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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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sich
interessiert.
    „Doch“, murmelte Sibylla und dachte an die
Stiftung mit ihrer Mitgift. „Aber es hat mich einige Mühe gekostet, darüber
selbst bestimmen zu dürfen.“ Sie wandte sich an die beiden Frauen, die sie
erwartungsvoll ansahen: „Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen Geschäfte zu machen.
Bei dreißig Gold-Benduqui zahle ich allerdings drauf. Hundert Gold-Benduqui
decken meine Unkosten gerade eben.“ Sie lächelte verschmitzt. Tatsächlich
wusste Sibylla nicht, ob der Preis angemessen war, aber sie hatte gelesen, dass
das Handeln im Orient eine Art Sport war.
    Rusa und Lalla Jasira nickten beifällig,
bevor sie mit vielen blumigen Worten ein Gegenangebot machten. Schließlich
einigten sie sich bei sechzig Gold-Benduqui.
    Lalla Jasira klatschte in die Hände und
erteilte einer Sklavin einen Befehl. Die Frau eilte in den Palast und kam bald
darauf mit zwei ledernen Beutelchen zurück, die Lalla Jasira wiederum mit
feierlicher Miene in Sibyllas Hände legte. „Zählen Sie nach, Mrs. Hopkins, die
Hälfte erhalten Sie jetzt, die andere, wenn die Babuschen eingetroffen sind.“
    Sibylla blickte in die Säckchen. Der Gedanke,
selbst Handel zu treiben, ohne vorher die Erlaubnis ihres Vaters oder ihres
Mannes einholen zu müssen, gefiel ihr. In London hätte sie nie solche Geschäfte
machen können, aber hier, im fernen Marokko mit den Haremsdamen des
Statthalters von Mogador wurde es möglich.
    „Für wen sind die fünfhundert Paar Slipper
bestimmt?“, erkundigte sie sich und erhielt die Antwort: „Prinzessin Lalla
Jasira ist sicher, dass die Damen seiner erhabenen Majestät Sultan Abd Er
Rahman sich für diese Mode interessieren. Sie ist mit vielen der Damen gut
bekannt, da sie aus dem Herrscherhaus der Alawiden stammt.“
    Sibylla nickte langsam. Fünfhundert Frauen
für einen Mann. Wahrhaftig, dachte sie. Sara Willshire hatte recht, wenn sie
behauptete, dass hier vieles anders wäre als in England.
    Laut sagte sie: „Nadira, informiere die
Damen, dass ich einverstanden mit ihrem Vorschlag bin. Ich werde gleich alles
Nötige in die Wege leiten.“
     
    Als der Muezzin vom Turm der Moschee zum
Nachmittagsgebet rief, wartete Benjamin im Empfangshof des Statthalterpalastes
auf seine Frau. Der Kaid, seine Verwandten und der Übersetzer hatten sich
bereits verabschiedet. Nur Samuel Toledano stand noch neben ihm.
    „Von Fair Play haben Sie und die verdammten
Mauren noch nichts gehört, nicht wahr, Toledano?“ Benjamin war übelster Laune.
„Schauen Sie nicht so unschuldig! Es ist Ihre Schuld, dass der Statthalter mir
das Monopol für den Lederhandel nicht verkaufen wollte. Ich habe genau gesehen,
wie Sie ihm Zeichen gemacht haben, mein Angebot abzulehnen!“
    Dabei hatte das Treffen harmonisch begonnen.
Kaid Hash Hash hatte seinem Gast voller Stolz seine Waffensammlung, seine
Jagdfalken und seine arabischen Pferde präsentiert. Doch als sie danach bei Tee
und Erfrischungen zusammengesessen und Benjamin die bereits in England
vorbereiteten Verträge hervorgeholt hatte, ließ Hash Hash ihn abblitzen. „Bei
dem Hebräer Toledano ist das Ledermonopol in würdigen Händen. Im Übrigen sind
die Beschlüsse seiner Majestät heilig. Sie müssen nicht von einem Krämer
festgeschrieben werden“, hatte Hash Hash mit verächtlichem Blick auf den
Vertrag erklärt.
    Toledano hatte dabei so unschuldig
ausgesehen, als hätte er mit alldem nichts zu tun, und auch jetzt reagierte der
jüdische Kaufmann gleichmütig: „Verzagen Sie nicht, Senor Hopkins, im Orient
wird man sich selten nach dem ersten Treffen handelseinig. Besuchen Sie mich in
meinem Haus in der Mellah, direkt hinter dem Souk. Wir werden einen Weg finden,
damit auch Sie gute Geschäfte tätigen können.“
    Benjamin verzog das Gesicht. Der Jude sprach
Spanisch mit ihm. Das beherrschte Benjamin zwar, seit er bei Spencer & Sohn
für den Karibikhandel verantwortlich war, doch dieser altmodische Dialekt
irritierte ihn. Da mochte Nuri bin Kalil ihm noch so oft erklären, dass alle
hiesigen Juden die Sprache ihrer spanischen Heimat beibehalten hatten, seit sie
im fünfzehnten Jahrhundert vor der Inquisition nach Marokko hatten fliehen
müssen.
    „Ich rate Ihnen vor allem, sich nicht zu viel
Zeit mit Vorschlägen zu lassen“, knurrte Benjamin. Er stand unter Druck, denn
in London erwartete Richard Spencer Erfolge von ihm.
    Auch
jetzt blieb Toledano freundlich. „Sie sind zu ungeduldig, Senor Hopkins. Wenn
Sie in Marokko gute Geschäfte machen wollen, müssen

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