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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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gehörte sie zu den Missionsarbeiterinnen der Unbefleckten Empfängnis, einer von den Karmeliterinnen geförderten Laienorganisation. Die meisten der ihr angehörenden Frauen stammten aus Asien und Afrika.
    »Ihr Gast erwartet Sie, Signor Casagrande.« Ihr Italienisch war fließend, aber stark akzentgefärbt. »Kommen Sie bitte mit.«
    Der bescheidene Eingang ließ auf ein dunkles, beengtes römisches Lokal mit einer Handvoll Tische schließen, aber der Saal, in den Casagrande geführt wurde, war mit freundlichen weißen Wänden und einer hohen Balkendecke hell und geräumig. Wie üblich waren alle Tische besetzt, aber im Gegensatz zu anderen römischen Restaurants saßen hier nur männliche Gäste, die fast ausschließlich aus dem Vatikan kamen. Casagrande erkannte nicht weniger als vier Kardinäle. Viele der übrigen Gäste schienen gewöhnliche Priester zu sein, aber Casagrandes geübtes Auge entdeckte mühelos die Goldketten, die Bischöfe bezeichneten, und die scharlachroten Paspeln, an denen man Monsignori erkannte. Außerdem hätte es sich ein gewöhnlicher Geistlicher kaum leisten können, im »L'Eau Vive« zu speisen, falls er nicht aus einer reichen Familie stammte und von ihr unterstützt wurde. Auch Casagrandes bescheidenes Vatikangehalt hätte ihm eigentlich kein Diner im »L'Eau Vive« gestattet. Heute abend war er jedoch dienstlich hier und würde die horrend hohe Rechnung von seinem großzügig dotierten Spesenkonto absetzen.
    Praktisch alle Gespräche verstummten, als Casagrande auf seinen gewohnten Ecktisch zustrebte. Das hatte einen einfachen Grund: Zu seinem Job gehörte die Überwachung der strikten Geheimhaltungsbestimmungen des Vatikans. Obwohl das »L'Eau Vive« als sehr diskret galt, wurde hier eifrig Kurienklatsch ausgetauscht. Es war schon vorgekommen, daß sich clevere Journalisten eine Soutane angezogen und einen Tisch im »L'Eau Vive« reserviert hatten, um so an lohnende Skandalgeschichten aus dem Vatikan heranzukommen.
    Achille Bartoletti stand auf, als Casagrande auf seinen Tisch zukam. Er war zwanzig Jahre jünger als Casagrande und auf dem Höhepunkt seiner persönlichen und beruflichen Macht. Sein Anzug war dezent und sorgfältig gebügelt, sein Gesicht sonnengebräunt und gesund, sein Händedruck fest und von genau der richtigen Länge. Seine schwarzen Haare war eben graumeliert genug, um ihn ernsthaft, aber noch nicht zu alt wirken zu lassen. Der schmallippige Mund und die kleinen, nicht sehr ebenmäßigen Zähne ließen auf einen grausamen Zug schließen, und Casagrande wußte, daß das nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt war. Tatsächlich gab es nur wenig, was der Sicherheitschef des Vatikans nicht über sein Gegenüber wußte. Achille Bartoletti war ein Mann, der mit allem, was er tat, seine Karriere gefördert hatte. Er hatte den Mund gehalten, Kontroversen vermieden, die Erfolge anderer für sich reklamiert und sich von den Fehlern anderer distanziert. Wäre er kein Angehöriger der Geheimpolizei, sondern Priester gewesen, hätte er es vermutlich schon zum Papst gebracht. Tatsächlich war Achille Bartoletti, vor allem auch dank der großzügigen Unterstützung durch seinen Mentor Carlo Casagrande, Direktor des Servicio per le Informazioni et la Sicurezza Democratica – kurz SISDE –, Italiens zivilem Nachrichtendienst, der auch für den Schutz der Demokratie verantwortlich war.
    Sowie Casagrande Platz genommen hatte, lebten die Gespräche an den anderen Tischen allmählich wieder auf.
    »Ihr Auftritt war ziemlich sehenswert, General.«
    »Weiß der Himmel, worüber sie vor meiner Ankunft geredet haben. Aber Sie können sich darauf verlassen, daß ihre Gespräche jetzt weniger anregend sind.«
    »Heute abend sieht man hier viel Scharlachrot.«
    »Das sind die Männer, die mir die größten Sorgen machen – Prälaten, die den ganzen Tag von beflissenen Geistlichen umgeben sind, die immer nur sagen: ›Ja, Exzellenz. Natürlich, Exzellenz. Wie Sie meinen, Exzellenz.‹«
    »Exzellent, Exzellenz!« warf Bartoletti ein.
    Der Geheimdienstchef hatte sich gestattet, die erste Flasche Wein zu bestellen. Jetzt schenkte er Casagrande daraus ein. Im »L'Eau Vive« gab es zu französischer Küche ausschließlich französische Weine. Bartoletti hatte einen ausgezeichneten Médoc gewählt.
    »Bilde ich es mir nur ein, General, oder sind die Eingeborenen unruhiger als sonst?«
    Ist das so offensichtlich? fragte sich Casagrande. So offenkundig, daß selbst ein Außenstehender wie

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