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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wie einige seiner Männer erleichtert aufatmeten, und musste an sich halten, um sie nicht dafür niederzuschlagen. Der Einzige, dem er seine Klinge in diesem Augenblick mit Genuss in den Leib gestoßen hätte, war Ugolino Malatesta. Der aber war bereits über alle Berge.
    Rodolfo sah zu, wie der Feind einen weiten Kreis um seine kleine Truppe zog und die Waffen bereithielt, um jederzeit angreifen zu können. Ein prächtig herausgeputzter Offizier, in dem Rodolfo seinen Vetter Amadeo erkannte, löste sich aus dem Heer und ritt zu Caterina hinüber, die mit ihrer Begleitung ebenfalls näher gekommen war. Amadeo sagte etwas zu ihr, worauf sie den Helm abnahm und heftig den Kopf schüttelte.
    Als Steifnacken sein Pferd unter den Felsabsatz lenkte und fragte, ob der Conte d’Abbati sich wirklich ergeben wolle, wusste dieser, was sein Vetter verlangt hatte: nämlich seinen Tod. Das wäre die einfachste Möglichkeit gewesen, ihn endgültig als Konkurrenten um die Herrschaft in Molterossa auszuschalten. Caterinas Weigerung hatte ihm das Leben gerettet, doch als er in ihr zufrieden lächelndes Gesicht blickte und sah, wie ihre Augen ihn amüsiert anfunkelten, hasste er sie beinahe noch mehr als Amadeo.

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    Vierter Teil
  
    Der Streich von Pisa
    1.
    C aterina saß auf einem mit Seidenkissen gepolsterten Stuhl aus vergoldetem Holz, der Umberto Muozzola als eine Art Thron gedient hatte, und tat das Gleiche wie schon seit Tagen – sie lächelte freundlich und zuvorkommend, während sie im Geist ihre Besucher zum Mond oder wenigstens zu den Osmanen wünschte. Seit der Eroberung Rividellos gaben sich die Gesandten jener Städte und Signorien die Klinke in die Hand, die selbst die Angst vor Gian Galeazzo Visconti nicht dazu gebracht hatte, sich zu verbünden. Selbstredend handelte es sich bei allen um gute Patrioten. Das behaupteten auch die beiden einheimischen Bürger Cornelio Bassi und Marcello Fiocchi von sich, die sich selbstherrlich zu Caterinas Beratern ernannt hatten.
    Aus Ravenna war Bernardino da Polenta angereist, der sie aufgrund der weitläufigen Verwandtschaft zu ihrem Großvater Base nannte und sich aufführte, als müsse sie ihm die Stadtschlüssel auf einem Samtkissen überreichen. Caterina musste all ihre Nervenkraft zusammenkratzen, um diesen aufdringlichen Vetter höflich, aber unnachgiebig hinauszukomplimentieren, ohne ihn zu beleidigen. Gegen ihn war Biordio Michelotti aus Perugia, der seinen Condottiere Sforza Attendolo mitgebracht hatte, eine angenehme Erscheinung. Doch trotz der gedrechselten Phrasen des Stadtherrn galt Caterinas Aufmerksamkeit in weit höherem Maße dessen Begleiter. Attendolo war ein nicht übermäßig großer, kräftig gebauter Mann mit markanten Gesichtszügen und einem offenen, ehrlichen Lachen, das eher zu einem Bauern als zu einem Söldner zu passen schien. Caterina spürte den Ehrgeiz, der ihn durchdrang, und eine Aufrichtigkeit, die sie bei ihren meisten anderen Gästen vermisste.
    »Ihr habt Malatesta und seinem Mailänder Herrn auf bewundernswerte Weise ihre Grenzen aufgezeigt, Signorina«, begann Michelotti sein Loblied, das Caterina in ähnlicher Weise schon oft genug vernommen hatte. Attendolo, der zwei Schritte hinter dem Stadtherrn von Perugia stand, sich aber nur halb so tief verbeugte wie dieser, verzog sein Gesicht zu einem anerkennenden Lächeln, das Caterina mehr schmeichelte als all die wohlklingenden Phrasen, die sie sonst zu hören bekam.
    Jetzt aber musste sie erst einmal eine passende Antwort auf die Komplimente seines Herrn finden. »Ich danke Euch, Messer Biordio, doch war die Besetzung Rividellos keine Tat, die zu rühmen sich lohnt. Es waren Ugolino Malatestas Fehler, die mir den Sieg geschenkt haben.«
    »Es war trotzdem bewundernswert«, fuhr Michelotti fort und pries noch einmal Caterinas Mut und ihre Entschlossenheit. Dabei sah sie ihm an, dass er sehr wohl glückliche Umstände und gute Berater für diesen Sieg verantwortlich machte. Sein Blick glitt mehrmals zu Amadeo Caetani, der neben der Capitana stand. In seinen prachtvollen Gewändern, in denen sich das Rot und Schwarz der Compagnia Ferrea mit dem Blau und Gold der Caetani vereinigte, glich er trotz des Löwen auf seiner Brust mehr einem sich aufplusternden Hahn. Caterina musste an sich halten, um nicht schadenfroh zu kichern, denn sie wusste, dass Amadeo es hasste, stehen zu müssen, während sie selbst saß. Vor der Schlacht war er der schärfste Gegner des Überraschungsangriffs gewesen,

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