Die Löwin
seinen Helm ab und beugte den Nacken. »Ich kann nicht gegen Euch kämpfen, Herrin, denn nur durch den Schutz, den Ihr mir selbstlos gewährt habt, bin ich noch am Leben. Die Heilige Jungfrau würde mich verfluchen und mich von der Schwelle des Paradieses weisen, wollte ich Euch etwas antun. Ich ergebe mich Euch!«
»Ich nehme Eure Kapitulation an, Messer Aldobrando, und verspreche, Euch in ehrenvoller Haft zu halten.« Caterina fühlte sich vor Erleichterung so schwach, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Wie es aussah, belohnte Gott eine gute Tat. Nachdem sie sich gefasst hatte, winkte sie zwei ihrer Söldner herbei, die gerade zu ihr herüberblickten, und übergab ihnen Muozzola mit dem Befehl, ihn wie einen Edelmann und Freund zu behandeln.
Dann nutzte sie die Tatsache, dass niemand sie zu beachten schien, um sich einen Überblick über den Verlauf der Schlacht zu verschaffen. Sie konnte jedoch nur erkennen, dass die Reihen des Feindes durchbrochen worden waren und sich das Geschehen in eine Reihe kleinerer Treffen aufgelöst hatte. Nicht weit von ihr teilte Botho Trefflich harte Hiebe mit seinem Zweihandschwert an Hawkwood-Söldnern aus, die ihn vom Pferd reißen wollten. Dabei führte er die schwere Waffe mit bewundernswerter Leichtigkeit. Steifnacken hatte also zu Unrecht über ihn gespottet und behauptet, Botho habe sich nur deswegen für die lange Klinge entschieden, weil er sich die Gegner mit ihr besser vom Leib halten konnte.
Weiter auf die Stadt zu entdeckte sie die Fahnen der Flamen um de Lisse, die eben auf einen neuen Trupp der Feinde zuschwenkten und dabei wie tausend Höllenteufel brüllten und schrien. Caterina hörte den Namen Lanzelotto Aniballi heraus und begriff, dass die Männer den ehemaligen Offizier der Eisernen Kompanie und dessen Freunde ausgemacht hatten, die in ihren Augen Verräter und Überläufer waren, welche keinen Anspruch auf Schonung hatten.
Aniballi schien die Situation richtig einzuschätzen, denn bevor de Lisses Leute ihn erreichten, riss er sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Sein Unteranführer Beppino folgte ihm und einen Augenblick später brach die Schlachtreihe ihrer Einheit zusammen.
»Feiglinge! Verräter! Räudige Köter!«, riefen de Lisses Männer ihnen nach. Dann folgten sie dem Befehl ihres Offiziers, den dieser mit ausholenden Gesten begleitete, vereinigten sich mit den Kriegern des Capitano von Molterossa und begannen das Schlachtfeld von ihrer Seite aus aufzurollen.
Steifnacken trabte auf Caterina zu, verhielt kurz seinen Hengst und herrschte sie an, als sei sie eine Magd und nicht seine Kommandantin. »Dort vorne habe ich Borellis Farben gesehen und werde mir den Kerl holen! Du aber bringst dich bei dem Trupp des jungen di Rumi in Sicherheit, verstanden?«
Caterina gab keine Antwort, sondern wartete, bis er ihr den Rücken gedreht hatte. Dann stieß sie ein wütendes »Ha!« aus und trabte in einigem Abstand hinter ihm her. Am liebsten hätte sie ihren Vetter eigenhändig erschlagen, aber da ihr das nicht möglich war, wollte sie ihn wenigstens sterben sehen.
11.
A madeo war es gelungen, sich den eigenen Milizen anzuschließen. Diese bestanden zum größten Teil aus biederen Handwerkern und Knechten, die aufatmeten, als sie den Erben ihres Herzogs an ihrer Seite sahen. Mit ihm als Anführer fühlten sie sich sicherer. Die Garde war mit ihrem Capitano an der Spitze gegen Borellis Leute angestürmt und hatte deren Belagerungsring durchschlagen, ohne dass ihnen die Männer der Bürgerwehr folgen konnten. Borelli gelang es, seine Leute noch einmal zu sammeln und mit ihnen erneut das Tor zu bedrohen. Den braven Städtern jagten die ehemaligen Räuber mit ihrer Wildheit und Mordlust so viel Furcht ein, dass etliche nur durch Amadeos Auftauchen daran gehindert wurden, die Waffen wegzuwerfen und sich zur Flucht zu wenden.
Amadeo lenkte sein Pferd durch die Milizkrieger und stieß dem ersten Söldner, einem ehemaligen Mitglied von Ranuccios Bande, fast spielerisch die Lanze in den Leib. Sein Beispiel flößte seinen Männern Mut ein, so dass sie ihre Reihen fester schlossen und wieder gegen den Feind vorrückten. Ein weiteres Mal fand Amadeos Lanze ein Ziel, dann wurde sie ihm aus der Hand geprellt, so dass er zum Schwert greifen musste. Zunächst jubelte er noch bei jedem Feind, der unter seinen Streichen fiel, und sah sich bereits mit Ruhm bekränzt zu seinem Onkel zurückkehren. Schon bald aber bedauerte er es, seit seiner Ernennung
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