Die Loge
Kirche ausgestreut werde, um sie in Mißkredit zu bringen. Aber wenn Sie mich fragen, existiert die Crux Vera tatsächlich, und ich habe ihre Existenz in diesem Buch bewiesen, auch wenn der Vatikan das leugnet. Ich bin der Überzeugung, daß die Tentakeln dieser Organisation bis in die höchsten Ränge des Vatikans reichen und ihre Mitglieder mächtige und einflußreiche Positionen in aller Welt bekleiden.«
»Worum handelt es sich dabei genau?«
»Die Organisation wurde im Spanischen Bürgerkrieg von einem antikommunistischen Geistlichen namens Juan Antonio Rodriguez gegründet. Monsignore Rodriguez war sehr wählerisch in bezug auf die Persönlichkeiten, denen er den Beitritt gestattete. Die überwiegende Mehrheit der von ihm Angeworbenen waren Laien. Die meisten waren reich, politisch einflußreich oder sonstwie nützlich: Bankiers, Anwälte, Industrielle. Minister, Agenten und Geheimpolizisten. Rodriguez war nie daran interessiert, Seelen zu retten, müssen Sie wissen. Seiner Ansicht nach konnte man dieses Alltagsgeschäft den gewöhnlichen Gemeindepfarrern überlassen. Rodriguez interessierte nur eines: die römisch-katholische Kirche vor ihren Todfeinden zu schützen.«
»Und wer waren die?«
»Die Bolschewiki«, sagte Malone, dann fügte er rasch hinzu: »Und natürlich die Juden. In den dreißiger Jahren breitete sich die Crux Vera schnell in ganz Europa aus. Sie etablierte Brückenköpfe in Frankreich, Italien und Deutschland, auf dem Balkan und sogar in der römischen Kurie. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten Crux-Vera-Mitglieder im päpstlichen Haushalt und im Staatssekretariat. Parallel zu ihrem Erstarken wuchs auch Monsignore Rodriguez' Sendungsbewußtsein. Er gab sich nicht mehr damit zufrieden, die Kirche nur vor ihren Feinden zu schützen, sondern wollte ihr die Position absoluter Macht und Vorherrschaft zurückgeben, die sie im Mittelalter besessen hatte. Das bleibt bis heute der eigentliche Auftrag der Crux Vera: die der Kirche durch Reformation und Aufklärung zugefügten Niederlagen wettzumachen und ihr den Staat wieder zu unterwerfen. Und darüber hinaus will sie auch die von ihr als ketzerisch eingeschätzten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils rückgängig machen.«
»Wie will sie das erreichen?«
»Die Crux Vera mag den KGB gehaßt haben, aber in vieler Beziehung kopiert sie seine Methoden exakt – daher der Titel meines Buchs. Sie führt einen Geheimkrieg gegen alle, die sie für Feinde hält, und fungiert innerhalb der Kirche als eine Art Geheimpolizei, die die strikte Befolgung der gültigen Doktrin erzwingt und Dissens gewaltsam unterdrückt. Oh, die Dissidenten und Reformer dürfen gelegentlich mit ihren Vorschlägen an die Öffentlichkeit treten, aber falls sie jemals eine echte Gefahr darstellen, wird die Crux Vera aktiv und hilft ihnen, den rechten Weg zu erkennen.«
»Und wenn sie sich weigern, nachzugeben?«
»Sagen wir nur, daß mehrere Leute, die sich mit der Organisation angelegt haben, unter keineswegs geklärten Umständen umgekommen sind. Prälaten, die es gewagt haben, sich gegen die Crux Vera zu stellen, sind plötzlich einem Herzschlag erlegen. Journalisten, die versucht haben, die Geheimnisse des Ordens zu ergründen, sind verschwunden oder haben Selbstmord verübt. Ähnlich ist es Crux-Vera-Mitgliedern ergangen, die austreten wollten.«
»Wie rechtfertigt ein religiöser Orden die Anwendung von Gewalt?«
»Die Geistlichen der Crux Vera sind nicht die Leute, die Zuflucht zur Gewalt nehmen. Die Priester wirken als Berater, aber die eigentliche Schmutzarbeit leisten die Laien. Innerhalb des Ordens heißen sie milites Christi – Soldaten Christi. Sie werden ermuntert, zu pillería , zu schmutzigen Tricks, zu greifen, um die Ziele des Ordens zu verwirklichen. Pillería können von Erpressung bis hin zum Mord alles sein. Und nach der Tat erteilen die Geistlichen den Tätern unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses die Absolution. Übrigens dürfen die milites Christi nur bei einem Crux-Vera-Priester beichten. So bleiben unangenehme Geheimnisse zuverlässig in der Familie.«
»Wie stehen die Mitglieder zu dem gegenwärtigen Papst?«
»Soviel ich weiß, ist ihr Verhältnis zu ihm bestenfalls lauwarm. Papst Paul VII. spricht von Wiedergeburt und Erneuerung. Die Crux Vera versteht darunter Reform und Liberalisierung, und das macht sie nervös.«
»Wie kommen Sie darauf, daß die Crux Vera in den Mord an Benjamin verwickelt sein könnte?«
»Sie könnte
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