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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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gingen in dem Zuglärm unter.
    »Was?« fragte Lange und legte eine Hand hinters Ohr. »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Die Pistole!« wiederholte Asiz lauter. »Sie haben vergessen, mir die Pistole zurückzugeben!«
    »Ach ja, richtig.«
    Lange zog die Makarow mit Schalldämpfer aus der Tasche und zielte damit auf Asiz. Der Palästinenser streckte die Hand nach der Waffe aus. Der erste Schuß durchschlug seine Handfläche, bevor er in seine Brust drang. Der zweite hinterließ einen sauberen Kreis über dem rechten Auge.
    Eric Lange ließ die Pistole auf den Beifahrersitz fallen, wandte sich ab und ging in Richtung Bahnhof davon. Der Zug nach Zürich war schon eingefahren. Er fand sein Abteil im Schlafwagen der ersten Klasse und streckte sich in der bequemen Koje aus. Als der Zug zwanzig Minuten später durch die nördlichen Vororte Roms rollte, schloß er die Augen und schlief sofort ein.

21
    T IBERIAS , I SRAEL
    Levs Anruf weckte Schamron nicht. Tatsächlich hatte er seit der Blitzmeldung aus Rom, Gabriel und die junge Frau seien verschwunden, kein Auge mehr zugemacht. Er lag in seinem Bett, hielt den Telefonhörer eine Handbreit von seinem Ohr entfernt und hörte sich Levs hysterisches Kreischen an, während sich Geulah neben ihm im Schlaf leicht bewegte. Die Schmach des Alterns, dachte er. Vor nicht allzu langer Zeit war Lev der ahnungslose Anfänger gewesen, und Schamron hatte ihn angeschrien. Jetzt blieb dem Alten nichts anderes übrig, als seine Zunge im Zaum zu halten und auf seine Chance zu warten.
    Die Tirade war vorbei, das Gespräch beendet. Schamron schwang die Beine aus dem Bett, zog seinen Bademantel an und trat auf die Terrasse mit Blick über den See hinaus. Der Himmel im Osten begann sich vor Tagesanbruch blaßblau zu verfärben, aber die Sonne war noch nicht über dem Hügelkamm aufgegangen. In der Hoffnung, Geulah habe sie nicht entdeckt, durchsuchte Schamron die Taschen seines Bademantels nach den Zigaretten. Als seine Finger auf ein zerdrücktes Päckchen stießen, hatte er das Gefühl, einen großen persönlichen Sieg errungen zu haben.
    Er zündete sich eine an und genoß das Brennen des kratzigen türkischen Tabaks auf der Zunge. Dann hob er den Kopf und bewunderte für kurze Zeit den Blick von seiner Terrasse. Er wurde nie müde, ihn zu genießen: dieses Fenster zu seinem privaten Winkel des Gelobten Landes. Daß es nach Osten wies, war kein Zufall. So konnte Schamron, der ewige Wächter, die Feinde Israels im Auge behalten.
    Sturm lag in der Luft. Bald würde der Frühjahrsregen einsetzen und das Land vielerorts überfluten. Wie viele Überschwemmungen würde er noch erleben? In seinen pessimistischsten Momenten fragte sich Schamron, wie viele die Kinder Israels noch erleben würden. Wie die meisten Juden litt er unter der unerschütterlichen Angst, seine Generation könne die letzte sein. Ein viel weiserer Mann als Schamron hatte die Juden als ein ewig sterbendes Volk, ein ständig am Rand der Vernichtung stehendes Volk bezeichnet. Schamrons Lebenszweck war es gewesen, seinem Volk diese Angst zu nehmen, es in einen Mantel aus Sicherheit zu hüllen und ihm das Gefühl zu geben, endlich ungefährdet zu sein. Im Alter quälte ihn die Gewißheit, dabei versagt zu haben.
    Er warf einen finsteren Blick auf seine Armbanduhr aus Edelstahl. Gabriel und die junge Frau waren seit acht Stunden überfällig. Dies war Schamrons Unternehmen, aber Lev hatte das Gefühl, es betreffe ihn immer mehr. Gabriel war auf dem besten Weg, Benjamin Sterns Mörder zu identifizieren, aber Lev wollte nichts damit zu tun haben. Der kleine Lev, dachte Schamron verächtlich. Der feige Bürokrat. Ein Mann, dessen übergroße Vorsicht das genaue Gegenstück zu Schamrons Kühnheit und Wagemut war.
    »Brauche ich das, Ari?« hatte Lev gekreischt. »Die Europäer werfen uns vor, daß wir uns in den besetzten Gebieten wie Nazis aufführen, und jetzt wird einer deiner alten Killer beschuldigt, den Papst ermorden zu wollen! Sag mir, wo er zu finden ist. Hilf mir, ihn zurückzuholen, bevor diese Sache deinen geliebten Dienst unwiderruflich zerstört.«
    Vielleicht hatte Lev sogar recht, obwohl es Schamron weh tat, so etwas überhaupt in Erwägung zu ziehen. Israel hatte im Augenblick schon genug Probleme. Die schahids richteten auf Märkten und an Bushaltestellen Blutbäder an. Der Dieb von Bagdad versuchte weiterhin, sein nukleares Schwert zu schmieden. Vielleicht war dies nicht der beste Augenblick, einen Streit mit der

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