Die Lucifer-Connection (German Edition)
Adlatus.“
„Er scheint ja alles für Sie zu tun. Wirklich alles?“
Zaran setzte wieder sein charismatisches Lächeln auf. „Ah, Ihnen ist selbstverständlich aufgefallen, dass er homosexuell ist. Ich verstehe Ihre Anspielung, meine Liebe. Und ich möchte Ihnen sagen, dass mich das überhaupt nicht stört. Guido hat ein Anrecht auf Liebschaften, die übrigens keinen Einfluss auf seine Arbeit oder unsere Beziehung haben.“
„Dann sind Sie nicht der eifersüchtige Typ?“
Jetzt lachte Zaran laut. Es klang merkwürdig schrill. „Endlich habe ich begriffen. Nein, liebe Frau Kriminaldirektor. Legen Sie die Indizien nicht falsch aus. Ich bin nicht homosexuell. Ich bin an allen Spielarten der Heterosexualität interessiert. Aber der Zugang zur Homo- oder Bisexualität ist mir leider nicht gegeben.“
„Leider?“
„Ja, sicher – leider. Ich muss dadurch auf Erfahrungen verzichten. Aus rein theoretischen Überlegungen hätte ich natürlich gerne auch in der Sexualität ein breiteres Spektrum. Aber was soll ich machen? Es ist mir eben nicht möglich. Und nur um meinen Erfahrungshorizont auszudehnen, werde ich nicht die eigene Natur vergewaltigen.“
„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“
„Wie bedauerlich.“
Er sah Alexa tief in die Augen. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie spürte, wie sie erregt wurde. Zaran zog ein neues Buch hervor. „Nitibus beschreibt die Vorbereitungen für eine schwarze Messe: ,Im Laufe dieser Tage isst man nur einmal pro Tag nach dem Sonnenuntergang schwarzes Brot mit Blut. Wenn man schon seit fünf Tagen fastet, darf man zum Essen ein Glas Wein trinken, in dem man zuvor fünf Stunden lang fünf Kapseln des schwarzen Mohns und fünf Unzen Hanfsaatgut ziehen lassen und ihm dann den Unterwäsche-Inhalt einer unzüchtigen Frau beigemischt hat … Zuerst wählt man einen einsamen Ort, der in schlechtem Ruf steht, so wie ein Friedhof, eine einsam gelegene Ruine … oder ein Ort, an dem ein Mord verübt wurde. Das Fell des abgestochenen Opfers soll man in Streifen schneiden; aus diesen Streifen legt man den inneren Kreis aus und befestigt sie mit vier (Sarg-)Nägeln. Zwischen die Nägel, aber außerhalb des Kreises stellt man den Katerkopf, den Menschenschädel, die Ziegenbockhörner.‘ Und in ,Satanische Magie‘ von Gregorius, Fraternitas Saturi, heißt es: ,Nun liegt auf dem Altar der nackte Leib einer Frau, auf dem der Priester seine Handlungen verrichtet und den Kelch und die heiligen Geräte stellt. Man bedient sich wiederum des Blutes neugeborener Kinder, die man vorher durch Halsader-schnitt schächtet, um die Hostien damit zu durchtränken.‘ Die Hämatophilie ist weiter verbreitet, als man gemeinhin annimmt.“
„Die was?“
„Die Liebe zum Blut. Blut gilt als Lebenskraft. Blut zu trinken heißt vielen, die Lebenskräfte des Opfers auf sich zu übertragen. Laut Anton LaVey, dem Gründer der kalifornischen Church of Satan, ist Blut, das im Todeskampf vergossen wird, besonders effektiv. Im Todeskampf entlädt sich angeblich bioelektrische Energie. Das Opfer wird geschächtet, und das Blut ergießt sich über ein kopulierendes Paar. Das ist einer der Riten bei schwarzen Messen, die im Namen des altägyptischen Satans Set oder im Namen Baphomets, des Bocks von Mendes oder sonst eines Dämons veranstaltet werden. Das Blutopfer ist wirksamer, wenn auch gefährlicher – und für alle Zwecke ist das menschliche Opfer das Beste.“
„Wie bitte?“
„Ich zitiere Aleister Crowley, der das Buch geschrieben hat, das Sie gerade in der Hand halten.“
„Das gilt dann auch für rituellen Kannibalismus?“
„Ja. In gewisser Hinsicht ist der Katholizismus auch ritueller Kannibalismus.“
„Das ist mir zu hoch. Sie sagten doch gerade, dass er das religiöse Menschenopfer abschaffte.“
„Schon. Aber was sind Hochämter, in denen Wein als Christi Blut und Oblaten als das Fleisch des Heilands zum Verzehr gereicht werden, anderes als ritueller Kannibalismus?“
„Du meine Güte! So habe ich das noch nie gesehen.“
„Der magische Kannibalismus ist bei afrikanischen Geheimgesellschaften, etwa den Poro-Societies, zu denen auch die Leopardenmenschen von Sierra Leone gehörten, in der Zielsetzung identisch mit dem europäischen oder nordamerikanischen Satanismus. Durch das Einverleiben eines getöteten Menschen will man sich dessen Kraft aneignen. Im rituellen Satanismus steht die individuelle Selbsterhöhung, der Glaube an sich als göttliches Wesen, im Mittelpunkt.
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