Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Woodmore Schwestern – aber die große Mehrheit gehörte Männern.
Natürlich. Voss war so selten tagsüber unterwegs und ganz gewiss nicht allzu vertraut mit den Ritualen der Londoner Gesellschaft heutzutage, dass ihm die strengen Gepflogenheiten für Nachmittagsbesuche völlig entfallen waren.
„Mylord, was für eine Ehre, Sie hier bei uns zu haben“, sagte Angelica, die zwischen zwei weichgesichtigen, recht unreifen Gentlemen auf dem Sofa eingekeilt schien. Sie schien sowohl überrascht als auch erfreut über seine Anwesenheit.
Und vielleicht lag da auch ein ganz zartes Rosa auf ihren Wangen. Er hätte nichts weniger erwartet.
„Sie nehmen doch etwas Tee?“, fügte sie hinzu.
Tee war nun verdammt noch mal nicht das, weswegen er gekommen war, zumal in seinem Magen immer noch eine Mischung aus Brandy und Wein wild umherschwappte. Ebenso wenig machte er sich aus dem lüsternen Gesichtsausdruck von dem gutaussehenden Dandy, der hinter Angelica stand. Und ihr wahrscheinlich in den Ausschnitt stierte, der ungehobelte Popanz. Harringford oder Harringmede, oder so ähnlich. Er hatte ihn im White’s gesehen.
Derart tölpelhaftes Benehmen hätte Voss sich selbst nie gestattet. Er hatte es ja auch nie nötig, irgendwelche Blicke zu stehlen, egal ob nun kurz oder lasziv. Seine Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Grinsen.
„Lord Dewhurst“, sagte Maia, die ältere, und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie war auch recht hübsch, mit einem helleren Teint und einem etwas zarteren Körperbau als ihre Schwester. Für einen kurzen Moment fragte Voss sich: Wenn er sie zuerst gesehen hätte, ob es ihn dann wohl auch so danach verlangen würde, mit ihr zu sprechen, wie das bei Angelica der Fall war? Instinktiv beantwortete er sich die Frage mit nein .
Hatte Angelica als einzige die Gabe des Zweiten Gesichts? Oder hatten die anderen sie ebenfalls?
Er nickte den beiden Schwestern zu und ignorierte den Rest der Leute im Zimmer. Nicht-Drakule Mitglieder der Gesellschaft bedeuteten ihm aus einer ganzen Reihe von Gründen nur wenig. Er hatte schon lange die Geduld verloren hinsichtlich all ihrer Regeln: Dieser Schein der rigiden Höflichkeit nach außen hin und unter der dünnen Oberfläche eine Wirklichkeit, die seiner eigenen Welt an Unmoral und Grausamkeit um nichts nachstand. Er war schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Grund gab, sich an die Regeln der Sterblichen zu halten, noch nach ihren Standards zu leben.
Es war eine befreiende Entdeckung gewesen. Und es hatte ihm einen Freibrief gegeben, sich das zu nehmen und das zu tun, wonach ihm gerade der Sinn stand.
Und wie er jetzt hier am Rande des Zimmers stand, ging ihm auf, dass er Angelica Woodmore begehrte . Maßlos.
Es war Voss nicht entgangen, dass Maia Woodmore keine Willkommensfloskel über die Lippen gekommen war. Er musste annehmen, dass Corvindale ihr alle möglichen Gründe mitgeteilt hatte, warum er ein gänzlich unpassender Umgang war. Aber der Earl lag hoffentlich noch im Bett, wie jeder andere vernünftige Drakule es um die Zeit tat.
Nichtsdestotrotz beschloss Voss, keine weitere Minute zu vertrödeln.
„Ich bedauere sehr, dass ich Sie unterbreche“, sagte er und legte sogar Aufrichtiges Bedauern in seine Stimme, „aber ich muss mit Ihnen sprechen, Miss Woodmore.“
Er schaute Angelica an. Es war also klar, zu welcher der Schwestern er sprach, aber es war Maia, die ihm antwortete. „Dann nehmen Sie doch bitte Platz, Mylord. Wir waren gerade dabei, über das neueste Stück in Drury Lane zu sprechen.“
„Ich wünschte, ich könnte mich zu Ihnen gesellen, denn mir wurde zugetragen, die Hauptdarstellerin lohne den Besuch“, erwiderte Voss, seine Stimme troff geradezu vor Unschuld, „aber ich fürchte, ich kann das Vergnügen Ihrer Gesellschaft nur eine kurze Weile genießen. Und ich muss mit Ihrer Schwester sprechen.“
Während diesem Wortwechsel war Angelica von dem Sofa aufgestanden, hatte ihrer Schwester einen warnenden Blick zugeworfen und sich erfolgreich einen Weg zwischen den vielen Füßen und Beinen der elegant gekleideten Herren gebahnt. Sie trug heute ein blassgelbes Kleid, um den Halsausschnitt, der heute natürlich viel höher lag, zog sich eine goldene Schleife. Ihr Haar war glatt gebürstet und hinten im Nacken zusammengebunden. Ein paar zarte Strähnen spielten ihr ums Gesicht, was ihr das exotische Aussehen
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