Die Löwin
zu haben, sie zu verführen. »Dem Kerl wird der Schnabel ebenso sauber bleiben wie allen anderen, meine Gute«, sagte sie lachend zu ihrer Magd.
»Es rückt also schon einer gegen Eure Festung vor! Hoffen wir, dass Eure Mauern standhalten.« Malle zog ein zweifelndes Gesicht. Sie sah in der auf einer abgelegenen Burg in Schwaben aufgewachsenen Caterina immer noch ein weltfremdes Ding, das den ebenso leidenschaftlichen wie wortgewaltigen Edelleuten Italiens nicht gewachsen war. Dann aber erinnerte sie sich daran, wie Caterina dem Trefflich auf Rechlingen entschlüpft war, und kicherte. Eine leichte Beute würde ihre Herrin für niemand sein. Mit diesem Gedanken schob sie Caterina zur Tür hinaus und sah ihr nach, bis sie das Ende des durch Kerzen hell erleuchteten Korridors erreicht hatte.
Caterina wollte sich am Ende des Ganges nach rechts wenden, um den Festsaal zu erreichen, als sie in einem Nebengang ihren Namen fallen hörte.
»Ihr seid also sicher, dass Ihr mit Monte Eldes Tochter zurechtkommen werdet?« Die skeptisch klingende Stimme gehörte Rodolfo d’Abbati, und das Lachen, das daraufhin erscholl, klang nach Ugolino Malatesta.
»Mein guter Rodolfo, hältst du mich für einen heurigen Hasen? Ich habe diese Tedesca bis jetzt gut eingeseift und werde sie bald barbieren. Wer weiß, vielleicht landet sie noch heute Nacht in meinem Bett. Dann kann ich ihr die Kompanie während des Liebesspiels abschwatzen. Sollte sie sich hingegen als spröder erweisen als erwartet, werden blanke Dukaten ihren Widerstand hinwegfegen.«
»Im Bett oder bei der Kompanie?«, fragte nun ein Dritter anzüglich, den Caterina als Angelo Maria Visconti identifizierte.
»Bei ihrer Kompanie. Für eine willige Gespielin habe ich noch nie bezahlen müssen. Vielleicht lege ich mir die Tedesca für die nächsten Monate sogar als Mätresse zu. Ich glaube, in dem Weib ist ein Feuer verborgen, welches von der richtigen Hand entfacht werden muss.«
»Seit wann benützt Ihr die Hand dazu, Malatesta? Ich nehme lieber das Glied, mit dem Gott mich in seiner Güte ausgestattet hat«, hörte Caterina den Visconti spöttisch antworten.
Während in ihr die Wut über das plumpe Spiel hochkochte, nahm sie den Ärger wahr, der in Rodolfos Stimme schwang. »Ihr solltet die Sache weniger von Eurem Charme und der Stoßkraft Eurer Lanze abhängig machen, Malatesta, denn beide könnten im entscheidenden Augenblick versagen.«
»Pah, meine Lanze ist hart wie Eisen und hat mehr Weiber beackert, als Ihr in Eurem ganzen Leben gesehen habt!« Gekränkte Eitelkeit ließ Malatesta in die übertrieben lächerlichen Angebereien verfallen, die Männer von sich geben, wenn sie sich unter ihresgleichen glauben.
Caterina schürzte spöttisch den Lippen. Auch wenn sie noch Jungfrau war, wusste sie genug über den Unterschied zwischen Mann und Frau, denn die Mägde auf Eldenberg hatten sich des Öfteren über die Vorzüge des einen oder anderen Knechts ausgelassen. Auch hatte sie an den Badetagen, an denen sie zusammen mit dem weiblichen Gesinde und den Kindern in die Bottiche gestiegen war, gesehen, wie sich die kleinen Lanzen der Jungen bei scheinbar zufälligen Berührungen der Mägde keck in die Höhe gereckt hatten, und sie war oft genug dabei gewesen, wenn die Kuh zum Stier und die Ziege zum Bock geführt wurde, denn das Wohlergehen der Menschen auf Eldenberg hatte auch von guten Zuchtergebnissen abgehangen. Sie hoffte nur, dass es bei Menschen gesitteter zuging als beim Vieh.
Das werde ich wohl erst herausfinden, dachte sie, wenn ich einmal heirate. Dann zuckte sie zusammen, denn sie glaubte im ersten Moment, sie habe diese Worte laut gesprochen. Da sich Angelo Maria Visconti und Ugolino Malatesta immer noch wortreich über die eigenen Vorzüge und die einiger ihnen bekannter Damen ausließen, hatte sie sich wohl nicht verraten, wie sie erleichtert feststellte. Aber zum Aufatmen war keine Zeit. Wenn sie sich jetzt schamhaft zurückzog, würde sie sich dem nächsten Angriff Malatestas auf ihre Festung – wie Malle es ausgedrückt hatte – aussetzen und sich vielleicht gezwungen sehen, ihn vor aller Augen zu ohrfeigen. Das würde ihre sowieso schon schwierige Situation weiter verschlechtern. Da war es schon besser, den Stier bei den Hörnern zu packen.
Gerade als sie zu diesem Entschluss gekommen war, klang Rodolfo d’Abbatis Stimme mahnend auf. »Malatesta, ich beschwöre Euch: geht an diese Sache heran wie an ein Geschäft. Sagt der Tedesca, Ihr würdet
Weitere Kostenlose Bücher