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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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Monsieur Rouston?“
    Er fuhr sich mit dem Handrücken über die
Stirn und lachte hilflos. Sibylla tauchte vor seinem inneren Auge auf. Mühsam
erinnerte er sich, dass sie die Frau war, die er liebte, nicht diese kleine
siebzehnjährige Sirene.
    „Du sollst nicht für mich tanzen, Aynur“,
wehrte er mit schwerer Zunge ab. „Geh schlafen! Lass mich allein!“
    Aber schon ertönten hinter dem Wandschirm die
melodischen Klänge einer Al-rababa und dazu Tamras Stimme, die tief und heiser
sang. Aynur bewegte sich auf André zu. Ihre Arme wanden sich wie Schlangen,
ihre Brüste wippten, und ihre Hüften kreisten zur Musik. Fasziniert verfolgte
er, wie die Spitzen ihres langen Haares den Boden streiften, wenn sie sich mit
ihrem geschmeidigen, makellosen Körper zurückbeugte.
    Er fühlte sich jetzt nicht mehr träge und
betäubt. All seine Sinne waren geschärft. Tamra hatte die Al-rababa
beiseitegelegt und schlug, immer noch hinter dem Wandschirm sitzend, die
Darbouka. Trotz des dumpfen Trommelns hörte er Aynurs Füße, die im Takt auf den
Boden stampften. Ihr Atem hallte in seinem Kopf wider. Ihr Duft füllte den Raum
und weckte Gier in ihm, überraschend und überwältigend. Die Silberfäden ihrer
Tunika blinkten wie Sternschnuppen in seinen Augen, und die Vorstellung, dass
sie nicht nur ihre Brustwarzen mit Henna gefärbt hatte, sondern vermutlich auch
das glatte haarlose Dreieck zwischen ihren Schenkeln, erregte ihn.
    Die Gedanken an Sibylla verschwammen und
lösten sich in nichts auf. Als Aynur direkt vor ihm tanzte, langte er nach ihr.
Blitzschnell wich sie aus, so dass er nur ihre Tunika zu fassen bekam. Das
dünne Gewebe riss und flatterte zu Boden. Jetzt trug sie nur noch eine seidene
Pluderhose. Das flackernde Licht der Lampen glitzerte auf ihren Schultern,
ihren Brüsten und ihrem Bauch.
    „Komm her!“, befahl er heiser.
    „Jawohl, mein Gebieter.“ Sie sank langsam vor
ihm auf die Knie, legte eine Hand auf seine Hose, öffnete den Verschluss und
umfasste sein hartes Glied.
    Er fuhr stöhnend auf, aber sie legte die
andere Hand auf seine Brust und drückte ihn in die Kissen zurück.
    „Liegen Sie bequem, mein Gebieter?“, fragte
sie sanft. „Ja? Dann bleiben Sie liegen. Ich kümmere mich um alles.“ Sie beugte
sich über seinen Schoß.
     
    Spät am nächsten Tag stolperte André auf den
Hof. Qasr el Bahia war leer und still bis auf ein paar Tauben, die auf den
Dächern gurrten.
    „Salam, Herr.“ Der Stallbursche schleppte
einen Wassereimer an ihm vorbei zum Stall. André unterdrückte ein Stöhnen. Sein
Kopf fühlte sich an, als würde er bei der kleinsten Bewegung zerspringen.
Außerdem war ihm furchtbar übel, und er konnte sich beim besten Willen nicht
mehr erinnern, wie sein Stallbursche hieß.
    „He, du!“ Er winkte dem Jungen. „Komm her!“
    Verschüchtert gehorchte der Bursche. André
packte den Eimer und kippte sich den Inhalt mit einem Schwung über den Kopf.
Das Wasser war eiskalt. Er schnappte nach Luft und schüttelte sich, aber
wenigstens fühlte er sich jetzt etwas wacher.
    „Wo ist Feradge?“, fragte er den
Stallburschen. „Wo sind die Chiadma und alle Handwerker?“
    „Die Karawane mit den Handwerkern und dem
Leibeunuchen des Sultans ist im Morgengrauen nach Marrakesch aufgebrochen, und
die Chiadma sind zu ihrem Stamm zurückgeritten. Der Scheich sagte, Sie würden
Prinzessin Aynur behalten. Wenn nicht, sollen Sie nach ihm schicken“,
berichtete der Junge lakonisch.
    André starrte ihn an. Seine Erinnerungen an
die gestrige Nacht endeten bei dem Moment, als er den Raum betreten hatte, wo
Aynur mit dem Abschiedsmahl auf ihn wartete. Was danach geschehen war, war in
einem bodenlosen schwarzen Abgrund verschwunden, aber er hatte kein gutes
Gefühl. Er blinzelte in den Himmel, verspürte einen stechenden Schmerz hinter
den Augen und senkte den Kopf rasch wieder. „Wie spät ist es?“
    Der Stallbursche blickte ebenfalls in den
Himmel. „In zwei Stunden geht die Sonne unter, Herr.“
    André stöhnte erneut. Was hatten Aynur und
ihre Sklavin nur gestern mit ihm gemacht? Und wo steckten sie überhaupt? Er
würde sie zur Rede stellen, alle beide, so viel war sicher! Aber zuerst
brauchte er einen starken Tee. Vielleicht würde es ihm auch gelingen, etwas
trockenes Fladenbrot zu essen. Er wollte gerade zurück zum Haus, da hörte er
Hufschlag und drehte sich mühsam um. Zwei Reiter trabten durch das Tor. Zwei
Frauen. Eine saß auf einem Pferd, die andere auf dem Esel folgte

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