Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
es die Sorge um Ella und um Voss, die sie auf ihrer Suche nach Hilfe aufrecht hielt.
Sie kam an der untersten Stufe an und folgte den Spuren der Verwüstung – Bilder hingen schief an der Wand, eine umgestürzte Vase, ein Streifen von etwas Dunklem an der Wand – den kurzen Gang entlang, wo sie dann auf Rubey stieß.
Die ältere Frau sah mitgenommen aus, aber nicht, als wäre sie von den Eindringlingen angegriffen worden oder hätte sich gegen sie wehren müssen. Keine Anzeichen von Blut noch von Klauen oder Bissen. Ihr Gesicht war bitter und schockiert, und ihre ersten Worte waren, „Sie sind unverletzt? Was ist mit Ella?“
Angelica schüttelte den Kopf und konnte sich nur mit Mühe die Zunge vom ausgetrockneten Gaumen lösen. „Voss kümmert sich gerade um sie. Er schickt mich, um Hilfe zu holen.“
In dem Moment erklangen schwere Schritte, Angelica wirbelte angsterfüllt herum. Aber es war nur Voss. Er füllte den Gang aus, sein Gesicht genauso ernst wie das von Rubey, aber mit Entschlossenheit in jeder Bewegung.
„Für die Zofe ist jede Hilfe vergebens“, sagte er zu Rubey, ohne Angelica anzublicken.
„Nein“, wisperte Rubey. „Ella?“ Ihre Gesichtszüge verzerrt vor Schmerz und Schock. „Verflucht seiest du, Voss, dass du das hier in mein Haus gebracht hast. Deine Gier und deine Spielchen.“
Voss Gesicht wurde noch ernster, und er senkte den Kopf, ohne ihr zu widersprechen. Immer noch ohne Angelica zu beachten, den besorgten Blick nur auf Rubey, sagte er, „Wir haben nicht viel Zeit. Wo ist er?“
„Immer noch da drin. Und tut weiter so, als wäre er verwundet.“ Hellblaue Blitze standen ihr in den Augen, als diese in Voss’ Augen schauten, und wieder hatte Angelica das Gefühl, ihr entginge hier etwas Wesentliches. „Tu, was du willst.“
Bevor sie nachfragen konnte, blickte Voss zu ihr, und sein Blick glitt an ihr hinunter, über ein eklatant dünnes Hemdchen und dann über ihre nackten Beine und Arme. Aber sie schaffte es nicht, gegen seine Frechheit zu protestieren.
„Wenn du sie ankleiden und diesen verfluchten Fuß verarzten könntest, wäre ich dir überaus dankbar.“ Er sprach wieder mit Rubey, als ob Angelica gar nicht da wäre, und sie musste sich auf die Zunge beißen, damit es ihr nicht bockig entfuhr, er möge sie gefälligst zur Kenntnis nehmen.
Dummkopf.
Dann ging er an ihr vorbei den Gang hinunter, so nahe, dass der Ärmel seines Mantels ihr eine Locke von der bloßen Schulter streifte.
„Kommen Sie, ich werde mich selbst um Sie kümmern“, sagte Rubey erschöpft. „Sie können nicht viel länger hier bleiben. Und ich muss auch gehen.“
Angelica musste sich anstrengen, Voss nicht hinterher zu starren. Ein Stachel saß ihr unruhig im Fleisch. Tu, was du willst .
Was auch immer Rubey gemeint hatte. Es verhieß nichts Gutes.
Sie schloss sich den schnellen Schritten der älteren Frau an und bemerkte da erst, wie tief und schmerzhaft die Schnitte an ihrem Fuß waren. Glücklicherweise war die Blutung fast ganz abgeklungen und, kaum hatten sie ihr Ziel erreicht, befahl Rubey ihr sich zu setzen. Gleich darauf gab sie ihr ein feuchtes Tuch, um das Blut abzuwischen.
Während sie ihre Wunden säuberte und feststellte, dass der eine Schnitt in ihrer Ferse offen klaffte und lange brauchen würde, bis er verheilt wäre, ging es ihr durch den Kopf, was für ein überaus gut ausgestatteter Haushalt dies war. Ein eher kleiner Wohnsitz, aber geschmackvoll mit vielen eleganten Möbeln eingerichtet. Es dämmerte ihr, dies müsse Rubeys Wohnung sein, und dass ihre Geschäftsräume sich wahrscheinlich anderswo befanden. Die Einrichtung war in sattem Gold und allen erdenklichen Schattierungen von Gelb gehalten.
Während Rubey gegenüber von einem sehr einladend und verwerflich aussehenden Bett einen großen, polierten Wandschrank durchsuchte, fiel Angelica ebenfalls auf, dass das Eindringen von zwei Vampyren in ihr Heim und der Tod ihrer Kammerzofe ihre Gastgeberin nicht allzu sehr zu schockieren schien. Gewiss, der Tod von Ella bedrückte sie, aber sie schien bei weitem nicht so bestürzt oder fassungslos wie Angelica.
Als Angelica dann auch an Rubeys Hals etwas entdeckte, was verdächtig wie Bisswunden aussah, wusste sie nicht, wo ihr der Kopf stand, und Verwirrung befiel sie. Waren diese entsetzlichen Geschöpfe – von denen sie bis gestern nicht einmal geahnt hatte, dass es sie
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