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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Eichmann und Luther für unbedingt notwendig, dafür zu sorgen, daß diese Regierung keine Einwände erhob. Hitler hielt diese Regierung für so wichtig, daß er mit Freiherrn Ernst von Weizsäcker den zweithöchsten Beamten des Auswärtigen Amts als Botschafter dorthin entsandte. Weißt du, von welcher Regierung ich rede, Gabriel?«
    Gabriel schloß kurz die Augen. »Der des Vatikans.«
    »Ganz recht.«
    »Wer sind also die Kerle, die mich beschattet haben?«
    »Das ist eine sehr gute Frage.«
    Gabriel stand auf, trat an Lavons Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Lavon brauchte nicht zu fragen, wen Gabriel anrief. Das zeigten ihm sein entschlossener Gesichtsausdruck und die Art, wie seine Hand den Hörer umklammert hielt. Wird man von unbekannten Feinden verfolgt, tut man gut daran, einen Freund zu haben, der sich darauf versteht, mit schmutzigen Tricks zu kämpfen.
    In dem Mann auf den Stufen vor dem berühmten Konzerthaus in Wien vereinigte sich österreichische Sportlichkeit mit Wiener Kultiviertheit. Wäre er angesprochen worden, hätte er in perfektem Deutsch mit dem weichen Akzent eines wohlhabenden jungen Mannes geantwortet, der viele glückliche Stunden damit verbracht hatte, von den bohemehaften Genüssen Wiens zu kosten. In Wirklichkeit war er jedoch kein Österreicher und auch nicht in Wien aufgewachsen. Er hieß Ephraim Ben-Awraham und hatte seine Kindheit in einer staubigen Siedlung in der Wüste Negew verbracht – nicht nur geographisch weit von der Welt entfernt, in der er sich jetzt bewegte.
    Nach einem unauffälligen Blick auf seine Uhr sah er wieder über die weite Fläche des Beethovenplatzes hinaus. Er war leicht nervös, was ungewöhnlich für ihn war. Dabei war sein Auftrag ganz einfach: sich mit einem Agenten zu treffen und diesen sicher in der Nachrichtenzentrale der Botschaft abzuliefern. Aber der Mann, auf den er wartete, war kein gewöhnlicher Agent. Der hiesige Stationschef hatte Ben-Awraham erklärt, was auf dem Spiel stand, bevor er ihn losgeschickt hatte: »Baust du Scheiße, erwürgt Ari Schamron dich mit bloßen Händen. Und versuch erst gar nicht, mit dem Agenten zu reden. Er ist kein besonders umgänglicher Mann.«
    Ben-Awraham steckte sich eine US-Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. In diesem Augenblick sah er durch die bläulich züngelnde Flamme seines Feuerzeugs den legendenumwobenen Agenten aus dem Dunkeln treten. Er ließ die Zigarette auf das nasse Pflaster fallen und trat sie mit der Schuhspitze aus, während er beobachtete, wie der andere den Platz zweimal umrundete. Niemand folgte ihm – außer einem nachlässig gekleideten kleinen Mann mit zu Berge stehenden Haaren und verknittertem Mantel. Auch er war eine lebende Legende: Eli Lavon, ein Überwachungskünstler der Extraklasse. Ben-Awraham kannte ihn von der Akademie, wo Lavon im Rahmen eines Seminars einen Vortrag über die Beschattung von Einzelpersonen gehalten hatte. Anschließend hatte er die Neuen bis drei Uhr morgens mit Kriegsgeschichten aus den dunklen Tagen von »Zorn Gottes« gegen »Schwarzer September« wachgehalten.
    Ben-Awraham beobachtete die beiden einen Augenblick lang bewundernd, während sie sich wie Synchronschwimmer durchs abendliche Gedränge bewegten. Ihr Verhalten entsprach genau der Vorschrift, aber es besaß einen gewissen Flair und eine Präzision, die eine Folge der präzisen Zusammenarbeit in Situationen war, in denen jeder Fehltritt den anderen das Leben kosten konnte.
    Nun setzte sich der junge Agent in Bewegung und ging die Stufen hinunter auf die Zielperson zu. »Herr Müller«, rief er. Die Legende hob den Kopf. »Wie ich mich freue, Sie zu sehen!«
    Lavon verschwand, als trete er durch einen Bühnenvorhang ab. Ben-Awraham faßte die Legende mit zwei Fingern am Ellbogen und dirigierte sie zu den schlecht beleuchteten Fußwegen des Stadtparks. Dort bewegten sie sich zehn Minuten lang in Kreisen, während sie sich vergewisserten, daß ihnen niemand folgte. Der legendenumwobene Agent war kleiner, als Ben-Awraham erwartet hatte, hager und sehnig wie ein Radrennfahrer. Kaum zu glauben, daß dies der Mann war, der den halben Schwarzen September eigenhändig liquidiert hatte – der in eine Villa in Tunis eingedrungen war und Abu Jihad, den zweithöchsten PLO-Führer, vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder erschossen hatte.
    Der berühmte Mann sagte nichts. Man hätte glauben können, er horche nach seinen Feinden. Seine Schritte machten kein

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