Die Löwin
Steifnacken nicht so, wie er es für richtig hält?«, fragte sie.
»Als Euer Stellvertreter gilt nun einmal Amadeo Caetani, und der beruft sich darauf, in Eurer Abwesenheit das Kommando zu führen.«
Diese Nachricht passte Caterina wenig, denn sie traute dem Neffen des Herzogs nicht zu, die richtige Entscheidung zu treffen. Aber sie zweifelte auch daran, ob sie selbst dazu in der Lage war. Ganz gleich, wie sie ihre Leute vorgehen ließ, würde sie Menschen in den Tod schicken. Letztlich kam es nur noch darauf an, welche Strategie weniger Opfer kosten würde. Würde sie Amadeos Vorschlag folgen und erst einmal Malatestas Reaktion abwarten, konnte dieses Zögern dazu führen, dass dieser die Stadt einnahm, und dann war alles, was sie bisher erreicht hatte, vergebens gewesen. Sie atmete tief durch, wechselte einen kurzen Blick mit Bianca und sah dann den Söldner fragend an.
»Glaubst du, du schaffst es, zur Kompanie durchzukommen?«
Der Mann nickte. »Freilich schaffe ich das!«
»Gut, dann übermittele Steifnacken und Caetani meinen Befehl: Die Kompanie soll morgen früh angreifen. Wir werden bei Tagesanbruch einen Ausfall wagen und den Feind von zwei Seiten packen.«
»Auf diese Entscheidung hat der alte Steifnacken gehofft!« Der Söldner grinste über das ganze Gesicht. Obwohl er noch einen weiten Weg zurückzulegen hatte, nahm er sich die Zeit, das ihm aufgetischte Hähnchen bis auf die Knochen abzunagen und zwei Becher Wein dazu zu trinken. Einen dritten lehnte er mit Hinweis auf den gefahrvollen Weg ab, der nun vor im lag.
Als er aufgebrochen war und die Mägde den Tisch abgeräumt hatten, schlug Caterina die Hände vor das Gesicht. »Bei Gott und allen Heiligen! Worauf habe ich mich da nur eingelassen?«
Bianca zog sie an sich und streichelte ihr die Wangen. »Du darfst nicht an dir zweifeln, meine Liebe. Komm, iss etwas und trink einen Schluck Wein. Danach legst du dich hin, morgen früh musst du frisch sein. Die Männer werden erwarten, dass du mit ihnen reitest. Sie sind es gewohnt, ihren Capitano und dessen Fahne bei sich zu sehen.«
Daran hatte Caterina überhaupt nicht gedacht, doch als sie sich vorstellte, aus der Stadt zu reiten und sich dem Feind Auge in Auge gegenüberzusehen, verspürte sie seltsamerweise keine Angst. Sie war die Herrin der Kompanie, und damit war es nur recht und billig, die Gefahr mit ihren Männern zu teilen. »Du hast Recht, Bianca! Nur glaube ich nicht, dass ich diese Nacht schlafen werde können.«
»Oh doch! Das wirst du!«, antwortete ihre Gefährtin resolut. »Ich werde dich in den Schlaf streicheln und über dich wachen, damit kein böser Traum in deine Gedanken dringen kann.«
Caterina wurde rot, und sie war froh, dass die Mägde die Kammer bereits verlassen hatten. »Was wir tun, ist eine Sünde!«
»Alle Menschen sündigen, und doch kommen die meisten von ihnen in den Himmel. Gott ist gewiss gnädiger, als so mancher Priester behauptet, und er wird uns verzeihen.« Bianca lächelte Caterina aufmunternd zu und flößte ihr eigenhändig etwas Wein ein.
»So, jetzt geht es dir schon wieder besser, nicht wahr? Wenn du dich wieder kräftig genug fühlst, sollten wir ins Zeughaus gehen und dir eine Rüstung aussuchen. Die Männer müssen sehen, welch mutige und kriegerische Capitana sie besitzen.« Der Kuss, mit dem Bianca ihre Worte begleitete, versprach viel Zärtlichkeit für die kommende Nacht.
Caterina nickte ihr zu, atmete tief durch und wischte eine verräterische Tränenspur aus den Augen. »Eigentlich sollten wir die Nacht im Gebet verbringen und Gott, die Engel und alle Heiligen um Unterstützung bitten!«
Bianca lächelte nur, und Caterina wusste genau, dass sie ihre Gefährtin nicht von sich stoßen würde, wenn diese in ihr Bett kam, denn in ihren Armen vergaß sie die Angst und Sorgen, die sie sonst quälen würden. Sie fragte sich, ob die Gefühle, die sie bei ihrem Zusammensein empfand, denen einer Frau glichen, die das Bett mit ihrem Ehemann teilte. Das würde sie wohl irgendwann erfahren. Für heute war sie einfach froh, in Bianca eine Freundin gefunden zu haben, die sie verstand und die ihr Halt bot.
Unwillkürlich musste sie kichern, denn sie stellte sich vor, was Malle zu ihren Eskapaden sagen würde. »Wenn wir wieder mit unserer Kompanie vereint sind, werden wir nicht mehr so intim sein dürfen, denn meine Magd könnte uns dabei überraschen.«
Bianca sah Caterina trotz deren scheinbarer Heiterkeit an, dass diese Tatsache ihre Freundin
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