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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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ihn, dass er nur noch als Gastprofessor dies- und jenseits des Atlantiks Seminare gab. Zu seinen Bekannten zählten der Papst ebenso wie mehrere britische Premierminister und die Bankenlords der Londoner City. Regelmäßig veröffentlichte er Bücher zu Aspekten des Mittelalters, die im englischen und französischen Sprachraum sofort auf die Bestsellerlisten kamen. Trotz dieser Verpflichtungen fand er noch Zeit, Dokumentationen für die BBC zu produzieren und als Sektenbeauftragter ehrenhalber der katholischen Kirche zu assistieren. Ein wenig zwielichtig war seine Funktion im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Qumran-Rollen. Ernstzunehmende Forscher behaupteten, dass Zaran im Auftrag des Vatikans die Erforschung und Veröffentlichung der historischen Dokumente sabotierte.
    Der beruflich so erfolgreiche Mann hatte im Privatleben einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Seine Eltern waren ermordet worden, als Erik vierzehn Jahre alt war. Er war in Internaten und bei einem Onkel aufgewachsen, der als Vormund das ererbte Vermögen verwaltet hatte. Vor einigen Jahren war seine Frau, Erbin eines amerikanischen Kosmetikkonzerns, an Leukämie gestorben. Daraufhin hatte er sich zurückgezogen und seine akademische Tätigkeit eingeschränkt. Man munkelte, dass er sich im nächsten Jahr ganz von seinen bisherigen Aktivitäten verabschieden würde und nur noch Bücher schreiben wollte.
    Was hatte einen so polyglotten Menschen wie ihn ausgerechnet ins Ruhrgebiet verschlagen, wenn er doch Wohnungen in London, New York, Wien und Paris besaß? In einem Interview hatte er als Grund dafür den letzten Urlaub mit seinen Eltern angegeben, den er in den Wäldern um Herdecke verbracht hatte. Außerdem gebe es für einen Weltmann wie ihn hier so gut wie keine Ablenkungen, kaum gesellschaftliche Ereignisse oder Verpflichtungen, die seine Anwesenheit erforderten – anders als in den High-Society-Großstädten, wo jeder Gastgeber durch seine Abwesenheit gekränkt gewesen wäre. Und dann seien da noch die Germanen, besonders die Sachsen; eines seiner Spezialgebiete, über das er von hier aus bestens forschen könne.
    Der Eindruck, den Zaran in allen Interviews vermittelte, war der eines Süchtigen, eines Wissenssüchtigen. So empfand es Alexa zumindest. Zaran gehörte zu den Menschen, die von Forschung und Wissensdurst besessen waren. Ob er ein Buch über Kriege schrieb, über die Sachsen, den Hexenwahn oder Thebens Heilige Schar – immer brachte er sich mit Haut und Haaren, mit ganzer Seele ein, bis er alles über sein Thema erforscht hatte. Diese Bandbreite machte Alexa etwas misstrauisch. Zaran war reich genug, um sich jede Menge leg men zu leisten. Andererseits beruhte sein Erfolg auf neuen Ansätzen und einem originellen, unprätentiösen Stil. Sicher wäre er ein guter Kriminalist, der sich in einen Fall verbeißen könnte. Sie freute sich auf eine interessante Begegnung.
    Alexa bog von der Straße ab. Das Anwesen lag, getrennt durch die vierspurige Wittbräucker Straße, ein paar nuttigen Kleinbürgervillen gegenüber. Sie durchfuhr ein breites Tor, registrierte die Alarmanlage an der Mauer, glitt dann zwischen dichtstehenden Bäumen und Büschen hindurch. Über ihr berührten sich die Baumkronen, sie fuhr durch einen schattigen grünen Tunnel. Nach einer Kurve sah sie das große, weiße Haus vor sich: ein vierstöckiger wilhelminischer Bau, bullig wie eine Burg. Vor dem Haus stand ein Rolls-Royce. Erik Zaran konnte sich schon aus der Portokasse problemlos das Allerbeste leisten. Sie stellte ihren Wagen daneben ab, ging die breite Steintreppe zum Hauptportal hinauf und drückte den breiten Klingelknopf neben der massiven Holztür. Nach einer Minute wurde ihr von einem Mann geöffnet, der irgendwo zwischen zwanzig und vierzig sein musste. Der Hausherr war er garantiert nicht; sie hatte Bilder von Zaran im Netz gesehen.
    Ihr Portier hatte das Gesicht eines verlebten Engels, umrahmt von blonden Locken. Der Mann war schön wie ein Filmstar. Er hatte leuchtend grüne Augen, trug hautenge Radlerhosen und ein verschwitztes T-Shirt, die seine geradezu hellenische Figur betonten. Alexa entschied für sich, dass er älter war, als er aussah. Ein Dorian Gray. Um den höhnischen Mund lag ein verderbter Zug. Alexa mochte diesen eitlen Kerl auf Anhieb nicht. Sein arrogantes Auftreten schien zu verkünden, dass jeder zarte Jüngling nur für seine samengetränkte Matratze bestimmt war. Er wirkte nicht wie ein

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