Die Lucifer-Connection (German Edition)
Glauben sie wirklich an Teufelsanbetung und Menschenopfer als Kraftquelle?“
„Menschenopfer sind nicht auf den Satanismus beschränkt, sondern natürlich viel älter als das Christentum. Mit Jesus Tod am Kreuz sollte diese Tradition ein für allemal beendet werden – ein eher sympathischer Aspekt des Katholizismus. Sie kennen sicher die berühmten Blutopfer der Azteken, die von unvorstellbarer Grausamkeit waren. Es wurden so viele Menschen geopfert, dass das Blut über die Tempelstufen bis in die Stadt floss. Jährlich wurden zehn- bis zwanzigtausend Gefangene rituell getötet. Das Opfer wurde von vier Priestern auf einen Steinblock gelegt. Ein fünfter Priester führte mit einem Steinmesser einen schnellen Längsschnitt über die Brust des Opfers und durchtrennte dabei Brustbein und Rippen. Das schlagende Herz wurde herausgerissen und der Sonne entgegengehalten. Danach tränkte man die Götzenbilder mit dem Blut. Die Opfer für den aztekischen Frühlingsgott Xipe Totec wurden an einen Pfahl gefesselt und mit Pfeilen durchbohrt. Danach zog man ihnen die Haut ab, die danach zwanzig Tage lang vom Priester getragen wurde. Aber auch die europäische Geschichte hat da einiges zu bieten. Griechen, Germanen, Etrusker – bei allen sind Menschenopfer dokumentiert.“
„Geschichte. Was natürlich nicht heißt, dass es Gruppen Verwirrter nicht heute noch gibt.“
„Überall auf der Welt strebt man nach Profit und Prestige. Das heißt, dass unsere Beziehungen zueinander durch Konkurrenz bestimmt werden, also durch Gewalt und Asozialität. Der Satanismus ist in gewisser Hinsicht eine kompromisslose Ausdrucksform dieser Lebensweise. Unsere Zivilisation feiert das Oberflächliche. Ziel der gesamten Existenz ist der Erwerb von Konsumgütern und Prestige. Deshalb passen mordende Satanisten und Serienkiller so gut in unsere Zeit. Für sie sind das Schlachten oder Opfern von Menschen die Taten von Konsumenten, die menschliches Leben lediglich als Objekte ihrer Bedürfnisse ansehen.“
Zaran ging zu einem Regal, musterte die Bücher, zog eines heraus und blätterte darin.
„Dieser Bericht über den Trophäenkult der Kelten stammt von Diodoros aus Argyrion, der im ersten Jahrhundert vor Christus lebte. Inhaltlich übereinstimmende Beschreibungen gibt es außerdem von griechischen und römischen Gelehrten wie Poseidonos von Apameia, Polybios von Megalopolis, Strabon und Titus Livius. Ich zitiere: ,Den gefallenen Feinden schlagen sie die Köpfe ab und hängen diese ihren Pferden an den Hals; die erbeuteten Waffen übergeben sie ihren Dienern, und obwohl sie blutverschmiert sind, führen sie die Trophäen unter Hymnen und Siegesgesängen mit sich. Diese Kriegsbeute nageln sie dann an die Eingänge ihrer Häuser, gerade so, als ob sie auf der Jagd Wild erlegt hätten. Die Köpfe der vornehmsten Feinde balsamieren sie ein und bewahren sie sorgfältig in einer Truhe auf. Wenn sie sie den Gastfreunden zeigen, brüsten sie sich, dass für diesen Kopf einem ihrer Vorfahren, ihrem Vater oder auch ihnen selbst, viel Geld geboten worden sei, sie es aber nicht genommen hätten. Einige von ihnen sollen sogar damit prahlen, dass sie Gold im gleichen Gewicht für den Kopf nicht angenommen hätten: damit beweisen sie eine barbarische Art von edler Gesinnung. Denn die Beweisstücke der Tapferkeit nicht zu verkaufen ist noch kein Zeichen von edler Art; aber Verhalten wilder Tiere ist es, gegen Wesen gleicher Gattung noch nach ihrem Tod feindselig zu sein.‘ “
Leise trat von Prelatis ein, ging zu Alexa und stellte ein großes Glas neben sie. Sie nahm es, sog am Strohhalm. Es war ein köstlicher Longdrink, der erfrischend nach Minze schmeckte.
„Danke, Herr von Prelatis. Der Drink ist wunderbar.“
„Darf ich Ihnen auch etwas bringen, Herr Professor?“
„Nein, danke, Guido.“
Von Prelatis verbeugte sich knapp, nickte Zaran zu und ging leise hinaus.
„Guido ist wie ein Sohn für mich. Ich bin in meiner Arbeit fast abhängig von ihm. Er hält mir den Rücken frei, recherchiert für mich und sorgt dafür, dass ich drei Mahlzeiten am Tage bekomme. Ich neige nämlich dazu, so in meiner Arbeit aufzugehen, dass ich Zeit und Raum um mich vergesse. Der Inbegriff des zerstreuten Professors. Guido ist mehr als ein Sekretär oder Chauffeur. Er ist ein Freund, der sein komplettes Leben in meine Dienste gestellt hat. Ich sage ihm immer wieder, er soll sich eine angenehmere Arbeit suchen – aber er lehnt es immer ab. Er ist mein
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