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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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dort wie alle ihre Schicksalsgefährten ermordet worden sind?«
    »Nein, das hat er nicht erwähnt.«
    »Wissen Sie, warum er Ihnen das nicht erzählt hat? Weil er es noch immer, nach all diesen Jahren, nicht über sich bringt, davon zu sprechen. Er kann die Namen aller Venezianer Juden aufsagen, die in Auschwitz umgekommen sind, aber er schafft es nicht, von seinen eigenen Großeltern zu sprechen.« Sie holte eine Beretta aus der Jackentasche und zog den Schlitten zurück. »Ich komme mit und helfe Ihnen, diese Frau zu finden.«
    Das Schlauchboot stieß leicht gegen das Heck der Motorjacht. Über ihnen erschien eine Gestalt an Deck und blickte von der Reling auf sie herab. Gabriel vertäute das Boot an der Lotsenleiter und stabilisierte es. Chiara ging als erste von Bord und stieg die Sprossen hinauf. Gabriel folgte ihr. Als er das Achterdeck erreichte, stand dort der Skipper mit erhobenen Armen und sprachlos ungläubigem Gesichtsausdruck.
    »Tut mir leid«, sagte Gabriel. »Die Reiseroute hat sich leicht geändert, fürchte ich.«
    Chiara hatte eine Injektionsspritze und ein Fläschchen mit einem starken Betäubungsmittel dabei. Gabriel führte den Skipper in eine der Luxuskabinen hinunter und fesselte ihn an Armen und Beinen mit ebenfalls mitgebrachten Kabelbindern. Der Mann leistete ein paar Sekunden lang Widerstand, als Chiara ihm den Ärmel hochstreifte, aber sobald Gabriel ihm von hinten einen Arm um den Hals schlang, wurde er ruhiger und ließ sich die Spritze geben. Als er bewußtlos war, überprüfte Gabriel seine Fesseln – eng genug, damit er sie nicht abstreifen konnte, aber nicht so eng, daß sie die Blutzirkulation hemmten.
    »Wie lange hält die Wirkung des Mittels an?«
    »Zehn Stunden, aber er ist groß. In acht Stunden bekommt er die nächste Spritze.«
    »Okay, aber bringen Sie den armen Kerl nicht um. Er gehört zu uns.«
    »Ihm passiert nichts.«
    Chiara ging nach oben auf die Brücke. Auf dem Kartentisch war eine Seekarte der Gewässer vor der Westküste Italiens ausgebreitet. Sie ermittelte ihre GPS-Position und bestimmte rasch den Kurs. Dann ließ sie die Motoren an und brachte die Jacht auf Kurs. Wenige Minuten später waren sie nach Norden unterwegs, um durch die Straße zwischen Elba und Korsika vom Tyrrhenischen ins Ligurische Meer zu gelangen.
    Sie drehte sich zu Gabriel um, der sie bewundernd beobachtete, und sagte: »Wir werden viel Kaffee brauchen. Trauen Sie sich zu, den zu kochen?«
    »Ich werde mein Bestes versuchen.«
    »Irgendwann heute nacht wäre gut.«
    »Aye, aye, Sir!«
    Schimon Pazner stand unbeweglich am Strand, die Arme in die Hüften gestemmt, die Schuhe voller Salzwasser, die Hosenbeine bis zu den Knien durchnäßt – wie eine überflutete Statue, die bei Zurückweichen des Wassers allmählich wieder sichtbar wird. Er hob sein Handfunkgerät an die Lippen und rief Chiara zum letzten Mal. Schweigen.
    Schon vor einer Stunde hätte sie zurück sein müssen. Für ihr Verschwinden gab es zwei mögliche Erklärungen, die beide gleich unangenehm waren. Möglichkeit Nummer eins? Irgend etwas war schiefgegangen, und die beiden waren ertrunken. Möglichkeit Nummer zwei? Allon …
    Pazner, auf dessen Gesicht purer Abscheu zu lesen war, schleuderte das Funkgerät in die Brandung und stapfte langsam zu dem Transporter zurück.
    Eric Lange blieb gerade noch genügend Zeit, um den Nachtzug nach Zürich zu erreichen. Er dirigierte Asiz zu einer stillen Seitenstraße neben den Gleisen, die in der Stazione Termini enden, und befahl ihm, den Motor abzustellen. Das schien Asiz nicht zu verstehen. »Warum wollen Sie hier abgesetzt werden?«
    »Im Augenblick fahndet die gesamte römische Polizei nach Gabriel Allon. Dazu gehört natürlich die Überwachung aller Bahnhöfe und des Flughafens. Da ist es besser, wenn man sich dort nicht blicken läßt.«
    Der Palästinenser schien diese Erklärung zu akzeptieren. Lange sah einen Zug aus dem Bahnhof ausfahren. Er wartete geduldig auf den richtigen Augenblick.
    »Husseini richten Sie aus, daß ich mich bei ihm in Paris melde, wenn sich die Aufregung gelegt hat«, sagte Lange.
    »Tut mir leid, daß wir heute abend keinen Erfolg hatten.«
    Lange zuckte mit den Schultern. »Mit etwas Glück bekommen wir bald eine neue Gelegenheit.«
    Plötzlich war der Zug neben ihnen und erfüllte den Wagen mit metallischem Kreischen. Lange sah seine Chance. Er öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Asiz beugte sich nach rechts und sagte etwas, aber seine Worte

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