Kommissar?»
    Ehe Baumann antworten konnte, öffnete sich die Seitentür, durch die Simone verschwunden war und Dr.   Denner stürmte herein, mit schnellen Schritten, flatterndem Mantel, sah sich leicht irritiert nach dem jungen Kommissar um, der noch immer hinter der Pflanze stand, wandte sich Laura zu, gab ihr aber nicht die Hand, sondern steckte beide Hände in die Taschen seines weißen Mantels.
    «Hören Sie, Hauptkommissarin, ich habe wenig Zeit. Eigentlich gar keine. Ich muss sofort wieder in den OP. Weshalb kommen Sie zu mir in die Praxis? Was gibt es denn noch?» Seine Stimme klang gereizt, ungeduldig.
    «Ich wollte Sie nur etwas fragen», erwiderte Laura, versuchte höflich zu sein.
    «Fragen Sie und dann gehen Sie!» Er wippte kurz mit seinem rechten Fuß.
    «Ist Ihnen eine sehr gut eingerichtete Wohnung im fünften Stock eines Hauses in der Herzogstraße bekannt?»
    «Nein!» Wieder wippte der Fuß.
    «Sie kennen auch keinen Dr.   Detlev Schneider aus Hamburg?»
    «Nein!» Die Hände in den Manteltaschen ballten sich zu Fäusten.
    «Es kann auch nicht sein, dass dieser Herr Schneider hin und wieder als Pharmavertreter in Ihre Praxis kam?»
    «Falls es so sein sollte, dann kann ich mich nicht daran erinnern. Da kommen viele …»
    «Das war es bereits, Herr Dr.   Denner. Ich danke Ihnen, dass Sie unsere Fragen beantwortet haben.» Laura nickte ihm zu und wandte sich zur Tür. Baumann folgte ihr.
    «Hören Sie! Das war schon alles?» Der Arzt wirkte irritiert.
    «Ja, das war alles», erwiderte Baumann und stellte sein Glas auf ein Tablett, ehe er die Tür hinter sich schloss.

    Das Gespräch mit Dr.   Renate Denner unterschied sich nur in Nuancen von der Begegnung mit ihrem Ehemann. Sie hatte ebenfalls keine Zeit, stürzte nach zwanzig Minuten aus irgendeinem OP herbei, blass und fahrig. Sie redete von der hochkonzentrierten Arbeit, die sie zu leisten habe und dass sie den Besuch der Kriminalpolizei in ihrer Praxis als Zumutung empfinde. Laura fiel es inzwischen schwer, höflich zu bleiben, doch sie gab sich alle Mühe. Baumann dagegen musterte die Augenärztin mit unverhohlenem Missfallen.
    «Wie kommen Sie dazu, mich nach einer Luxuswohnung in der Herzogstraße zu fragen?», sagte sie im Tonfall echter Empörung. «Nach einer Wohnung, die möglicherweise eine Absteige ist!»
    «Ich stelle diese Frage, weil Ihr Au-pair-Mädchen in diesem Haus ums Leben gekommen ist und es so aussieht als wäre sie aus einem Fenster dieser Wohnung gestürzt!»
    «Ich habe keine Ahnung, was dieses Mädchen in der besagten Wohnung gemacht haben könnte. Ich kenne diese Wohnung nicht! Genügt das?» Im Gegensatz zu ihrem Mann trug Renata Denner einen hellblauen Kittel, und auch ihr Praxisteam war hellblau gekleidet. Die Wände grün und blau. Keine Rottöne.
    «Könnte es sein, dass Ihr Mann diese Wohnung kennt?» Laura sprach diesen Satz sehr bewusst und deutlich aus.
    Renata Denner fuhr hoch. «Das müssen sie ihn schon selbst fragen! Ich wüsste allerdings nicht, was mein Mann in dieser Wohnung zu suchen hätte!»
    «Entschuldigen Sie, dass wir Sie so lange aufhalten, aber eine Frage habe ich noch … Sie kennen nicht zufällig die Anschrift von Valerias afrikanischem Freund?» Laura ließ die Ärztin nicht aus den Augen, nahm das winzige Zucken ihres linken Augenlids wahr, das Zusammenpressen der Lippen.
    «Nein! Ich sagte Ihnen das bereits bei Ihrem ersten Besuch!» Sie schluckte zweimal, legte eine Hand auf den Türgriff.
    «Wir sind schon fertig.» Laura nickte ihr zu.
    «Und deshalb stören Sie mich bei meiner Arbeit? Säen Klatsch unter meine Angestellten?» Renata Denner atmete schwer. «Bitte kommen Sie nie wieder in meine Praxis. Falls Sie noch etwas von mir wollen, kommen Sie nach Hause!» Grußlos verließ sie das Zimmer.
    «War keine schlechte Idee, die beiden in der Praxis zu besuchen», sagte Peter Baumann nachdenklich. «Das macht sie wirklich nervös, weil sie komisch vor ihren Angestellten und Patienten dastehen. Bloß … Antworten haben wir keine!»
    «Doch», Laura klopfte ihrem Mitarbeiter auf die Schulter. «Unsichtbare und unhörbare Antworten. Du musst mehr Agatha Christie lesen!»

    Draußen hatte es zu regnen begonnen, ein warmer Frühlingsregen ergoss sich über München,

Weitere Kostenlose Bücher