Die Löwin von Aquitanien
Vorbereitungen in Aquitanien zu untersuchen. Mit etwas Glück würde es der letzte Weihnachtshof werden.
»Aber vorher«, sagte sie laut, »werde ich England noch einen Besuch abstatten.«
Die große Halle von Woodstock hatte sich wenig verändert, und die Vertrautheit mit allen Dingen versetzte ihr einen scharfen Stich.
Dieselben Wandteppiche, dieselbe Einrichtung, es schien, als ob die junge Frau, die ihr nun gegenüberstand, nicht gewagt hätte, ihren eigenen Geschmack zur Geltung zu bringen. Rosamond Clifford war allerdings, wie Alienor neidlos feststellte, eine Schönheit. In ihrem zartrosa Gewand sah sie wie ein Engel aus. Alienor fiel der Spottname ein, den einer ihrer Troubadoure für Henrys Geliebte geprägt hatte: Rosamond - la Rose Immonde, die nicht ganz reine Rose.
»Nun«, sagte sie, »ich nehme an, Ihr wißt, wer ich bin?«
Rosamond nickte scheu. Es war ihr anzusehen, daß sie sich vor der Königin ängstigte.
»Es besteht kein Grund, sich vor mir zu fürchten«, sagte Alienor sarkastisch, »ich beiße nicht. Wie wäre es statt dessen mit etwas Ehrfurcht vor Gott?«
Ein Blick auf das Kreuz, das Rosamond um ihren Hals trug, und die rührende Arglosigkeit in den Augen der jungen Frau hatten ihr genügt.
Rosamond brach sofort in Tränen aus. »Ach, sprecht nicht von Gott«, schluchzte sie. »Seit ich von dem schrecklichen Tod des heiligen Thomas hörte, warte ich auf die Rache des Herrn.«
»Warum sollte sich der Herr an Euch rächen?« Bei sich dachte Alienor, daß es noch einfacher sein würde, als sie geglaubt hatte.
»Weil ich mich nicht mit Schaudern von dem König abgewandt habe, wie ich es hätte tun sollen, nach der Exkommunikation dürfte man noch nicht einmal mit ihm sprechen…«
»Und weil Ihr in Sünde lebt«, vollendete Alienor freundlich. Rosamond nickte und betupfte sich die Augen.
Großer Gott, Henry, dachte die Königin. Dafür? Sünde, es ist nicht zu fassen. Ich hätte dich nicht verlassen, und zur Hölle mit der Kirche und den schaudernden Menschen. »In der Tat ist es eine große Sünde, in Ehebruch zu leben, und dazu noch mit einem Mann, der eines Mordes wegen aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestoßen wurde… Wenn Ihr wirklich so fromm seid, wie man sich erzählt, und nur einen Funken echten Gefühls für den König hegt, dann versucht Euer möglichstes, um ihn wieder mit Gott zu versöhnen.«
Rosamond blinzelte überrascht. Sie hatte nicht erwartet, solche Worte aus dem Mund ihrer Rivalin zu hören. »Aber ich habe es versucht, habe versucht, ihm zuzureden«, sagte sie leise, »doch er hört nicht auf mich.«
»Kein Wunder«, entgegnete Alienor ironisch. »Mein gutes Kind, als ich von Versöhnen sprach, meinte ich nicht, daß Ihr Eure Sünde noch fortsetzt. Wie soll der König da an Eure Frömmigkeit glauben?
Nein… habt Ihr noch nie daran gedacht, für ihn und Euch in einem Kloster zu büßen?«
Rosamond starrte sie mit halbgeöffnetem Mund an. Sie erwiderte nichts, und als Alienor ihre Hand ausstreckte, knickste sie widerspruchslos und küßte sie.
»Lebt wohl«, sagte Alienor, und wie eine entlassene Dienerin verschwand Rosamond aus der Halle des Palastes, der ihr doch von Henry übereignet worden war.
Bester Laune wandte sich auch Alienor um, um Woodstock wieder zu verlassen. Sie konnte spüren, wie es in dem Mädchen arbeitete. Natürlich würde Rosamond nicht sofort einen derartigen Entschluß fassen, doch die Saat war gelegt. Plötzlich warf sie den Kopf zurück und lachte. Wie amüsant, sich Henrys Gesicht vorzustellen, wenn er bei seiner Rückkehr seine Geliebte in einem Kloster wieder-fand!
Henry gelang es in verhältnismäßig kurzer Zeit, Irland zu erobern, größtenteils, weil die dortigen Bauern und Ritter weder eine zentrale Regierung noch irgend etwas hatten, das sie dem gutausgerüsteten, schlagkräftigen Heer, das von einem der besten Feldherrn Europas geführt wurde, entgegensetzen konnten.
Die Kirche war jedoch noch stärker aufgebracht denn je zuvor, und auch das Volk hatte sich nun die Sache des Märtyrers von Canterbury zu eigen gemacht. Um Frieden zu schaffen und Zeit zu gewinnen, willigte er ein, die Konstitutionen von Clarendon rückgängig zu machen, behielt sich jedoch die Entscheidung bei der Wahl von Äbten und Bischöfen vor. Das besänftigte zwar die Gemüter des Klerus ein wenig, aber nicht die der Öffentlichkeit. Henrys Weihnachtshof in Chinon versprach eine unruhige Angelegenheit zu werden.
»Laß mich raten. Du
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