Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
garantiert Ihnen eine reiche Auswahl.“
Wenn es nur so einfach wäre. Verzweiflung – eine so befremdliche Gefühlsaufwallung, er war sich fast nicht sicher, sie richtig erkannt zu haben – kam in ihm hoch. Heirat war etwas, was Drakule Mitglieder nicht weiter verfolgten, noch verspürten sie den Wunsch dazu.
Aber es war etwas, was Angelica und andere aus ihren Kreisen anstrebten. Um genau zu sein, war dies Sinn und Zweck ihres Daseins. Heirat, ein Erbe und dann noch ein zweiter zur Sicherheit, vielleicht eine Tochter ... ein Haushalt, der nicht alle paar Jahrzehnte komplett umgemodelt und woanders neu aufgebaut werden musste, weil alles so verflucht gleich blieb .
Und dann ... alles, was man kannte und was man zu lieben gelernt hatte, musste letzten Endes zurückbleiben. Wurde älter. Starb. Wurde zu Asche.
Voss gab den Kampf auf und nahm einen Schluck von dem Wein, der noch dünner als Regenwasser schmeckte. War es verdammt noch mal zu viel verlangt, dass Maude etwas Genießbares auftischte, vor allem in Anbetracht ihrer Preise?
Und konnte die Frau im Nebenzimmer nicht endlich das hohe C treffen, ohne in tonloses Moll zu fallen?
„Vielleicht haben Sie ja auch gar nicht die Absicht zu heiraten“, sagte Angelica und brachte ihn damit wieder in das Hier und Jetzt zurück. Ihre Stimme war jetzt so tonlos wie die der Sängerin.
Voss öffnete den Mund, aber stellte fest, er hatte dem nichts hinzuzufügen. Stattdessen fuhr er fort: „Sie wollten mir gerade etwas erzählen, was Sie noch keinem anderen Menschen erzählt haben, Angelica. Haben Sie es sich denn anders überlegt?“
Sie nippte noch einmal. Ihre Wangen waren rosig angehaucht, und ihre mandelförmigen Augen glänzten. „Ich habe niemandem hiervon erzählt, Dewhurst.“
„Das sagten Sie bereits“, erwiderte er, wobei er sich über Gebühr darüber ärgerte, dass sie ihn immer noch mit seinem Titel anredete.
„Wenn ich es Ihnen erzähle, müssen Sie mir auch eines Ihrer Geheimnisse verraten. Einverstanden?“
Er lächelte, lachte tief und herzlich auf und machte dann eine Geste von seinem Kopf bis hin zu seinen abgewetzten Stiefeln. „Aber ich habe keine Geheimnisse. Was Sie hier sehen können, ist alles, was es über Lord Dewhurst zu wissen gibt.“ Er verbeugte sich theatralisch.
Aber als er sich wieder ganz aufgerichtet hatte, erdolchte sie ihn mit ihrem Blick. „Verzeihen Sie, Mylord, aber ich sehe, das ist nicht wahr. Da ist etwas innen drin ... eine Furcht, etwas Schreckliches, eine Art Trauer, oder vielleicht eine Erinnerung ... die Sie verbergen.“
Er war wie versteinert, und sie starrten einander einen Moment lang nur an. Selbst das beharrliche Brennen in seiner Schulter ebbte ab, weil es in dem Moment nichts außer Angelica gab. „Da ist nichts“, sagte er endlich.
Sie neigte den Kopf zur Seite, als sie das Glas auf dem zerkratzten Tisch absetzte, und holte dann tief Luft. „Ich glaube Ihnen nicht, Mylord. Aber –“
„Nennen Sie mich Voss.“ Verflucht noch mal.
Sie zuckte mit den Schultern, beobachtete ihn weiterhin, und das Spiel der Schatten auf ihrem Schlüsselbein lockte. Sein Gaumen schwoll an, bereit die langen Zähne freizugeben, und er hätte schwören können, den Geruch ihres Blutes wieder in der Nase zu haben. Irgendwie.
War sie es, die hier beschwipst war, oder er?
Sie setzte sich zurecht, löste ihren Blick und fing dann unvermittelt an, hastig zu reden. „Ich weiß, wann meine Geschwister sterben werden“, sagte sie. „Ich habe in ihrer Zukunft gelesen, und ich weiß wie es passieren wird ... und wann.“
„Sie wissen, wie Ihr Bruder sterben wird?“
Was war er nur für ein Glückspilz. Das war eine äußerst wertvolle Information, die ihm ein glücklicher Zufall da bescherte. Er hatte nicht einmal daran gedacht, direkt danach zu fragen, und nun wurde es ihm auf dem Silbertablett serviert, genau wie die Asthenie von Dimitri. Voss lächelte selbstzufrieden.
Moldavi würde einen netten Batzen springen lassen, um zu erfahren, wann der gefürchtete Vampirjäger Chas Woodmore sterben würde, und ebenso Regeris, der sein geliebtes Barcelona nur selten verließ, seit Woodmore ihm einen Holzpflock in den Magen gerammt hatte, als er von einem Turm ins Meer fiel. Fünf Zentimeter höher und der Mann hätte auf immer an Luzifers Seite in der Hölle residiert, anstatt seinerzeit meilenweit in Sicherheit
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