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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Eiserne Kompanie aus alter Anhänglichkeit an ihren Vater in Eure Dienste nehmen wollen. Bietet ihr zehntausend oder fünfzehntausend Dukaten, und sie wird mit Freuden darauf eingehen, da sie darüber hinaus noch zwei Güter in der Romagna besitzt. Schwört ihr hundert Eide, dass Ihr die Kompanie nicht für die Visconti verwenden werdet, und schickt die Kerle unter einem Eurer Unteranführer nach Neapel oder sonst wohin.«
    »Aber warum denn?«, protestierte Angelo Maria Visconti. »Der Reiz liegt doch gerade darin, Monte Eldes Kompanie für Mailand marschieren zu lassen! Was meint Ihr, wie viele Städte uns ihre Tore öffnen werden, wenn es heißt, die Eisernen seien im Anmarsch.«
    »Ich …«, begann Rodolfo, doch Caterina schnitt ihm das Wort vom Munde ab.
    »Ihr könnt Euch Euer Täuschungsspiel sparen, denn die Compagnia Ferrea ist und bleibt meine Truppe, und sie wird für die Seite kämpfen, die ich für richtig halte. Ihr aber, Malatesta, seht Euch jetzt besser nach einer geneigten Magd um, damit Eure Lanze, die – wie Ihr eben sagtet – hart wie Eisen ist, in dieser Nacht nicht unbeschäftigt bleibt. Euer Freund Visconti kann seinem herzoglichen Verwandten berichten, dass mich sein heutiger Schwur nicht im Geringsten beeindruckt hat! Und was Euch betrifft, Graf d’Abbati, so empfinde ich zehn- oder auch fünfzehntausend Dukaten als einen lächerlichen Preis für die berühmteste aller Condottieri-Kompanien, vor der die Städte, wie Signore Visconti eben sagte, reihenweise die Tore öffnen werden. Aber für mehr als einen kratzigen Pfennigfuchser habe ich Euch ja auch nicht gehalten!«
    Caterina wandte den drei Männern den Rücken und rauschte davon.

3.
    E s dauerte etliche Augenblicke, bis Angelo Maria Visconti sich so weit gefangen hatte, um sprechen zu können. »Diese Tedesca hat der Satan aus dem Norden zu uns geweht! Wie kam es, dass sie ausgerechnet jetzt vorbeikommen und uns belauschen konnte?«
    »Sie hat gesagt, sie müsse zum Abtritt, und da das bei Frauen immer ein wenig länger dauert, hatten wir nach meiner Einschätzung Zeit genug, um uns zu beraten«, verteidigte sich Malatesta.
    »Wir wären wahrscheinlich auch damit fertig gewesen, wenn Ihr weniger mit der Länge Eures Schwanzes und den Pforten der Weiber geprahlt hättet, die Ihr schon durchstoßen haben wollt!« Rodolfo ärgerte sich dermaßen, dass er den älteren und erfahreneren Condottiere zurechtwies wie einen kleinen Jungen, den er beim Spiel mit seinem Dingelchen erwischt hatte.
    Malatestas Hand fuhr zum Dolch, doch Visconti packte seinen Arm. »Lasst diesen unsinnigen Streit! Ihr, Malatesta, seht zu, ob Ihr diese teutonische Kuh nicht doch noch ans Halfter bekommt, und Ihr, d’Abbati, behaltet Eure dummen Sprüche für Euch. Noch seid Ihr nicht alt und weise genug, um mit erwachsenen Männern mitreden zu können.«
    Die Abfuhr, die der Jüngere nun erhalten hatte, stellte Malatesta sichtlich zufrieden. Rodolfo hingegen knirschte mit den Zähnen, wusste aber, dass er keinen Streit mit Angelo Maria Visconti vom Zaun brechen durfte, wenn er seinen Dienstherrn Olivaldi nicht erzürnen wollte. Einen Augenblick lang fragte er sich, was der Marchese wohl zu der Art sagen würde, mit der seine Verbündeten seine Enkelin behandelten. Dann erinnerte er sich daran, dass der Marchese selbst den Vorschlag gemacht hatte, einen noch nicht als Visconti-Anhänger bekannten Condottiere zu Caterina zu schicken, um ihr die Kompanie abzuhandeln. Auch hatte Leonello da Polenta bei Rodolfos Rückkehr aus dem Kriegslager der Eisernen Kompanie keinerlei Interesse an der jungen Deutschen gezeigt, die immerhin seinem Blut entstammte. Als Rodolfo auf Caterina zu sprechen gekommen war, hatte er ärgerlich abgewinkt und ihm befohlen, sich auf das Wesentliche zu beschränken. In gewisser Weise vergönnte Rodolfo seinem Herrn den jetzigen Misserfolg, der voll und ganz auf Malatestas Kappe ging. Jeder Narr musste wissen, dass eine Frau in einem Haus, in dem es vor fremden Männern nur so wimmelte, es vorzog, das Leibgeschirr in ihrer Kammer zu benutzen – und es war kein Geheimnis, dass Caterinas Zimmer ganz in der Nähe der Gangmündung lag, die sie sich für ihr Gespräch ausgesucht hatten.
    Eigentlich hätte er selbst die Situation erkennen und Malatesta darauf hinweisen müssen, daher verneigte er sich mit einem leicht schlechten Gewissen vor Angelo Maria Visconti, deutete eine weitere Verbeugung vor Malatesta an, der betrunken genug war, um

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