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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nicht mehr an sie gedacht. Schuldbewusst zog sie das kleine Telefon aus ihrem Rucksack und blickte auf die Anzeige.
    «Dienst!»
    «Nimm trotzdem an. Ich finde deinen Fall ausgesprochen interessant.»
    «Bist du sicher? Nicht böse?»
    «Nein, überhaupt nicht.»
    Endlich drückte Laura auf den Knopf.
    «Hast wohl dein Handy nicht gefunden, oder was!» Peter Baumanns Stimme klang genervt.
    «Jetzt hab ich’s gefunden. Also, was ist los?»
    «Da war eine Schießerei in der Nähe des Hauptbahnhofs. Hat was mit Schutzgeldern zu tun. Die haben so einen armen kleinen Chinesen erschossen, der erst vor ein paar Wochen einen Schnellimbiss aufgemacht hat. Aber deshalb rufe ich nicht an. Das schaff ich mit den Kollegen. Ich wollte dir sagen, dass Denner aufgewacht ist. Seine Frau hat bei mir angerufen und irgendwas von komischen Phantasien erzählt, die ihr Mann hätte.»
    «Danke, Peter! Bin schon unterwegs.»
    «Ich hab lange überlegt, ob ich es wagen kann, dich anzurufen.»
    «Phantasien finde ich immer spannend. Ich melde mich später. Salve!»
    «Was?»
    «Salve!»
    «Was bedeutet das?»
    «Es ist ein römischer Gruß.» Laura beendete das Gespräch und lachte.
    «Was ist los?», fragte Guerrini.
    Laura stupste ihn auf die Nase. «Commissario Guerrini ermittelt, was? Mein Kollege Baumann wusste nicht, was Salve bedeutet. Aber im Ernst: Der verletzte Arzt ist aus dem Koma erwacht, und er scheint merkwürdige Dinge zu erzählen. Die werden wir uns jetzt anhören!»
    «Wir?»
    «Ja, wir! Wer sollte uns daran hindern?»
    «Bene. Wir haben ja inzwischen Erfahrung in illegalen Ermittlungen.»
    Hand in Hand schlenderten sie durch den Park zum Wagen zurück. Auf der Brücke über dem Eisbach blieb Guerrini stehen und betrachtete verblüfft ein paar splitternackte Männer und Frauen, die ihre bleichen Körper der Aprilsonne und den Blicken der Spaziergänger darboten.
    «Ist das bei euch erlaubt?», fragte er, ein ganz klein wenig schockiert.
    «Es ist so etwas wie ein Gewohnheitsrecht geworden. Alle schauen weg, und damit ist der Frieden gewahrt.»
    «Aber die sind ja nicht einmal besonders schön», rief er verdutzt.
    «Deshalb schauen ja die meisten weg», lachte Laura, und er stimmte ein.
    Das weiße Pferd war hier unten wieder groß und zog schnaubend seine Runden. Süßer Duft hing unter den Bäumen.
    «Ich mag es nicht, wenn Menschen sich so exponieren», sagte Laura plötzlich ernst. «Für mich ist es eine Rücksichtslosigkeit, die an Aggression grenzt.»
    «Und warum ziehen die Deutschen sich in aller Öffentlichkeit aus?», fragte er.
    «Zum Glück sind es nicht alle!» Laura musste wieder lachen. «Stell dir 80 Millionen Nackte vor. Es sind gar nicht viele, die sich ausziehen – sie fallen nur stark auf. Hat etwas mit einem irregeleiteten Bedürfnis nach Natur und Freiheit zu tun. Also, die Leute, die ich als öffentliche Nackte kenne, sind entweder total verklemmt oder neigen zum Exhibitionismus. Aber besonders gut kenne ich mich mit diesem Phänomen nicht aus.»
    Guerrini ließ seinen Blick über den breiten Hintern einer ziemlich unförmigen Frau gleiten, die auf dem Bauch im Gras lag. Er verzog leicht das Gesicht.
    «Ich kann nicht besonders gut Englisch, aber mir hat schon immer der englische Ausdruck für die intimen Körperstellen gefallen: private parts! Ich finde diese Bezeichnung ganz wunderbar. Private parts zeigt man nicht jedem, weil sie eben privat sind!»
    «Ich jedenfalls lege keinen Wert darauf, beim Spazierengehen mit den private parts von irgendwelchen Leuten konfrontiert zu werden», murmelte Laura.
    Guerrini näherte seinen Mund ihrem rechten Ohr und flüsterte: «Ich liebe deine private parts!»
    «Ich auch!», gab sie leise zurück.
    «Welche? Deine oder meine, Commissaria?»
    «Beide, Commissario!»

    Guerrini blieb im Vorraum sitzen, während Laura von einer Schwester in die Intensivstation eingelassen wurde. Von einem Arzt war nichts zu sehen, und Laura war froh darüber.
    «Er scheint unter Schock zu stehen», sagte die Schwester. «Er ist aufgewacht und wollte vor etwas weglaufen, obwohl er sich kaum rühren konnte. Zum Glück waren wir gerade bei ihm, sonst hätte er sich die Infusionen rausgerissen.»
    «Seine Frau hat ihn schon im wachen Zustand gesehen?»
    «Wir haben sie sofort gerufen. Sie kam auch gleich und ist erst vor zehn Minuten gegangen. Sie muss sich um die Kinder kümmern.»
    «Hat er etwas gesagt?» Laura sah die junge Krankenschwester fragend an. Die steckte eine

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