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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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stellen ihm ein paar hintergründige Fragen. Mal sehen, wie er reagiert.»

    «Nein! Es ist völlig unmöglich! Herr Doktor Denner ist heute den ganzen Tag unabkömmlich. Im Augenblick ist er noch im OP, und das geht auch so weiter. Sie müssen einen Termin mit ihm ausmachen!» Die Frau, die an Dr.   Denners Rezeption das Sagen hatte, war ungefähr dreißig, von kühler blonder Schönheit – ein bisschen wie Denners Ehefrau, dachte Laura – und sehr bestimmt.
    «Es ist aber wichtig», sagte Laura leise. «Wir sind keine Patienten, sondern von der Kriminalpolizei!»
    «Kriminalpolizei?» Sie wiederholte das Wort beinahe unhörbar, und trotzdem klang es wie ein Alarmruf. «Anna, bitte übernehmen Sie mal für eine Weile, ich muss mit diesen Klienten hier sprechen!»
    Eine hübsche gepiercte Rothaarige, deren Namen offenbar Anna war, musterte Laura und Baumann mit neugierigen Augen und begrüßte einen Patienten, der bereits hinter den beiden Kriminalbeamten wartete.
    «Könnte ich Ihren Ausweis sehen?» Denners Mitarbeiterin wirkte jetzt betont ruhig. «Simone» stand in Brusthöhe auf ihrem weißen Kittel, der geschnitten war wie ein japanischer Kimono.
    «Bitte!» Laura und Baumann reichten ihr die Dienstausweise. Die Frau mit dem Namen «Simone» bat sie in einen Nebenraum, eine Art elegantes Wohnzimmer, vermutlich der Empfangsraum für Privatpatienten. Überhaupt war die Praxis sehr schick eingerichtet, seltene Pflanzen, Gemälde und Wände in verschiedenen Rottönen.
    Rottöne, dachte Laura. Ich sehe nur noch Rottöne: bei Riza Talabani, in der geheimen Wohnung und sogar in einer Arztpraxis.
    «Ich kann mir nicht vorstellen, was Dr.   Denner mit der Kriminalpolizei zu tun haben könnte!» Die blonde Frau mit dem eingestickten Namen Simone hob den Kopf, nachdem sie beide Ausweise genau überprüft hatte.
    «Es ist auch mehr eine Angelegenheit, die Dr.   Denner betrifft und nicht Sie», sagte Laura. «Deshalb wäre es sinnvoll, wenn Sie ihm Bescheid sagen würden. Ich bin sicher, dass er ein paar Minuten Zeit für uns finden wird.»
    «Hören Sie, Frau Hauptkommissarin, ich regle eigentlich alles für Dr.   Denner. Ich denke, dass er vor mir keine Geheimnisse hat … Ich kann mir wirklich nicht erklären …»
    «So ist das manchmal im Leben», warf Peter Baumann gallig ein. «Wären Sie aber trotzdem so freundlich, ihn zu informieren. Wir sind nicht gekommen, uns mit Ihnen zu unterhalten, Schwester Simone.»
    «Die Schwester können Sie sich sparen», zischte sie und verschwand durch eine Seitentür.
    «Manchmal triffst du doch den richtigen Ton, Peter.» Laura lächelte dem jungen Kommissar zu.
    «Manchmal! Danke für das Kompliment. Du siehst übrigens verdammt müde aus. Soll ich mich mal um deine türkische Tragödie kümmern? Vielleicht finde ich da auch den richtigen Ton.»
    «Nein! Da kommt es wirklich auf den besonders richtigen Ton an. Es sind gute Nachbarn, und ich wohne eigentlich gern neben ihnen, auch wenn sie mich manchmal nerven. Aber vielleicht nerve ich sie auch. Deshalb möchte ich die Angelegenheit so sanft und friedlich wie möglich regeln. Verwundet sind sowieso schon alle Beteiligten.»
    «Du auch?»
    «Klar!»
    «Warum du?»
    «Weil es nicht angenehm ist, zu sehen, wie nebenan ein junges Mädchen zusammengeschlagen wird. Und weil man auch dem völlig verzweifelten Vater hilflos gegenübersteht. Ihm bricht eine Welt zusammen, wenn auch die zweite Tochter seine Ehre ruiniert. Die Mutter hat Angst um alle beide. Es ist eine ganz beschissene Situation, bei der ich eigentlich alle Beteiligten mehr oder weniger gut verstehen kann. Und das Schärfste daran ist, dass auch noch der Konflikt zwischen Türken und Kurden eine Rolle spielt.»
    «Vielleicht solltest du in den diplomatischen Dienst wechseln!» Baumann grinste, stand auf und füllte ein Glas aus dem Wasserspender. «Glas», sagte er und hielt es hoch. «Kein Plastikbecher! Willst du auch?»
    Laura nickte, und Baumann reichte ihr sein Glas, füllte ein zweites.
    «Da bin ich ja richtig froh, dass ich keine türkische Großfamilie als Nachbarn habe. Ich hab nämlich in meiner Freizeit gern meine Ruhe und mag Familientragödien überhaupt nicht!»
    Laura zuckte die Achseln. «Ich will dich nicht bekehren. Aber wenn du in einem Haus wohnst, das so lebendig ist wie meins, dann hat das auch Vorteile. Ich könnte dir über jedes der vier Stockwerke viele Geschichten erzählen und die meisten sind höchst amüsant.»
    «Erzähl sie mir doch

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