Die Loewin von Mogador
jetzt
schnell hell. Das Meer färbte sich von Dunkelgrau in Blau. Sie konnte die
Schaumkämme auf den Wellen erahnen und die Umrisse der Fischerboote
auszumachen, die eins nach dem anderen die Lichter löschten. Aus dem
Augenwinkel nahm sie wahr, dass sie nicht mehr allein war. Sie wandte den Kopf
und erkannte den Mann, der über den Strand auf sie zukam. André! Seit sie mit
den Kindern auf die Warspite übergesetzt hatte, hatte sie ihn nicht mehr
gesehen. Sie hatte nicht einmal erwartet, dass er sich noch in der Stadt
aufhielt.
Er hatte sie ebenfalls gesehen und winkte ihr
mit beiden Armen zu. Sie rannte los, fiel ihm um den Hals und drückte einen
Kuss auf seinen Mund. Jeder zufällige Passant hätte sie beobachten können, aber
nach einigen Gläsern Whisky und dem Fund von Benjamins Sklavengeld kam es
darauf auch nicht mehr an. „André! Dich schickt der Himmel! Woher wusstest du,
dass ich hier bin?“
Etwas atemlos befreite er sich. „Ich habe am
Strand geschlafen, weil das französische Konsulat zerstört ist. Und du, liebe
Sibylla, hast mit Verlaub gesagt eine Fahne. Im Übrigen siehst du aus, als
hättest du ein Feld umgegraben!“
Sie blickte an ihrem fleckigen Kaftan
herunter und auf ihre schwarz geränderten Finger und lachte so sehr, dass sie
sich beinahe verschluckte. „Kein Feld, aber du liegst trotzdem nicht so
falsch!“
Er musterte sie verwundert. „Hast du etwas
von deinem Mann gehört?“, fragte er zögernd.
Ihr Lachen brach ab. „Er ist tot, verbrannt.
Von der Westbastion, wo seine Zelle war, steht kein Stein mehr.“
„Das tut mir leid“, erwiderte er betroffen.
Sie sah ihn entschlossen an. „Ich will dein
Mitleid nicht, André. Benjamin ist tot, aber ich lebe. Und ich schwöre dir: Von
heute an beginnt für mich ein neues Leben!“
Er nahm ihre Hand, und sie liefen am
Meeressaum entlang, immer weiter weg von der Stadt, schweigend und zufrieden,
zusammen zu sein. Die Luft war noch kühl, aber die Sonne stieg mit jeder Minute
höher. Kaninchen hoppelten über den Sand, am Himmel kreisten Störche im
Aufwind.
Sibylla nahm Andrés Hand fester und führte
ihn zwischen die Dünen, wo es warm und windgeschützt war.
„Was hast du vor?“, fragte er neugierig.
Sie blickte ihn an. „Zeig mir, wie es
wirklich ist, wenn ein Mann und eine Frau sich lieben!“
Er glaubte, sich verhört zu haben. Aber sie
schlüpfte einfach aus ihren Lederpantoffeln. Als sie sich ihre Tunika über den
Kopf ziehen wollte, hielt er sie fest. „Warte!“ Er räusperte sich. „Das möchte
ich tun.“
Er streifte seine Jacke ab und legte sie in
den Sand. Dann setzte er sich darauf und zog Sibylla neben sich. Er nahm ihren
Kopf zwischen seine Hände und küsste sie. Ihre Stirn und ihre blonden
Augenbrauen, ihre Lider, die Sommersprossen, die die Sonne auf ihre Nasenspitze
gezaubert hatte, und ihren weichen feuchten Mund. Er fuhr mit seinen Händen
unter ihre Kleidung, streichelte ihre zarte Haut und ertastete die Kurven ihres
Körpers. Er zog ihr die Tunika über den Kopf und lächelte, als er spürte, dass
sie eine Gänsehaut bekam, und er beugte sich vor und küsste ihre Brustwarzen.
Dann half er ihr, die weiten Chalwars abzustreifen. Er sah sie zum ersten Mal
nackt, und der Anblick ihrer schlanken Figur, ihrer kleinen Brüste, des sanft
gewölbten Venushügels über ihrem Schoß erregte ihn.
Sibylla errötete. Unsicher, ob sie ihm
gefiel, zog sie die Beine an und schlang ihre Arme um die Knie. Er ließ ihr
Zeit, während er sich selbst entkleidete. Sie betrachtete ihn genau und dachte
daran, wie seltsam es war, dass sie und Benjamin einander nie nackt gesehen
hatten, obwohl sie über vier Jahre verheiratet gewesen waren und zwei Kinder
zusammen hatten.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte André.
Sie nickte stumm. Er nahm sie in seine Arme,
und sie ließ sich auf den Rücken rollen, während er sich eng an sie schmiegte.
Sein Körper bedeckte ihren Körper, so dass sie sich völlig geschützt und sicher
fühlte. Während sie sich wieder küssten, glitten ihre Hände von seinen
Schultern zu seinem Po, dann die Arme hinunter bis zu den Fingerspitzen. Er
fühlte sich völlig anders an als Benjamin, breiter, stärker. Ihren Mann hatte
sie immer nur durch den Stoff des Nachthemds gefühlt, aber das hatte genügt, um
zu wissen, dass er einen schmalen Körper ohne Muskeln besaß. Bei André spürte
sie die Kraft und das feste geschmeidige Fleisch unter seiner weichen Haut.
Ja, dachte Sibylla, es ist
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