Die Löwin
aufgeputzten Anhängern Viscontis und den kaum weniger prachtvoll gekleideten Herren aus Pisa. Da er ihr nicht auf Anhieb unsympathisch war, ging sie auf das Gespräch ein. Der Mann stellte sich ihr als Ugolino Malatesta vor und kam schon bald auf ihren Vater zu sprechen. Seinen Worten zufolge hatte er Francesco di Monte Elde in jungen Jahren kennen gelernt und mehrere Jahre mit ihm zusammen in derselben Kompanie gedient.
»Das waren Zeiten, Signorina!«, schwärmte er mit leuchtenden Augen. »Wir waren beide Offiziere in der Weißen Kompanie des legendären Sir John Hawkwood. Ihr habt vielleicht von dessen Bastardsohn Henry gehört, der sich überall seines Vaters rühmt. Doch der ist nur ein kleiner Funken gegen eine lodernde Flamme. Der alte Hawkwood hat mir und Eurem Vater beigebracht, was ein guter Condottiere ist. Schon damals hat Monte Elde den festen Willen zum Sieg gezeigt, für den er später berühmt wurde. Wir waren gute Freunde und haben uns diese Freundschaft auch weiterhin bewahrt. Keiner von uns hat je eine Condotta angenommen, wenn er wusste, dass der andere auf der Gegenseite stehen würde. Ich war meistens in Florenz, später dann, vor Gian Galeazzos Zeiten, auch mal in Mailand und zuletzt in Neapel. Derweil hat Euer Vater zunächst für Lucca und einige andere kleinere Städte gekämpft und ist dann in die Dienste päpstlicher Lehensleute getreten. Ein Jammer, dass er nun tot ist!« Malatesta seufzte und hob seinen Becher, um auf den verlorenen Freund zu trinken.
Seine einfühlsamen Worte rührten Caterina, und sie freute sich, einen Freund ihres Vaters gefunden zu haben, den sie ausfragen konnte. Für sie war Franz von Eldenberg im Grunde ein Fremder geblieben, und es gelang ihr nur mühsam, sich ein Bild von ihm zu machen. Biancas Erzählungen halfen ihr zwar, beschrieben ihn aber aus dem Blickwinkel einer liebenden Frau. »Ich danke Euch, Messer Ugolino. Besser als Ihr hätte niemand von meinem Vater sprechen können.«
»Nennt mich ruhig Signore oder auch einfach Malatesta, wenn es Euch beliebt, Signorina. Ich entstamme einem Nebenzweig unserer Sippe ohne Anrecht auf andere Titel und Würden als jene, die ich mir selbst erkämpfe.«
Er lachte dabei so fröhlich auf, als gälten ihm ein schönes Leben und eine heiße Schlacht mehr als Besitz und Macht. Sie fiel in sein Lachen ein, und bevor der Page ihr das nächste Mal einschenkte, waren sie so vertraut wie Nichte und Onkel. Malatesta gab noch etliche Anekdoten über ihren Vater zum Besten, fragte dann wie beiläufig nach dem derzeitigen Zustand der Kompanie und winkte ab, als Caterina ihm vom Verrat der meisten Offiziere berichtete.
»Die paar Lumpenkerle habt Ihr rasch wieder ersetzt, meine Liebe. Die Compagnia Ferrea hat einen guten Namen, und bald schon werden junge, tapfere Männer in Scharen zu Euch eilen, um in Eure Dienste zu treten. Wie Ihr wisst, waren zu allen Zeiten Helden bereit, sich für schöne Damen zu schlagen.«
»Mit der schönen Dame tut Ihr mir zu viel des Guten an. Ich weiß, dass ich eher gewöhnlich aussehe«, wehrte Caterina bescheiden ab.
»Gewöhnlich? Signorina, welch ein Wort! Ihr seid eher sehr ungewöhnlich. In Euch haben sich der Winter des germanischen Nordens und die Sonne Italiens in idealer Weise verbunden. Euer Haar funkelt wie Herbstlaub, Eure Augen gleichen leuchtenden Opalen, und Euer Mund lässt in jedem Mann den Wunsch erwachsen, ihn zu küssen.«
Allmählich wurde Caterina die Unterhaltung etwas zu schlüpfrig. Sie war es nicht gewohnt, Komplimente zu vernehmen, auch wenn sie sich, wie sie innerlich zugeben musste, ein wenig geschmeichelt fühlte. Aber sie roch den Wein, dem Malatesta bereits kräftig zugesprochen hatte, und es war ihr unangenehm, dass er trotz ihrer Abwehr versuchte, den Arm um sie zu legen, um sie näher an sich heranzuziehen. Obwohl man ihn einen ansehnlichen Mann nennen konnte, war ihr das zu viel der Nähe. Um der lobenden Worte willen, die er über ihren Vater gesprochen hatte, wollte sie ihn jedoch nicht unfreundlich abfahren lassen. Daher entfernte sie lächelnd seinen Arm, der sich nun zu ihrer Taille verirrt hatte, und nickte ihm kurz zu. »Verzeiht, Signore, doch meine weibliche Natur zwingt mich dazu, Euch für eine gewisse Zeit allein zu lassen.«
»Bis bald, bella Signorina!« Er warf ihr eine Kusshand nach und nahm zufrieden lächelnd seinen Weinkelch zur Hand.
2.
B ianca hatte Caterina geraten, den Abtritt zu meiden, wenn so viele unbekannte Männer,
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