Die Lucifer-Connection (German Edition)
Hausbediensteter, Sekretär oder gar ein Wissenschaftler – eher wie ein in die Jahre gekommener Stricher, dessen Kontakte, Aussehen und Fitness ihm aber noch ein gutes Auskommen garantierten.
„Sie müssen verzeihen. Ich habe gerade meine Übungen gemacht und konnte mich noch nicht säubern und anziehen.“
„Mein Fehler. Ich bin etwas zu früh dran.“
„Das sind Sie, in der Tat. Bitte kommen Sie herein. Der Professor wird Sie sofort empfangen.“
Alexa betrat die Eingangshalle aus schwarzem Marmor. Es war angenehm dunkel und kühl. Die Absätze ihrer Pumps knallten auf dem harten Boden. Dorian Gray wandte sich zu ihr um. „Entschuldigen Sie, Frau Kriminaldirektor. Ich bin durch meine Übungen wohl noch ein wenig unkonzentriert. Sie erlauben, dass ich mich vorstelle? Ich bin Guido von Prelatis, der persönliche Sekretär von Professor Zaran. Oder besser gesagt: Mädchen für alles.“
„Das muss ein aufregendes Leben sein, nach allem, was ich über den Professor gehört habe.“
„O ja. Es ist ungeheuer inspirierend, mit einem … für einen so brillanten Menschen zu arbeiten. Ich habe mehrere Kontinente mit ihm bereist, aber momentan ist es etwas ruhiger. Der Professor arbeitet an einem neuen Buch. Wir beschränken uns weitgehend auf geistige Reisen.“
Sie hatten die Halle durchquert und einen holzgetäfelten Flur erreicht. Der schöne Guido öffnete eine Tür. „Die Bibliothek. Wenn Sie bitte einen Moment warten wollen, der Professor ist gleich bei Ihnen. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Champagner? Einen Cocktail – ich bin, mit Verlaub, ein recht begabter Barmixer.“
„Sehr liebenswürdig. Etwas Erfrischendes wäre schön.“
„Haben Sie einen bestimmten Wunsch? Oder vertrauen Sie sich mir an?“
„Ich vertraue mich niemandem an. Aber ich überlasse Ihnen die Wahl. Sie werden sicher das Richtige für mich finden.“
„Mit oder ohne Alkohol?“
„Ein wenig Alkohol kann ich bei dieser Hitze schon vertragen. Aber bitte nicht zu stark.“
War Guido vielleicht der Lebensgefährte von Zaran? Dass er verheiratet gewesen war, hieß schließlich gar nichts. Sie kannte genügend Ehemänner, die nebenbei homosexuellen Neigungen nachgingen. Und sie hatte immer mal wieder ein Phänomen beobachtet: Männer, die ihr ganzes Leben lang heterosexuell gewesen waren, entdeckten in der Lebensmitte plötzlich homophile Tendenzen.
„Sehr gerne. Dann entschuldigen Sie mich. Ich lasse Sie in der Bibliothek alleine.“
„Keine Ursache. Ich kann mir zur Not mit Lesen die Zeit vertreiben.“ Alexa betrat die Bibliothek, und Guido schloss leise die Tür hinter ihr. Es war die größte Privatbibliothek, die Alexa je gesehen hatte. So groß wie ein halbes Fußballfeld. Die Bücherregale reichten bis unter die hohe Decke, die oberen Reihen waren nur über Schiebeleitern zu erreichen. Am hinteren Ende des Raumes befand sich ein massiver Schreibtisch, auf dem sich Bücher und Papiere stapelten. Schwere, lederne Sitzgruppen im Raum sorgten für englische Klubatmosphäre. Die breiten Fenster an der Außenwand ließen strahlendes Licht herein, das aber nicht den ganzen Raum ausfüllte und einige Ecken in einem angenehmen Dunkel beließ.
Alexa entschied sich für eine Sitzgruppe im Schatten. Der Aschenbecher auf einem niedrigen Tisch deutete darauf hin, dass hier keine rauchfreie Zone war. Alexa zündete sich eine Kool an und schritt die Bücherwände ab. Sie waren systematisch nach Sachgebieten geordnet. Alleine Zarans Werke in den unterschiedlichsten Ausgaben und Sprachen füllten mehrere Regalbretter. Interessiert blieb sie stehen, als sie die okkulte Abteilung entdeckte. Sie überflog einige Buchrücken: „The Black Arts“ von Richard Cavendish, „The Book of God’s Madness“ und „The Secret Country“ von Ralph Chubb, „Book of Lies“ und „Magick“ von Aleister Crowley, „Obscure Religious Cults“ von Shashibhusan Dasgupta, „Sexuality, Magic and Perversion“ von Francis King, „Geschichte der Magie“ von Eliphas Levi, „Sex and the Supernatural“ von Giuseppe Tucci, „Essay on the Worship of Priapus“ von Richard Payne Knight, „Là-bas“ von Joris-Karl Huysmans, „Wotans Jünger“ von Franziska Hundseder, „Raising Hell“ von Michael Newton, „Cannibalism and Human Sacrifice“ von Garry Hogg, „The Satanic Bible“ von Anton LaVey, „Schwarzbuch Satanismus“ und „Der Satan von Witten“ von Guido und Michael Grandt, „Der Mann, der Hitler die Ideen gab“ von W.
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