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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Mundwinkel zuckten.
    »Wirklich passend, in der Tat.«

    Richard konnte sich nicht länger beherrschen. »Wo ist sie? Was habt Ihr mit ihr vor?«
    Henrys Antlitz wirkte versteinert. »Ich habe sie zunächst nach Winchester bringen lassen, aber das ist vorläufig. Täusche dich nicht, Richard. Sie bleibt gefangen. Ich würde mich an deiner Stelle lieber fragen, was mit mir geschieht.«
    Richard starrte ihn an, schwieg jedoch. Er spürte alles sehr deutlich in diesem Zelt: das plötzlich erdrückende Gewicht des Panzerhemdes, das er trug; die heiße, stickige Atmosphäre; die gewaltige Gestalt seines Vaters; sein Vater, der in seiner Kindheit ein unerreichbares Ideal gewesen war und sich zuerst mit seiner öffentlichen Zurschaustellung Rosamonds und dann mit jenem furchtbaren Tag so kurz nach Johns Geburt in einen leidenschaftlich gehaßten Feind verwandelt hatte.
    »Was wollt Ihr von mir?« fragte er rauh.
    Henry verschränkte die Arme. »Wie ich schon sagte, du besitzt Fähigkeiten, und ich werde sie nutzen. Ich möchte, daß du mir den Lehnseid schwörst und dich mir vollständig unterwirfst. Ich werde dir die Hälfte aller Einkünfte aus Aquitanien zukommen lassen, und außerdem behältst du den Titel. Wenn sich zeigt, daß ich dir trauen kann, bekommst du auch die Regierung. Im Gegenzug erwarte ich, daß alle Burgen des Herzogtums wieder in den Zustand versetzt werden, in dem sie vor der Rebellion waren, und wenn sich gewisse edle Herren weigern sollten, dann will ich, daß du ihre Burgen für mich eroberst. Das sind meine Bedingungen.«
    Er schwieg und beobachtete den Jungen. Richard versprach ein guter Heerführer zu werden, vielleicht sogar der einzige von seinen Söhnen, der sein strategisches Talent geerbt hatte. Er konnte sehen, wie die Herausforderung, die in seinen Worten lag, gegen den verzweifelten Wunsch arbeitete, trotz aller Aussichtslosigkeit für die Mutter weiterzukämpfen. Nun, Richard würde es noch lernen, würde begreifen, daß die Wirklichkeit Kompromisse verlangte. Schon jetzt mußte dem Jungen klar sein, daß er als Rebell nicht noch einmal so günstig davonkommen konnte.
    Henry betrachtete Richards rotblondes, gebeugtes Haupt.

    Jäh hob sein Sohn den Kopf. »Also gut«, sagte er. »Ich willige ein.«
    Henry nahm einen zweiten Becher und schenkte auch ihm ein.
    »Trinken wir darauf.«

    Henry hatte Alienors Leben genau organisiert. Ihre Bewacher wechselten regelmäßig; einmal war es Renoulf de Glanville, der den Schottenkönig besiegt hatte, einmal Ralph Fitz-Stephen. Meistens lebte Alienor im Salisbury Tower, doch Henry hielt es für angebracht, sie hin und wieder auch in andere Burgen zu verlegen.
    Diese Reisen von einer Burg zur anderen, von einem Gefängnis zum anderen waren wie ein kurzes Luftschöpfen. Sonst erstickte sie die Enge, die Enge des kreisrunden Turmes, der ihr manchmal wie eine Spindel vorkam, die sich drehte und immer wieder um sich selbst drehte und sie von allem, was lebenswert war, abschnitt.
    Alienor wartete absichtlich einige Monate, um Henry in Sicherheit zu wiegen, bevor sie ihren ersten Fluchtversuch ins Werk setzte. Er war mehr als schwierig, weil sie nicht mit der Hilfe des jeweiligen obersten Bewachers rechnen konnte, der sich durch absolute Loyalität gegenüber seinem König auszeichnete. Die Wächter aus dem Volk, mit denen sie in Berührung kam, wurden wie die zwei Dienerinnen regelmäßig ausgetauscht. Doch es mußte einen Weg geben; sie würde sich nicht so einfach geschlagen geben. Eingesperrt, wo sie vorher die ruheloseste aller Frauen gewesen war, mußte sie sich mit irgend etwas beschäftigen, um nicht wahnsinnig zu werden, und Fluchtpläne waren eine ausgezeichnete Ablenkung.

    »Das Mittagsmahl, Euer Gnaden«, sagte der Wächter nervös und bemühte sich, dem Funkeln auszuweichen, das über sein Gesicht tanzte.
    »Ich danke Euch«, erwiderte Alienor gleichmütig. »Nächste Woche verlassen wir Berkshire, und der sehr ehrenwerte Glanville bringt mich wieder in den Salisbury Tower, nicht wahr?«
    »Ich… ich glaube schon, Euer Gnaden.«

    Alienor streifte ihren Armreif ab und ließ ihn spielerisch zwischen ihren Fingern hin und her gleiten. »Es wird eine längere Reise werden… wie schade, daß ich diese schöne Gegend hinter mir lassen muß, wo ich doch kaum Gelegenheit hatte, die Landschaft zu bewundern. Das ist ein Versäumnis, findet Ihr nicht?«
    Der Wächter fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Nun…«
    »Ich wäre außerordentlich

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