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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Sie von mir?«

17
    R OM
    Der junge Mann, der am Rand der Via Gioberti auf seinem Motorino saß, strahlte eine für römische Teenager typische gelangweilte Unverschämtheit aus. Er war jedoch weder gelangweilt noch Teenager, sondern ein dreißigjähriger Vigilanza -Beamter, der Carlo Casagrandes Sonderabteilung des vatikanischen Sicherheitsdiensts angehörte. Sein jugendliches Aussehen erwies sich bei seinem jetzigen Auftrag – der Überwachung Inspektor Alessio Rossis von der Polizia di Stato – als vorteilhaft. Über Rossi wußte der Vigilanza -Mann nur, was er unbedingt wissen mußte: Ein Unruhestifter, dieser Inspektor. Steckte seine Nase in Dinge, die ihn nichts angingen. Jeweils nach Schichtende fuhr der Beamte in den Vatikan zurück, tippte einen ausführlichen Bericht und legte ihn Casagrande auf den Schreibtisch. Seine Berichte über Rossi las der alte General immer sofort. An diesem Fall war er besonders interessiert.
    Rossi hatte sich verdächtig benommen. Zweimal an diesem Tag – am Vormittag und noch einmal am Spätnachmittag – war er mit einem neutralen Dienstwagen aus dem Präsidium in die Via Gioberti gefahren und hatte dort geparkt. Sein Beschatter hatte beobachtet, daß Rossi zu den Fenstern der »Pensione Abruzzi« hinaufstarrte wie ein Mann, der seine Frau verdächtigt, ihn dort oben mit einem anderen zu betrügen. Nach dem zweiten Besuch rief der Beamte eine Informantin in Rossis Abteilung an – eine hübsche Schwarzhaarige, die Telefongespräche weitervermittelte und für die Registratur zuständig war. Sie erzählte ihm, Rossi habe an diesem Tag mehrere Anrufe von einem Gast im »Abruzzi« erhalten, der ihm Informationen über einen bisher ungelösten alten Fall angeboten habe. Der Name dieses Gasts? Siedler, antwortete die Informantin. Heinrich Siedler.
    Der Vigilanza -Mann hatte eine Idee. Er stieg von dem Motorino und betrat die Pension. Der Nachtportier sah von einem Pornoheft auf.
    »Wohnt bei Ihnen ein Gast namens Heinrich Siedler?«
    Der Nachtportier zuckte mit den schweren Schultern. Der Vigilanza -Mann schob zwei Geldscheine über die Theke und beobachtete, wie sie in der schmuddeligen Pranke des Nachtportiers verschwanden.
    »Ja, ich glaube, daß wir einen Gast namens Siedler haben. Augenblick, ich sehe mal nach.« Er zog das Gästebuch zu sich heran und blätterte demonstrativ darin. »Ah, richtig, Siedler.«
    Der Mann aus dem Vatikan zog ein Photo aus der Innentasche seiner Lederjacke und legte es auf die Empfangstheke. Die Reaktion des Nachtportiers bestand aus einem nichtssagenden Stirnrunzeln. Seine Miene hellte sich erst auf, als zwei weitere Scheine vor ihm lagen.
    »Ja, das ist er. Das ist Siedler.«
    Der Vigilanza- Mann steckte das Photo wieder ein. »Welches Zimmer?«
    Für einen alleinstehenden alten Mann war die Wohnung in der Via Pinciana viel zu groß: hohe Stuckdecken, ein geräumiges Wohnzimmer, eine breite Terrasse mit weitem Blick über die Villa Borghese. In Nächten, in denen Carlo Casagrande von den Erinnerungen an seine Frau und seine Tochter gequält wurde, erschien ihm die Wohnung so höhlenartig wie die Basilika. Wäre er weiterhin nur ein General der Carabinieri gewesen, hätte er sich diese Luxuswohnung unmöglich leisten können, aber da das Gebäude dem Vatikan gehörte, zahlte Casagrande keine Miete. Er hatte kein schlechtes Gewissen dabei, von den Spenden der Gläubigen gut zu leben. Das Apartment diente ihm nicht nur als Wohnung, sondern auch als Hauptbüro. Deshalb hatte er gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die seine Nachbarn nicht nötig hatten. Vor seiner Tür hielt ständig ein Vigilanza -Mann Wache, und ein weiterer Beamter war in einem Wagen auf der Via Pinciana postiert. Einmal in der Woche suchte ein Team seines Sicherheitsdiensts die Wohnung ab, um sicherzustellen, daß sie frei von Wanzen war.
    Casagrande nahm den Hörer nach dem ersten Klingeln ab und erkannte sofort die Stimme des Beamten, den er auf den Fall Rossi angesetzt hatte. Schweigend hörte er sich an, was der Mann zu berichten hatte. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, tätigte er sofort einen eigenen Anruf.
    »Ich muß Bartoletti sprechen. Es handelt sich um einen Notfall.«
    »Tut mir leid, aber der Direktor ist im Augenblick nicht zu sprechen.«
    »Hier ist Carlo Casagrande. Verbinden Sie mich mit ihm.«
    »Jawohl, General Casagrande. Einen Moment, bitte.«
    Kurze Zeit später meldete Bartoletti sich. Casagrande kam sofort zur Sache.
    »Nach unseren Informationen

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