Die Löwin
und nun tat er so, als hätte er den Plan mit eigener Hand entworfen.
Jetzt richtete er einige Worte an Michelotti, um ihn vielleicht doch noch zu einem Bündnis mit seinem Onkel zu bewegen. Caterina wechselte einen kurzen Blick mit Bianca, die an einem Tischchen in der Ecke saß und stickte, und musterte dann Botho Trefflich, der wie ein lebendig gewordener Fels neben Bianca stand, als wolle er sie beschützen. Sie hatte Botho nie als besonders attraktiv empfunden und wunderte sich darüber, dass die italienischen Frauen sich von seiner Größe beeindrucken ließen. Diese schienen eine Vorliebe für Riesen zu haben, die alle anderen Männer um mehr als Haupteslänge überragten. Botho war nicht mehr ganz so wuchtig wie früher. Die harte Reise durch Norditalien und die häufigen Waffenübungen, auf denen Steifnacken bestand, hatten verhindert, dass er wieder so feist wurde wie in Schwaben, und stattdessen feste Muskeln hinterlassen. Sein Gesicht war kantiger geworden und wirkte daher männlicher, und der Blick seiner hellen Augen war offen und frei geworden. Er trug ein schwarzes Wams mit roten Säumen, schwarze Hosen und dazu passende Schuhe mit roten Schnallen. Das sechsfach geschlitzte Barett mit dem roten Futter, unter dem seine dünnen, fast weiß schimmernden Haare bis auf die Schultern fielen, wirkte sogar ein wenig geckenhaft. Obwohl Caterina ihn noch immer nicht mochte, musste sie zugeben, dass er sich zu seinen Gunsten verändert hatte.
Dies schien auch Bianca zu empfinden, denn sie blickte immer wieder interessiert und leicht ungläubig zu Botho auf. Den Ausdruck hatte Caterina schon seit Tagen an ihr bemerkt, und sie empfand mit einem Mal Eifersucht. Sofort spottete sie über sich selbst. Auch wenn Bianca ihr ein paarmal die Entspannung gegeben hatte, die sie dringend benötigt hatte, war die ehemalige Mätresse ihres Vaters nicht ihr Eigentum, sondern konnte tun und lassen, was ihr gefiel.
Während Caterina noch über die aufkeimende Verliebtheit ihrer Freundin nachsann, führte Amadeo Caetani das Gespräch mit Michelotti und bezog auch Attendolo mit ein. Mit einigen vorsichtigen Worten deutete er an, dass sie mit ihm den wahren Sieger der Schlacht vor sich sähen, und äußerte die Hoffnung, bald Seite an Seite mit Attendolo weitere Siege erringen zu können.
Zu seinem Leidwesen ging Michelotti nicht auf ihn ein, sondern verabschiedete sich wortreich und verließ nach einem letzten Gruß, den Caterina fast automatisch beantwortete, den Saal. Attendolo blieb noch einen Augenblick stehen, musterte dabei mit einem seltsamen Lächeln erst Amadeo und dann Caterina und zog sich mit einer Verbeugung zurück, die allein der jungen Dame galt.
Amadeo knirschte leise mit den Zähnen, denn ihn ärgerte die sichtliche Missachtung, die ihm von einem einfachen Condottiere zuteil wurde, der dazu noch in den Diensten eines Krämers stand. Die Bürger Rividellos behandelten ihn wesentlich anders, nämlich so untertänig, wie es ihm seines Erachtens zukam. Unter der Hand hatte man ihm sogar schon den Rang eines Podesta der Stadt angeboten, dessen Regentschaft nicht auf ein Jahr, sondern auf drei, vielleicht sogar fünf festgesetzt werden sollte. Unter Umständen konnte er das vollbringen, woran Umberto Muozzola gescheitert war, nämlich sich zum erblichen Stadtherrn von Rividello aufzuschwingen. Für diesen Streich benötigte er jedoch die Söldner der Eisernen Kompanie, und er hatte schon einen Plan, wie er sie Caterina abluchsen konnte: er würde sie ganz einfach heiraten. Sie entsprach zwar nicht seinem Geschmack, doch bei einer Ehefrau zählten andere Qualitäten als Schönheit und eine vollbusige Gestalt. Um seine Triebe zu befriedigen, hielt ein Herr von Stand sich eine Mätresse. Sein Blick wanderte dabei zu Bianca, die nicht nur seinen Vorstellungen als Frau entsprach, sondern auch einen großen Einfluss auf die Söldner der Kompanie ausübte. Mit diesen beiden Frauen würde er sich vorerst zufrieden geben müssen. Später dann, wenn er seine Macht gefestigt hatte, konnte er sich Caterinas entledigen und eine reiche Erbtochter heiraten, die ihm Städte und Land mit in die Ehe brachte. Dann würde er nicht mehr vor seinem Onkel kuschen müssen wie ein gut dressierter Hund.
Ein Teil seiner Gefühle zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, und Caterina fragte sich, was ihn so stark bewegen mochte. Sie ahnte nicht, auf welche Abwege Amadeos Gedanken geraten waren, sondern vermutete, er freue sich darüber, dass
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