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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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    „Um Gottes willen!“, entfuhr es Sara. Sie
blickte Sibylla entsetzt an, die empört reagierte: „Dieser Vorwurf ist völlig
unsinnig! Er hatte geschäftlich immer wieder Schwierigkeiten mit dem Kaid.
Bestimmt ist alles eine Intrige, die er gegen meinen Mann gesponnen hat.“
    Willshire schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Offensichtlich lässt der Kaid Ihren Gatten schon längere Zeit beobachten und
ist sich seiner Sache sehr sicher. Verzeihen Sie meine Direktheit, Mrs.
Hopkins, aber wieso glauben Sie, dass Ihr Mann nichts mit diesen Aktivitäten zu
tun hat?“
    „Weil der Sklavenhandel seit über dreißig
Jahren verboten ist und mein Mann das weiß! Er würde die Gesetze nicht
übertreten, schon gar nicht, wenn es zum Schaden der Reederei wäre! Im Übrigen
kann ich mir nicht vorstellen, dass einer unserer Kapitäne sich für so
schändliche Geschäfte hergibt.“
    „Laut Kaid Hash Hash soll es sich um Kapitän
Nathaniel Brown von der Queen Charlotte handeln.“
    Sara stand auf und füllte die leere Teetasse
ihres Mannes auf. „Hier, William. Nach dieser Sache kannst du eine Stärkung
gebrauchen.“ Der Konsul nickte ihr dankbar zu und sah dann Sibylla an.
    „Da ist doch noch etwas“, sagte diese mit
klopfendem Herzen. „Was verschweigen Sie mir? Ich bitte Sie, mir alles zu
sagen, was Sie wissen!“
    Er räusperte sich. „Der Kadi von Mogador hat
Ihren Mann verhört, und Seine Exzellenz hat mir gestattet, dabei zu sein. Ihr
Mann hat natürlich alle Anschuldigungen abgestritten, aber daraufhin brachte
der Statthalter einen Zeugen.“
    „Wen?“
    „Samuel Toledano. Sein Bericht hat Ihren Gatten
schwer belastet.“
    Sibylla schlug mit der flachen Hand auf den
Tisch. „Es kann doch sein, dass Toledano nicht die Wahrheit sagt – vielleicht,
um von sich selbst abzulenken!“
    „Damit könnten Sie Recht haben.“ Willshire
neigte den Kopf. „Natürlich wird er alles versuchen, um seinen Kopf aus der
Schlinge zu ziehen. Ich vermute, dass er die Schwarzen besorgt hat, Kapitän
Brown organisierte den Transport nach Übersee, und bei Ihrem Gatten liefen die
Fäden zusammen…“
    „Und doch kann es sein, dass Brown und Toledano
meinen Mann grundlos zum Sündenbock machen“, fiel Sibylla ein.
    „Vielleicht“, erwiderte Willshire zweifelnd.
„Doch Brown ist auf See, und der Kaid kann ihn nicht dingfest machen. An
Toledano wird er sich nicht vergreifen, weil er als Tujjar al-Sultan unter dem
persönlichen Schutz des Herrschers steht. Also bleibt nur noch Ihr Gatte. Er
ist für den Statthalter der Hauptschuldige. Das Einzige, was noch für seine
Unschuld spricht, ist, dass Hash Hash die Einnahmen aus diesen Geschäften
bisher nicht gefunden hat.“
    Sibylla schluckte an dem Kloß in ihrer Kehle.
Welch ungeheuerliche Vorstellung, dass ihr Ehemann in den Sklavenhandel
verwickelt sein sollte!
    „Hash Hash wird natürlich alles daransetzen,
das Geld zu finden“, fuhr Willshire fort. „Wenn nur ein Fünkchen Wahrheit in
der Geschichte steckt, muss es ein Vermögen sein.“
    Sara Willshire, die der Enthüllung schweigend
gelauscht hatte, rückte ein Stück näher an ihren Ehemann heran. In ihrem
Gesicht spiegelten sich Abscheu und Entsetzen. Sibylla verstand sie gut. Sie
wehrte sich ja selber mit allen Mitteln, den Anschuldigungen gegen Benjamin
Glauben zu schenken.
    „Wie sollte es denn möglich sein“, fragte sie
laut, „im Hafen von Mogador heimlich Sklaven zu verladen, ohne dass
irgendjemand etwas davon merkt? Das ist doch alles absurd!“
    Konsul Willshire leerte seine Teetasse und
seufzte. Es fiel ihm sehr schwer, Mrs. Hopkins so schlechte Nachrichten zu
überbringen, umso mehr, da er die Anschuldigungen für plausibel hielt. Für
Benjamin hatte er nicht viel übrig. Seine Großmäuligkeit und Angeberei stießen
ihn ab, und er traute ihm eine Widerwärtigkeit wie den Sklavenhandel durchaus
zu. Aber Sibylla schätzte er als aufrechte und charakterstarke Frau.
    Widerwillig erklärte er: „Toledano behauptet,
dass die Sklaven am Kap Juby, einem verlassenen spanischen Handelsstützpunkt,
ungefähr hundert Meilen südlich von Agadir an Bord genommen wurden.
Möglicherweise hat Toledanos Karwan-Baschi sie von Timbuktu durch die Sahara
direkt dorthin geschafft.“
    Sibylla schüttelte fassungslos den Kopf.
„Glauben Sie das alles? Glauben Sie das wirklich?!“
    Willshire hob die Schultern. „Ehrlich gesagt
weiß ich nicht, was ich glauben soll, Mrs. Hopkins. Ihr Gatte bezichtigte
Toledano

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